02_In einem anderen Buch
bitte.«
»Gab's Ärger in Auckland?«
»Ja, der örtliche Ableger der Brontë-Gesellschaft hat ein bisschen gemeckert«, sagte ich. »Das neue Ende von Jane Eyre
gefällt ihnen nicht.«
»Ein paar Unzufriedene gibt's immer«, erklärte Flakk.
»Nimmst du Milch?«
»Ja, bitte.«
»Oh«, sagte sie und starrte verdutzt in das Milchkännchen.
»Die ist schlecht geworden. Na, macht nichts. Also, ich würde
gern hier bleiben und die Show sehen, aber in Penzance hat so
ein Trottel von SpecOp-17 versehentlich einen Gothic-Fan
aufgespießt und das gibt bestimmt einen riesigen PresseSkandal.«
SO-17 war die AntiWerwolf-und AntiVampir-Truppe. Und
trotz der neuen Drei-Punkte-Verfahrensordnung konnte ein
nervöser Rekrut mit einem spitzen Pflock immer noch eine
Menge Ärger verursachen.
»Hier ist ja soweit alles unter Kontrolle«, fuhr Cordelia fort.
»Ich habe mit Adrian Lush und den anderen gesprochen, und
es gibt keine peinlichen Fragen.«
»Was für andere?« fragte ich, plötzlich misstrauisch. »Und
was heißt keine peinlichen Fragen?«
Cordelia warf mir einen gequälten Blick zu. »Neue Befehle,
Thursday-Schätzchen. Glaub mir, es ärgert mich genauso wie
dich.«
Das sah man ihr allerdings nicht an.
»Ein ganz ehrliches Interview, ja?« sagte ich und verzog das
Gesicht, aber Cordelia war nicht mal verlegen.
»Was sein muss, muss sein, Thursday. SpecOps braucht Ihre
Unterstützung in diesen schwierigen Zeiten. Präsident Formby
hat einen Untersuchungsausschuss berufen, der feststellen soll,
ob SpecOps ihr Geld wert sind – oder überhaupt notwendig.«
»Na schön«, sagte ich. »Aber das ist dann wirklich das letzte
Interview, ja?«
»Natürlich«, sagte Flakk, ein bisschen zu bereitwillig, und
fügte dann mit dramatischer Geste hinzu: »Ach du Schreck, ist
es wirklich schon so spät? In einer Stunde geht mein Luftschiff
nach Barnstaple. Da kommt Adie, die wird sich jetzt um Sie
kümmern … und vergessen Sie ja nicht, dass Sie SpecOps sind!«
Damit stand sie auf und verschwand in einer Wolke von teurem Parfüm.
»Wie sollte ich das je vergessen?« murmelte ich, während ein
zappeliges junges Mädchen mit einem Klemmbrett aus dem
Hintergrund auftauchte, wo sie außer Hörweite auf ihren
Auftritt gewartet hatte.
»Hi«, quietschte sie. »Ich bin Adie. Ich freu mich riesig, Sie
kennen zu lernen.« Sie packte meine Hand und versicherte
mehrfach, was für eine Ehre das für sie sei. »Ich will ja nicht
neugierig sein«, sagte sie, »aber war dieser Lord Rochester
wirklich zum Sterben romantisch?«
»Na ja«, sagte ich. »Schön war er nicht, aber durchaus attraktiv. Groß, mit tiefer Stimme und düsterer Miene, wenn Sie
verstehen?«
Adie errötete bis in den Ausschnitt. »Wahnsinn!«
Ich wurde in die Garderobe gebracht, wo ich geschminkt und
aufgeputzt wurde. Drei Leute redeten auf mich ein, und ich
musste eine Ausgabe von FeMole signieren, die eine Bildreportage von mir gemacht hatten. Ich war sehr erleichtert, als Adie
mich wieder abholte. »Wir sind unterwegs«, sagte sie in ihr
Sprechfunkgerät und führte mich durch einen Korridor mit ein
paar Schwingtüren.
»Wie ist das, wenn man bei SpecOps arbeitet?« wollte sie wissen. »Muss man ständig Bösewichter jagen, außen an Luftschiffen rumturnen und Bomben in letzter Sekunde entschärfen?«
»Das würde ich gerne«, sagte ich. »Aber in Wirklichkeit verbringt man siebzig Prozent seiner Zeit damit, Berichte zu
schreiben und Formulare auszufüllen. Siebenundzwanzig
Prozent entfallen auf hirnlose Routinearbeiten und zwei Prozent sind nacktes Entsetzen.«
»Und was ist mit dem letzten Prozent?« fragte sie.
»Das«, sagte ich lächelnd, »hält uns am Leben.«
Der mit großen Fotos von Adrian Lush gesäumte Korridor
nahm kein Ende.
»Adrian wird Ihnen gefallen«, sagte Adie. »Und Sie gefallen
ihm sicher auch. Versuchen Sie bloß nicht witziger zu sein als er
selbst, das passt nicht zur Sendung.«
»Was soll denn das heißen?«
Sie zuckte die Achseln. »Weiß ich auch nicht. Aber ich habe
Weisung, das allen Gästen zu sagen.«
»Den Komikern auch?«
»Ja, denen vor allem.«
Ich versicherte ihr, dass es mir vollkommen fern läge, Witze
zu machen, und damit erreichten wir auch schon die StudioTür. Ich war ziemlich nervös, als ich das berühmte »Wohnzimmer« der Adrian-Lush-Show betrat. Allerdings waren weder
der Gastgeber noch das große »Studio-Publikum« zu sehen, auf
die das Toad Network so
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