02 - Im Netz der Vergangenheit
»Am besten bringen wir sie gleich nach unten.«
Mit einem Ausdruck des Bedauerns im Gesicht stand Tyler ebenfalls auf, und gemeinsam trugen sie die Matratze die Treppe hinunter.
»Wir sollten dann auch gleich schlafen gehen, wir haben morgen einiges an Arbeit vor uns«, schlug Laura vor, und Cassy nickte zustimmend.
Sie wünschten Tyler eine gute Nacht und waren kurz darauf in ihrem Zimmer.
»Okay, schieß los mit deiner Gardinenpredigt«, murmelte Cassy nach einer Weile unbehaglichen Schweigens zerknirscht, während sie sich hinlegten.
Laura warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu und schüttelte dann mit dem Kopf.
»Was soll ich dazu noch sagen? Du bist alt genug, um zu wissen, was du tust, aber wenn du nicht aufhörst, mit dem Feuer zu spielen, wirst du dir mit Sicherheit mehr als nur die Finger verbrennen.«
Kapitel 8
A m nächsten Morgen suchten sie direkt nach dem Frühstück Herbs Werkstatt auf, und nachdem Tyler kurz mit ihm verhandelt hatte, fuhr Cassy mit einem fast nagelneuen Cabriolet vom Hof.
»Wow, das macht richtig Spaß«, lachte Cassy, während sie mit Laura durch Bridgewater kurvte. »Daran könnte ich mich direkt gewöhnen, wenn Herb meinen Wagen nicht wieder hinbekommt, sollte ich mir vielleicht überlegen, das Cabrio zu kaufen.«
»Bevor du dein Geld für dieses Auto ausgibst, solltest du dich vielleicht erst mal nach einem Job umschauen«, gab Laura schmunzelnd zu bedenken.
»Ach, dass du immer so ein Spielverderber sein musst«, sagte Cassy und zog eine Schnute, »Das mit dem Job nehme ich in Angriff, wenn entschieden ist, ob ihr hierher kommt. Vielleicht können wir beide ja auch irgendetwas zusammen machen.«
»Von mir aus gerne, aber eins sag ich dir gleich – alles, bloß kein Hotel.«
Gutgelaunt alberten sie noch eine Weile herum, froh, dass sie die ganzen Geschehnisse in Baywood inzwischen weit genug verarbeitet hatten, um ihrem Humor freien Lauf zu lassen.
Im Haus angekommen begannen sie damit, die alten Tapeten in Cassys Zimmer abzureißen. Sie kamen gut voran, und gerade als sie alles entfernt und die Reste in die Mülltonne geworfen hatten, erschien Tyler.
»Dann wollen wir mal«, sagte er voller Tatendrang, und kurz darauf waren sie zu dritt damit beschäftigt, die neuen Tapeten zuzuschneiden und anzukleben. In kürzester Zeit hatten sie den kompletten Raum tapeziert, und zufrieden schaute Cassy sich um.
»Na das kann sich doch sehen lassen«, sagte sie glücklich, »Und es ging ja wirklich total schnell.«
»Kein Wunder, du kannst ja fast besser tapezieren als ich«, schmunzelte Tyler, »Wo hast du das denn gelernt?«
Ein Schatten glitt über Cassys Gesicht, sie dachte daran, wie sie mit Jayden die Zimmer im Hotel renoviert hatte, wie er ihr alles geduldig gezeigt und erklärt hatte.
Laura, die genau wusste, woran ihre Freundin sich erinnerte, machte eine abwehrende Handbewegung. »Cassy war doch schon immer so ein Multitalent. – Komm, hilf mir mal, das Bett wieder reinzuschieben.«
Zusammen rückten sie das Bettgestell wieder an seinen Platz und holten danach die Matratze aus Tylers Pick-up.
»Perfekt«, lächelte Laura, »Dann werden wir heute die erste Nacht in deinem Haus verbringen.«
»Du weißt ja, was man in der ersten Nacht in einem neuen Haus träumt, geht in Erfüllung«, sagte Tyler leise zu Cassy.
»Ja, ich weiß«, murmelte sie abwesend und sah im gleichen Moment wieder Jaydens graue Augen vor sich.
Tyler fuhr wieder weg, und Cassy und Laura kramten noch eine Weile im Haus herum, dann schaute Laura auf die Uhr.
»Sam wird bald da sein, wir sollten uns auf den Weg zum Bahnhof machen.«
»Willst du nicht lieber alleine fahren? Ihr habt euch ein paar Tage nicht gesehen, und ich möchte euch bei eurer Begrüßung nicht stören.«
»Quatsch, schließlich sind da noch mehr Leute, und wir werden wohl kaum eine Gelegenheit haben, übereinander herzufallen«, kicherte Laura. »Natürlich kommst du mit.«
Kurz darauf standen sie auf dem Bahnsteig und warteten auf die Ankunft des Zugs, Laura aufgeregt vor Wiedersehensfreude und Cassy nervös mit der stillen Befürchtung, Jayden würde vielleicht doch mitgekommen sein.
Doch zu ihrer Erleichterung stieg Sam allein aus dem Zug, und nachdem sie sich ausgiebig begrüßt hatten, schlenderten sie gemütlich zum Auto.
»Wow Cassy, schicker Wagen – bist du jetzt unter die Großverdiener gegangen?«, witzelte Sam erstaunt, als sie einstiegen.
Laura wollte gerade den Mund öffnen, um etwas zu sagen, da
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