02 - Im Netz der Vergangenheit
fragte Cassy irritiert.
Der Mann schaute sie vorwurfsvoll an. »Draußen an der Anschlussdose war das komplette Kabel herausgerissen, so etwas passiert normalerweise nicht von alleine.«
»Das Haus ist schon alt, kann sich das von alleine gelöst haben?«, wollte Jayden wissen.
»Auf keinen Fall, die Kabel sind normalerweise so fest angebracht, dass sie nicht einfach von selbst herausfallen.«
»In Ordnung, danke«, murmelte Jayden dumpf.
Nachdem sie den Mann bezahlt und verabschiedet hatte, warf Cassy Jayden einen fragenden Blick zu. »Was geht hier vor?«
»Keine Ahnung, aber das werden wir herausfinden«, sagte er nachdenklich. »Vor allem sollten wir das Schloss an der Haustür unbedingt austauschen.«
»Ja, das wäre wohl sinnvoll«, stimmte sie zu. »Übrigens ist das Essen fertig.«
Im gleichen Augenblick klopfte es erneut an die Tür, und als Cassy öffnete, stand der Schreiner vor ihr. Sie zeigte ihm die kaputte Stufe und bat ihn, sicherheitshalber auch gleich die restliche Treppe zu überprüfen.
Während sie beim Essen saßen, hörten sie den Mann draußen klopfen und hämmern, und gerade als sie fertig waren und das Geschirr abgespült hatten, betrat er die Küche.
»Die Treppe ist wieder in Ordnung«, erklärte er fröhlich, »Ich habe noch ein paar kleinere, morsche Stellen ausgebessert, aber das war nichts Gravierendes.«
Er stellte ein kleines, verstaubtes Schmuckkästchen auf den Küchentisch. »Das hier habe ich übrigens unter der Treppe gefunden.«
Cassy warf Jayden einen überraschten Blick zu, doch bevor sie dazu kamen, etwas zu sagen, verabschiedete der Schreiner sich auch schon.
»Die Rechnung schicke ich Ihnen zu, einen schönen Tag noch.«
»Danke, Ihnen auch«, murmelte Cassy abwesend, und während Jayden ihn nach draußen begleitete, wischte sie mit den Fingern den Staub von der Schatulle und betrachtete sie von allen Seiten.
»Was ist drinnen?«, fragte Jayden, als er wieder zurückkam, und Cassy zuckte mit den Achseln.
»Keine Ahnung.«
Zögernd wollte sie den Deckel öffnen, doch das Kästchen war verschlossen.
»Warte.«
Jayden verschwand nach draußen und kam kurz darauf mit einem kleinen Draht zurück. Geschickt stocherte er damit in dem winzigen Schloss herum, und Sekunden später klickte es leise.
»Gehörte auch zur Ausbildung«, grinste er, als er Cassys verblüfftes Gesicht sah, und drückte ihr das Kästchen in die Hand.
Gespannt hob sie den Deckel und stieß ein überraschtes »Oh« aus, als ihr mehrere Schmuckstücke entgegen funkelten.
»Ist das noch von deinen Eltern?«, fragte Jayden, nachdem er einen kurzen Blick auf den Inhalt geworfen hatte.
»Ich weiß nicht«, sagte Cassy, während sie ein paar der Teile herausnahm und genauer betrachtete. »Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter jemals etwas davon getragen hätte. Aber die Einzige, die das mit Sicherheit wissen könnte, ist meine Tante Olivia. – Am besten fahre ich morgen bei ihr vorbei und frage sie danach.«
»Ich wollte jetzt bei meiner Tante vorbeigehen – willst du mitkommen?«, fragte Cassy am anderen Morgen, nachdem sie gefrühstückt hatten.
Sie trank ihren Kaffee aus und stand auf, schaute Jayden abwartend an.
»Hm, ein Besuch bei deiner Verwandtschaft«, überlegte er mit ernstem Gesicht, »Denkst du nicht, das wäre ein bisschen verfrüht?«
Verständnislos schaute sie ihn an. »Wieso denn? Es ist schon nach neun, und meine Tante ist sowieso immer schon im Morgengrauen auf.«
Dann bemerkte sie, wie er anfing zu grinsen, und begriff, was er gemeint hatte. »Haha, sehr witzig«, sagte sie trocken, »Also, kommst du jetzt mit oder nicht?«
»Ich glaube, ich werde lieber drüben in den Büros weiter machen. Du könntest mich dort absetzen und dann später nachkommen, wenn es dir recht ist.«
Sie nickte, und wenig später machten sie sich auf den Weg. In der Slane Road stieg Jayden aus, und Cassy fuhr weiter, erreichte kurz darauf das Haus ihrer Tante.
Nachdem sie geklopft hatte, öffnete Olivia ihr nur wenige Sekunden später die Tür.
»Cassy«, sagte sie überrascht, doch es klang nicht sehr erfreut.
»Guten Morgen, entschuldige, wenn ich so unangemeldet hereinplatze, aber ich wollte dich nur kurz etwas fragen. Ich werde dich auch nicht lange aufhalten.«
»Komm rein.«
Olivia ging voraus in die Küche und Cassy folgte ihr, ließ sich auf einem Stuhl nieder und stellte das kleine Kästchen auf den Tisch.
»Das hier habe ich im Haus gefunden«, erklärte sie und
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