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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sein blasses Gesicht. Er hatte scharfe, sehr kantige Gesichtszüge und den Blick eines Menschen, dem kaum etwas entgeht.
    Constable Lonan erstarrte beinahe vor Ehrfurcht beim Anblick des Mannes. London hielt es offensichtlich für nötig, schwere Geschütze aufzufahren: Man hatte ihnen den renommierten St. James geschickt. Der Constable, der bis jetzt wartend am Wagen gelehnt hatte, lief aufgeregt zum Hubschrauber, wo jetzt die Bordtreppe hochgezogen wurde, während die drei Ankömmlinge ihre Sachen nahmen.
    »Haben Sie mal dran gedacht, daß mein Koffer vielleicht etwas Zerbrechliches enthalten könnte, Havers?« erkundigte sich Lynley.
    »Flaschen, meinen Sie?« versetzte sie schnippisch. »Wenn Sie Ihren eigenen Whisky mitgebracht haben, kann ich nur sagen, schön dumm. Das hieße Eulen nach Athen tragen.«
    »Das klingt, als hätten Sie seit Monaten darauf gewartet, diesen Spruch anbringen zu können.« Lynley nickte kurz zu dem Hubschrauberpiloten hinauf, dann wandte er sich Lonan zu.
    Nachdem alle miteinander bekannt gemacht waren, sagte Lonan mit Begeisterung: »Ich hab in Glasgow mal einen Vortrag von Ihnen gehört«, und gab St. James die Hand. Selbst durch den Handschuh konnte er fühlen, wie dünn diese Hand war. Dennoch war der Griff überraschend kräftig. »Es ging um die Cradley-Morde.«
    »Ah ja«, murmelte Barbara, »wie man einen Mann am Schamhaar ins Gefängnis schleift.«
    »Ein starkes Bild«, bemerkte Lynley.
    Es war offensichtlich, daß St. James den verbalen Schlagabtausch seiner beiden Begleiter gewohnt war. Er lächelte nur und sagte: »Wir konnten von Glück reden, daß wir wenigstens das hatten. Sonst war ja wirklich nichts da außer einem schlechten Zahnabdruck an der Leiche.«
    Lonan hätte liebend gern die labyrinthischen Verwirrungen dieses alten Falles mit dem Mann diskutiert, der ihn vor vier Jahren vor zwölf staunenden Geschworenen aufgelöst hatte. Doch gerade als er eine messerscharfe Bemerkung dazu machen wollte, fiel ihm ein, daß Inspector Macaskin sie sicher voll Ungeduld auf der Dienststelle erwartete.
    »Der Wagen steht hier«, sagte er deshalb nur kurz und wies mit dem Kopf auf das Polizeifahrzeug, wobei er in wortloser Entschuldigung das Gesicht verzog. Er hatte keine Ahnung gehabt, daß sie St. James mitbringen würden. Sonst hätte er darauf bestanden, sie in einem angemessenen Fahrzeug abzuholen, vielleicht in Inspector Macaskins neuem Volvo, der wenigstens einen richtigen Rücksitz hatte und eine Heizung, die funktionierte. Der alte Klapperkasten, zu dem er die drei jetzt führte, hatte nur vorn zwei Sitze - beide gründlich durchgesessen, so daß die Federn zu spüren waren - und hinten einen Klappsitz, der zwischen zwei Gerätekästen der Spurensicherung, drei Rollen Seil, mehreren gefalteten Zeltbahnen, einer Leiter, einem Werkzeugkasten und einem Haufen nach Öl stinkender alter Lumpen eingepfercht war. Es war wirklich peinlich. Aber die drei aus London schienen nicht erschüttert, sondern stiegen ganz gelassen ein: St. James vorn, die beiden anderen hinten, Lynley auf Barbaras Drängen hin auf dem Klappsitz.
    »Wär doch schade, wenn Ihr hübsches Mäntelchen einen Fleck kriegt«, sagte sie, ehe sie sich auf die Zeltbahnen plumpsen ließ und sich aus ihrem Schal wickelte.
    Lonan nützte die Gelegenheit, um sich Sergeant Havers genauer anzusehen. Unscheinbare Kröte, dachte er, während er ihr plattes Gesicht betrachtete, die dichten Augenbrauen und die runden Wangen. Ihrer Attraktivität wegen hatte man sie bestimmt nicht in diese illustre Gesellschaft aufgenommen. Sie mußte also ein kriminologisches Wunderkind sein. Er nahm sich vor, ihr genau auf die Finger zu sehen. Vielleicht konnte er was lernen.
    »Danke, Havers«, sagte Lynley friedfertig. »Ja, ein Ölfleck würde mich in der Tat zu totaler Untauglichkeit reduzieren.«
    Havers prustete. »Okay, darauf rauchen wir eine.«
    Lynley zog entgegenkommend ein goldenes Zigarettenetui heraus, gab es ihr und reichte sein silbernes Feuerzeug nach. Lonan stöhnte innerlich. Raucher, dachte er und machte sich resigniert auf Augenbrennen und Hustenreiz gefaßt. Havers jedoch zündete sich ihre Zigarette gar nicht erst an. St. James hatte bei ihren letzten Worten wortlos sein Fenster geöffnet, und der bitterkalte Luftzug, der hereindrang, wehte ihr direkt ins Gesicht.
    »Schon gut. Ich hab kapiert«, brummte sie. Schamlos steckte sie sechs Zigaretten aus dem Etui ein, ehe sie es Lynley zurückgab. »War St. James

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