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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Polizei. Höchst selten nur bat man das Yard um Beistand. Und wenn es der Fall war, so machten es die komplizierten schottischen Gesetze der Londoner Polizei schwer, dort wirksame Arbeit zu leisten, und unmöglich, bei nachfolgenden Gerichtsverfahren aufzutreten. Da war etwas im Busch! Lynley war augenblicklich argwöhnisch, doch er begnügte sich zunächst mit einer kurzen Frage: »Hat denn dieses Wochenende nicht jemand anderer Dienst?« Er wußte, daß ihm Webberly auf diese Bemerkung hin die restlichen Details liefern würde; es war das vierte Mal in fünf Monaten, daß er Lynley während seiner freien Zeit in den Dienst zurückgerufen hatte.
    »Ich weiß, ich weiß«, antwortete Webberly brüsk. »Aber es geht nicht anders. Wir klären das alles, wenn die Sache vorbei ist.«
    »Wenn welche Sache vorbei ist?«
    »Ach, es ist eine verteufelte Geschichte.« Webberlys Stimme wurde schwächer, als in seinem Büro jemand in gebieterischem Ton zu sprechen begann.
    Lynley kannte die dröhnende Baritonstimmne. Das war Sir David Hillier, der Chief Superintendent. Da mußte ja wirklich was los sein. Während er die Ohren spitzte, um Hilliers Worte zu verstehen, kamen die beiden Männer offenbar zu einem Entschluß, denn Webberly wandte sich nun wieder an ihn, sprach allerdings plötzlich sehr gedämpft, als fürchte er unbefugte Lauscher.
    »Wie ich schon sagte, eine knifflige Sache. Stuart Rintoul, Lord Stinhurst, steckt mit drin. Kennen Sie ihn?«
    »Stinhurst? Der Produzent?«
    »Richtig. Der Theatermidas.«
    Lynley lächelte über die Bemerkung. Sie paßte gut. Lord Stinhurst hatte sich in der Londoner Theaterwelt durch die Finanzierung vieler erfolgreicher Produktionen einen Namen gemacht. Nicht nur besaß er einen Riecher dafür, was das Publikum wollte, und war bereit, ein hohes finanzielles Risiko einzugehen, sondern er zeichnete sich auch durch eine einzigartige Fähigkeit aus, neue Talente zu erkennen und preisverdächtige Bücher von den Banalitäten zu unterscheiden, die ihm jeden Tag angeboten wurden. Das neueste Wagnis, das er, wie jeder Times-Leser wußte, auf sich genommen hatte, waren der Kauf und die Renovierung des alten Londoner Agincourt Theatre; er hatte weit über eine Million Pfund in dieses Projekt investiert. Das neue Agincourt sollte in knapp zwei Monaten mit einer Uraufführung eröffnet werden. In Anbetracht dieser Tatsache hielt es Lynley für undenkbar, daß Stinhurst London auch nur für einen Kurzurlaub verlassen hatte. Der Siebzigjährige war ein ehrgeiziger Perfektionist, ein Mann, der sich seit Jahren keinen freien Tag mehr gegönnt hatte. Eben das war Teil der Legende, die sich um ihn rankte. Was also tat er um diese Zeit in Schottland?
    Webberly sprach weiter, als ahnte er Lynley s unausgesprochene Frage. »Offenbar ist Stinhurst mit einer Gruppe Leuten da rauf gefahren, um an dem Stück zu arbeiten, das die ganze Stadt im Sturm erobern soll, wenn das Agincourt eröffnet wird. Ein Journalist ist auch dabei - irgendein Bursche von der Times. Theaterkritiker, glaube ich. Anscheinend hat er von der Stunde Null an über das Agincourt-Unternehmen berichtet. Aber nach dem, was ich heute morgen gehört habe, ist er im Augenblick fuchsteufelswild, weil er unbedingt an ein Telefon kommen will, ehe wir ihm einen Maulkorb umlegen.«
    »Warum?« fragte Lynley, und erfuhr im nächsten Moment, daß Webberly sich den saftigsten Happen bis zuletzt aufgehoben hatte.
    »Weil Joanna Ellacourt und Robert Gabriel die Stars von Lord Stinhursts neuer Produktion sein werden. Und sie sind auch in Schottland.«
    Lynley stieß unwillkürlich einen leisen Pfiff aus. Joanna Ellacourt und Robert Gabriel. Zwei Stars des Theaters, im Augenblick die gesuchtesten Schauspieler in ganz England. In den Jahren ihrer Zusammenarbeit hatten sie das Publikum in jedem der von ihnen gespielten Stücke, ob von Shakespeare, Stoppard oder O'Neill, zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Sie arbeiteten häufig auch getrennt, jeder für sich ein glänzender Schauspieler, aber absolut faszinierend, wenn sie als Paar auf der Bühne standen. Die Kritiken hatten immer den gleichen Tenor: Elektrisierend, intelligent, knisternd von erotischer Spannung, die sich jedem Publikum mitteilt. Zuletzt, erinnerte sich Lynley, hatten sie in Othello zusammen gespielt. Das Stück war monatelang Tag für Tag ausverkauft gewesen, bis es schließlich vor drei Wochen abgesetzt worden war.
    »Und wer ist getötet worden?« fragte Lynley.
    »Die Autorin des

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