02 - Im Netz der Vergangenheit
gut, bis dann.«
Mit einem kurzen Nicken in Jaydens Richtung verschwand Tyler nach draußen, und Cassy atmete erleichtert auf. Sie schaute unauffällig zu Jayden, doch der hatte seinen Kopf über die Kaffeetasse gebeugt und es war ihr unmöglich, an seinem Gesicht zu erkennen, was er dachte.
»Wollen wir dann fahren?«, fragte sie unbehaglich.
»Ja, sicher.«
Er stand auf und ging mit undurchdringlicher Miene zur Tür. Bedrückt folgte sie ihm, und wenig später saßen sie im Auto und legten schweigend den Weg zum Makler zurück.
»Ich gehe in der Zwischenzeit telefonieren«, teilte sie ihm mit, nachdem sie den Wagen geparkt hatte.
Jayden nickte stumm und verschwand im Gebäude; Cassy lief ein Stück die Straße hinab zur Post. Mit zitternden Fingern wählte sie die Nummer von Lauras Eltern und betete inbrünstig, dass Laura da sein würde.
»Laura, ich bin‘s«, sprudelte Cassy hektisch hervor, als die Freundin sich nach dem zweiten Läuten meldete. »Was hast du dir nur dabei gedacht?«
»Cassy – was ist denn los?«, fragte Laura irritiert.
»Das fragst du noch? Wieso hast du Jayden hierher geschickt? Ich habe gedacht, er würde frühestens in ein paar Wochen hier auftauchen.«
»Jetzt beruhige dich doch, ich habe ihn nicht geschickt«, erklärte Laura, »Sam hat mit ihm telefoniert, danach war Jayden kurz bei mir und hat sich die Quittung vom Makler abgeholt, damit er den Mietvertrag unterschreiben kann.«
»Und du hattest nichts Besseres zu tun, als ihm von meinem Auto und der Sache mit dem Fenster zu erzählen.«
»Er hat mich gefragt, wie mein Besuch bei dir gewesen ist, und ja, dann habe ich ihm davon erzählt, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Mir ist wesentlich wohler, seit ich weiß, dass du dort nicht alleine bist.«
»Du wusstest also, dass er hierher fährt, warum hast du mich nicht wenigstens vorgewarnt?«, sagte Cassy vorwurfsvoll.
»Wie denn ohne Telefon?«, erwiderte Laura trocken. »Ich verstehe nicht, wieso du dich jetzt so aufregst, du warst einverstanden mit allem, und früher oder später wärst du ihm doch sowieso begegnet.«
»Ach Laura, du hast ja keine Ahnung«, presste Cassy hilflos heraus, den Tränen nahe. »Irgendwie bricht hier gerade alles über mir zusammen.«
Niedergeschlagen berichtete sie Laura, was sich seit Jaydens Ankunft abgespielt hatte, erzählte ihr von der unglücklichen Situation, in der er sie mit Tyler überrascht hatte, von Tylers Besuch am heutigen Morgen, und schließlich von den ungewollten Gefühlen, die Jayden in ihr auslöste.
Als sie fertig war, herrschte einen Moment Schweigen in der Leitung.
»Wenn du nicht noch weiteren Stress haben willst, solltest du Tyler in seine Schranken weisen, und zwar deutlich«, sagte Laura nach einer Weile. »Du behauptest, kein Interesse mehr an ihm zu haben, also sag ihm das.«
»Habe ich auch nicht«, erklärte Cassy bestimmt. »Ich habe ihm keinen Grund gegeben, sich Hoffnungen zu machen.«
»Dann regele das. Ich möchte nicht wissen, was Jayden denkt, auch wenn er bisher nichts dazu gesagt hat, wird ihm das kaum gefallen.«
»Ich weiß«, murmelte Cassy frustriert, »Es ist auch nicht meine Absicht, ihn zu verletzen.«
»Das wäre der nächste Punkt«, fuhr Laura kritisch fort. »Nach dem, was du mir erzählt hast, ist er dir ja wohl alles andere als gleichgültig – also spring verdammt nochmal über deinen Schatten und bring das in Ordnung.«
»Das kann ich nicht, ich bin noch nicht soweit«, sagte Cassy leise.
»Was glaubst du, wie lange er das wohl mitmachen wird? Du kannst ihn doch nicht ewig hinhalten.«
»Das will ich doch auch gar nicht. Aber ich brauche noch ein bisschen Zeit.«
In diesem Augenblick sah Cassy Jayden die Post betreten.
»Laura, ich muss Schluss machen – ich melde mich die Tage wieder bei dir.«
Rasch legte sie den Hörer auf, holte tief Luft und ging auf Jayden zu.
»Und, wie siehts aus? Hat alles geklappt?«
Zufrieden hielt er ihr den Mietvertrag vor die Nase. »Alles geregelt, es kann losgehen.«
Cassys Blick fiel auf den Namen im Kopf des Vertrags, und spontan riss sie ihm das Papier aus den Händen, schaute noch einmal genauer hin, doch es gab keinen Zweifel.
Neben der kleingedruckten Bezeichnung »Vermieter« prangte in dicken Lettern der Name T. Cudney.
Kapitel 15
» C assy, was ist los?«, fragte Jayden stirnrunzelnd, als er ihren entgeisterten Blick bemerkte.
Sie ließ den Vertrag sinken und überlegte kurz, ob sie das Ganze nicht besser für sich
Weitere Kostenlose Bücher