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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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einen verdrehten Knoten aus Dunkelheit mitten in dem grauen Dämmer.
    Coireg Mazaret, flüsterte er. Tritt vor in den Körper, der wieder der deine ist.
    Der Knoten entspannte sich ein wenig und schimmerte blass. Mehr geschah nicht, und Byrnak verlor die Geduld.
Tritt vor, Coireg Mazaret. Ich befehle
es
dir!
    Der Knoten bebte und flackerte, als würde in seinem Inneren ein Kampf ausgefochten. Als Byrnak dies sah, grub er die Klauen seiner Gedanken in diesen Knoten aus Finsternis, um ihn auseinander zu reißen. Unvermittelt fand er sich plötzlich auf dem kalten und windigen Dach des Frieds wieder, während eine verhüllte Gestalt schluchzend auf den Steinen vor ihm kauerte.
    »Warum, warum, warum, warum …?«
    »Coireg, komm zur Besinnung!« Byrnak beugte sich ein Stück herunter. »Wir müssen über deinen Bruder sprechen!«
    »Geträumt … ich habe einen reinen Traum von Vögeln geträumt, ich wurde der Traum und flog …« »Ach, vergiss diese Träume! Sprich zu mir von deinem Bruder!«
    Von seiner kauernden Position aus schaute Coireg Mazaret plötzlich hoch. Sein Gesicht war vom Wahnsinn verzerrt.
    »Ich werde fliegen!«, schrie er und sprang so abrupt hoch, dass Byrnak zurücktaumelte. Erschreckt sah er zu, wie Coireg Mazarets Sprung ihn mit einem mächtigen Satz in die Luft hinauftrug. Die Züge des Mannes glühten vor Ekstase, als er in den Himmel emporstieg und heftig mit ausgestreckten Armen schlug. Seine lockeren Gewänder flatterten, während er dicht über dem Dach des Frieds dahinglitt. Byrnak spürte den Fluss des Brunn-Quell, der von der wahnsinnigen Hysterie des Mannes gespeist wurde. Crevalcor und sein Vorgänger mussten unbeabsichtigt diesen Körper dafür empfänglich gemacht haben. Byrnak unterbrach mit einem Gedanken den Zustrom der Macht.
    Coireg schrie entsetzt auf und stürzte aus knapp zwei Metern Höhe mit wild rudernden Armen zu Boden, landete auf der Seite und rollte noch ein Stück weiter. Byrnak schritt zu der stöhnenden Gestalt, bückte sich, packte eine Hand voll Stoff mit der Faust und zerrte sie am Nacken hoch. Während er Coireg mit einem finsteren Blick fixierte, holte er mit der anderen Hand aus, als wollte er zuschlagen, legte sie jedoch statt dessen dem anderen Mann an die Schläfe.
    Coireg zuckte zusammen und seine Lippen zitterten. »Wer seid Ihr«, fragte er, »dass ich Euch so fürchte?« »Die Sonne und der Mond«, erwiderte Byrnak, der aus einer Eingebung heraus ein düsteres Gedicht zitierte. »Die See und die Sterne, der Tag und die Nacht. Für dich bin ich Tod und Leben, der Odem selbst.« Er lockerte seinen Griff. »Und jetzt erzähl mir von deinem Bruder. Was macht ihn schwach?« Er musste es in Erfahrung bringen. Der Lordkommandeur war für die Allianz, die sich den Schattenkönigen widersetzte, von entscheidender Bedeutung, er war die Nabe, in welcher alle Speichen zusammenliefen. Aus diesem Grund war er weit wichtiger als Yasgur oder diese Thronfolgerkinder. Doch es war schwer, an verlässliche Informationen über den Mann heranzukommen. Da sich jetzt das Kristallauge in der Hand des Magiers Bardow befand, waren die einzigen Spione, die noch unbemerkt in Besh-Darok eindringen konnten, niedere Handlanger, die zu ohnmächtig oder zu einfältig waren, um die notwendigen Einzelheiten herauszufinden.
    »Schwach?« Coireg lachte krächzend. »Was er liebt, macht ihn schwach. Und es macht ihn auch stark.« Byrnak schüttelt ihn einmal heftig. »Ab jetzt keine Rätsel, hörst du!«
    Sofort sprudelten die Worte dem Mann förmlich über die Lippen. »Die Invasion… hat das Reich zerschlagen, das ihm Ziel und Rang verlieh. Seine Familie … sie alle sind gestorben, und diese Frau, die Magierin, welche die Dämonenbrut verbannte, ist ebenfalls tot.« Coireg schüttelte den Kopf. »Überall herrscht der Tod, er jedoch lebt noch immer, und sein Panzer wird jedes Mal ein wenig dicker und stärker.« Plötzlich schlich sich ein listiger Ausdruck in seine Miene. »Nur ein Geist könnte ihn verletzen, ein seelenloser Geist…«
    »Was weißt du darüber?«, verlangte Byrnak zu wissen.
    Coireg leckte sich die Lippen. »Könnte ich nicht eine Belohnung für das bekommen, was ich weiß? Könnte ich meinen eigenen Körper nicht zurückbekommen?«
    Byrnak starrte Coireg in die Augen. »Wenn du mir nicht sagst, was du weißt, und zwar alles, werde ich dich auf immer aus ihm verbannen.«
    Coireg Mazaret starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er schwitzte aus jeder Pore und

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