02 Titan
Geschäfte zu früh.«
»Guten Abend, Konsul.« Er nickte kühl. »Guten Abend, verehrte Terentia, entschuldige die Störung. Es ist nicht unsere Absicht, deine Nachtruhe zu stören.« Dann wandte er ihr den Rücken zu und sagte zu Cicero: »Können wir irgendwo ungestört reden?«
»Ich fürchte, meine Freunde könnten nervös werden, wenn ich aus ihrem Blickfeld verschwinde.«
»Hältst du uns etwa für Attentäter?«
»Nein, aber du pflegst ja wohl Umgang mit Attentätern, oder?«
»Nicht mehr«, sagte Crassus, lächelte schmallippig und klopfte auf seine Aktenmappe. »Deshalb sind wir gekommen.«
Cicero zögerte. »Gut, dann also ungestört.« Terentia wollte protestieren. »Mach dir keine Sorgen, meine Liebe. Die Wachen stehen gleich vor der Tür, und bei mir ist ja Tiro mit seinen starken Armen, die mich beschützen.« (Das war ein Witz.)
Er befahl, ein paar Stühle in sein Arbeitszimmer zu bringen, und dann quetschten wir sechs uns in den engen Raum. Ich sah, dass Cicero nervös war. Crassus hatte etwas an sich, bei dem er immer eine Gänsehaut bekam. Er bot seinen Besuchern Wein an, aber sie lehnten ab. »Schön«, sagte er. »Nüchtern ist besser als betrunken. Also, was gibt’s?«
»In Etrurien braut sich Ärger zusammen«, sagte Crassus.
»Ich kenne die Berichte. Und ich habe versucht, das Thema anzusprechen. Aber wie du ja selbst miterlebt hast, nimmt es der Senat nicht ernst.«
»Dann muss er schnell aufwachen.«
»Das sind ja ganz neue Töne!«
»Das liegt an gewissen Fakten, die mir zu Ohren gekommen sind. Sag’s ihm, Arrius.«
»Nun«, begann Arrius und schaute verschlagen in die Runde. Er war ein schlauer Bursche, ein alter Soldat von niedriger Abstammung, der Crassus in jeder Hinsicht ergeben war. Wegen seiner albernen Art zu sprechen, wurde hinter seinem Rücken viel über ihn gelästert. Bei Wörtern, die mit einem Vokal anfingen, stellte er manchmal ein »H« voran, wahrscheinlich weil er das für ein Zeichen von Bildung hielt. »Ich war bis gestern in Hetrurien. Überall rotten sich Krieger zusammen. Soviel ich weiß, planen sie, auf Rom vorzurücken.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ich habe in den Legionen mit mehreren von den Rädelsführern gedient. Sie wollten mich dazu überreden, dass ich mich ihnen anschließe. Ich habe sie in dem Glauben gelassen, dass ich darüber nachdächte … natürlich nur, um an weitere Hinformationen zu gelangen«, fügte er schnell hinzu.
»Um wie viele Kämpfer handelt es sich?«
»Ich würde sagen fünftausend, vielleicht zehn.«
»So viele?«
»Vielleicht sind es jetzt noch nicht so viele, aber bald.«
»Sind sie bewaffnet?«
»Manche, nicht alle. Aber sie haben einen Plan.«
»Was für einen Plan?«
»Ein Überraschungsangriff auf die Garnison von Praeneste, dann die Stadt besetzen, befestigen und als Stützpunkt für ihre Truppen nutzen.«
»Praeneste ist fast uneinnehmbar«, warf Crassus ein. »Und keinen Tagesmarsch von Rom entfernt.«
»Manlius hat überall in Hitalien seine Leute ausgeschickt, um Hunruhe zu stiften.«
»Donnerwetter«, sagte Cicero und schaute jedem Einzelnen seiner Gäste ins Gesicht. »Ihr seid ja wirklich gut informiert.«
»Wir hatten die eine oder andere Meinungsverschiedenheit, Konsul«, sagte Crassus kühl. »Aber in erster Linie bin ich ein treuer Bürger Roms. Ich will keinen Bürgerkrieg. Deshalb bin ich hier.« Er legte die Aktenmappe auf seine Knie, öffnete sie und zog ein Bündel Briefe heraus. »Diese Botschaften sind mir heute Abend übergeben worden. Eine ist an mich adressiert, zwei sind an meine beiden jungen Freunde hier gerichtet, Marcellus und den jungen Scipio, die zufällig bei mir zum Essen waren. Der Rest ging an verschiedene andere Mitglieder des Senats. Wie du siehst, sind deren Siegel noch unversehrt. Hier. Es soll keine Geheimnisse zwischen uns geben. Lies den Brief, den ich erhalten habe.«
Cicero schaute Crassus misstrauisch an, überflog schnell den Brief und reichte ihn an mich weiter. Er war sehr kurz: »Die Zeit der Worte ist vorüber. Die Zeit des Handelns ist gekommen. Catilina hat seine Planungen abgeschlossen. Er möchte dich warnen: Es wird Blut fließen in Rom. Rette dich, und verlasse heimlich die Stadt. Wenn eine sichere Rückkehr möglich ist, wird man dir Bescheid geben.« Keine Unterschrift. Die Handschrift war akkurat und ohne jedes persönliche Merkmal, sie hätte die eines Kindes sein können.
»Jetzt weißt du, warum ich sofort kommen musste«, sagte
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