02 - Im Netz der Vergangenheit
nicht, dass ich die Absicht habe, sofort über dich herzufallen. Also hör bitte auf ein Gesicht zu machen, als hättest du dir ‚Jack the Ripper‘ ins Haus geholt.« Er schmunzelte. »Du kannst unbesorgt schlafen gehen, ich verspreche dir, mich zu benehmen, auch wenn es mir schwerfällt.«
Cassy schluckte, war froh, dass er ihre wahren Gedanken nicht erahnt hatte, und bemühte sich, ein gleichgültiges Gesicht zu machen.
»In Ordnung, also gute Nacht«, wünschte sie ihm nochmals und drehte sich um, hörte im Hinausgehen noch, wie er ebenfalls ein leises »Gute Nacht« murmelte, und verschwand in ihrem Zimmer.
Völlig übermüdet schlurfte Cassy am nächsten Morgen auf den Flur hinaus; sie hatte kaum ein Auge zugemacht und sehnte sich nach einer ausgiebigen Dusche. Während sie noch im Halbschlaf auf das Bad zulief, öffnete sich plötzlich die Tür von Jaydens Zimmer.
Erschrocken blieb sie stehen, und hörte im gleichen Augenblick, wie er tief Luft holte.
Irritiert schaute sie ihn an, sah, wie seine Augen über ihr dünnes Nachthemd glitten, bemerkte, wie er heftig schluckte.
Unter seinem Blick wurde ihr schlagartig heiß, und mit weichen Knien stolperte sie ins Bad, zog energisch die Tür hinter sich zu. Mit fahrigen Bewegungen zerrte sie sich das Nachthemd über den Kopf, drehte die Dusche auf und stieg hastig hinein. Erleichtert ließ sie das wohltuend kalte Wasser auf sich prasseln, während sie sich völlig durcheinander an die Kacheln lehnte.
Wenn sie in den letzten Tagen an ein Wiedersehen mit Jayden gedacht hatte, hatte sie mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass er nach wie vor solch eine Wirkung auf sie haben würde. Er war noch keine vierundzwanzig Stunden hier und hatte sie schon fast vollkommen aus der Fassung gebracht, beinahe noch schlimmer als während ihrer gemeinsamen Zeit in Baywood. Voller Wut auf sich selbst schlug sie mit der Hand auf die Kacheln, wütend darüber, dass sie so stark auf ihn reagierte, und wütend darüber, dass sie sich darauf eingelassen hatte, ihn bei sich wohnen zu lassen.
Irgendwann hatte sie sich so weit beruhigt, dass sie langsam das heiße Wasser aufdrehte, und sich trotzig vornahm, nicht zuzulassen, dass ihr körperliches Verlangen nach ihm all ihre Bedenken über den Haufen werfen würde.
Kapitel 14
A ls sie nach unten kam, hatte Jayden bereits Kaffee gekocht, er saß am Tisch und frühstückte. Sie nahm sich ebenfalls eine Tasse und setzte sich zu ihm.
»Okay, was hast du für heute geplant?«
»Das Beste wäre, zunächst mal den Mietvertrag unter Dach und Fach zu bringen, bevor ich anfange, irgendetwas zu renovieren«, erklärte er.
»Gut, also fahren wir nach dem Frühstück zum Makler«, stimmte Cassy zu, und bemühte sich um einen lockeren Tonfall.
»Du musst mich nicht die ganze Zeit herumfahren, ich kann das auch alleine erledigen, wenn du lieber hier weitermachen möchtest.«
»Schon in Ordnung, ich wollte sowieso kurz telefonieren.« Als er sie fragend anschaute, fügte sie hinzu: »Der Anschluss hier im Haus wird schätzungsweise erst in zwei Wochen gelegt.«
Jayden wollte etwas antworten, doch im gleichen Moment ging die Küchentür auf und Tyler kam herein.
»Guten Morgen«, grüßte er lächelnd, dann fiel sein Blick auf Jayden, und abrupt änderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht. »Entschuldige, ich wusste ja nicht, dass dein Besuch noch da ist.«
»Guten Morgen«, erwiderte Cassy ungehalten, »Und bitte, auch wenn die Klingel nicht geht, sei das nächste Mal wenigstens so höflich, anzuklopfen.«
»Eigentlich wollte ich dich fragen, ob ich dir hier noch etwas helfen soll«, erklärte er, ohne auf ihren Vorwurf einzugehen.
»Nein danke, ich glaube, du hast schon genug geholfen«, sagte sie, und konnte sich einen ironischen Unterton nicht verkneifen, »Den Rest werden wir alleine fertigbekommen.«
»Wir?«, fragte er gedehnt.
»Jayden und ich«, sagte sie rasch, und warf Jayden einen eindringlichen Blick zu. »Wir kriegen das sicher alleine hin, und falls ich doch noch Hilfe brauchen sollte, lasse ich es dich wissen.«
Tyler sah alles andere als erfreut aus, frustriert zuckte er mit den Schultern.
»Bitte, ganz wie du meinst.« Er wandte sich zur Tür, drehte sich dann noch einmal zu ihr um. »Vielleicht hast du ja in den nächsten Tagen mal Zeit, ich würde dich gerne zum Essen einladen.«
»Vielleicht«, murmelte Cassy ausweichend, »Zuerst möchte ich gerne hier mit allem fertig werden.«
»Natürlich. – Machs
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