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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gebracht habe. Die Bleichgesichter haben das geglaubt. Dann sind sie auf dich und deine Krieger gestoßen. Sie haben gewußt, daß die Comanchen Freunde der Franzosen sind, und sich also auch für deren Freunde ausgegeben.“
    „Ich glaube dir, aber ich muß einen sicheren Beweis haben, daß sie Anhänger des Juarez sind, sonst kann ich sie nicht bestrafen, denn sie haben aus unserm Calumet geraucht.“
    „Ich wiederhole, daß ich dir diesen Beweis geben werde. Vorher aber muß ich dir sagen, daß sich unter diesen Bleichgesichtern zwei Männer befinden, welche ich gefangen nehmen will.“
    „Warum?“
    „Sie sind unsere Feinde, und wir haben unsere Pferde viele Tage lang auf ihrer Spur gehabt.“
    Das war die beste Antwort. Hätte Old Death eine lange Erzählung über Gibson und William Ohlert gemacht, so hätte er das nicht erreicht, was er mit den kurzen Worten ‚Sie sind unsere Feinde‘ erreichen konnte. Das zeigte sich sofort, denn der Häuptling sagte:
    „Wenn sie deine Feinde sind, so sind sie auch die unsrigen, sobald wir ihnen den Rauch des Friedens wieder genommen haben. Ich werde dir die beiden schenken.“
    „Gut! So laß den Anführer der Bleichgesichter hierher kommen! Wenn ich mit ihm rede, so wirst du bald erkennen, wie recht ich habe, wenn ich behaupte, daß er Anhänger des Juarez ist.“
    Der Häuptling winkte. Einer seiner Krieger kam herbei und erhielt den betreffenden Befehl. Er schritt auf einen Weißen zu, sagte ihm einige Worte, und dann kam dieser zu uns, eine hohe, starke Gestalt, mit bärtigem Gesicht und von martialischem Aussehen.
    „Was soll ich?“ frage er, indem er uns mit einem finstern, feindseligen Blick maß. Ich war jedenfalls von Gibson erkannt worden, und dieser hatte ihm gesagt, daß von uns nichts Gutes zu erwarten sei. Meine Neugierde, zu hören, wie Old Death seinen Kopf aus der Schlinge ziehen werde, war nicht gering. Der alte, pfiffige Scout sah dem Frager mit sehr freundlichem Blick in das Gesicht und antwortete auf das höflichste:
    „Ich habe Euch von Señor Cortesio in La Grange zu grüßen, Señor.“
    „Kennt Ihr ihn denn?“ fragte der Mann schnell, ohne zu ahnen, daß er soeben an eine sehr gefährliche Angel beiße.
    „Natürlich kenne ich ihn“, meinte der Alte. „Wir sind Freunde seit langer Zeit. Leider kam ich zu spät, um Euch bei ihm zu treffen, doch gab er mir die Richtung an, in welcher wir Euch treffen könnten.“
    „Wirklich? So müßt Ihr freilich ein sehr guter Freund von ihm sein. Welche Richtung nannte er?“
    „Die Furt zwischen dem Las Moras und Rio Moral, und dann über Baya und Tabal nach Chihuahua. Ihr seid allerdings von dieser Route ein wenig abgewichen.“
    „Weil wir unsere Freunde, die Comanchen, trafen.“
    „Eure Freunde? Ich denke, die Krieger der Comanchen sind Eure Gegner!“
    Der Mann kam ganz sichtlich in große Verlegenheit; er räusperte sich und hustete, um Old Death ein Zeichen zu geben, welcher aber nichts zu bemerken schien. Old Death fuhr fort:
    „Ihr haltet es ja mit Juarez; die Comanchen aber kämpfen für die Franzosen.“
    Jetzt hatte sich der Mexikaner gefaßt. Er erklärte:
    „Señor, da irrt Ihr Euch sehr. Auch wir stehen auf der Seite der Franzosen.“
    „Und schafft Angeworbene aus den Vereinigten Staaten nach Mexiko?“
    „Ja, aber für Napoleon.“
    „Ah so! Also Señor Cortesio wirbt für Napoleon an?“
    „Natürlich! Für wen denn anders?“
    „Ich denke, für Juarez.“
    „Das fällt ihm gar nicht ein!“
    „Schön! Ich danke Euch für diese Aufklärung, Señor! Ihr könnt jetzt wieder an Euren Platz zurückkehren.“
    Über das Gesicht des Mannes zuckte es zornig. Sollte er sich von diesem unscheinbaren Menschen wie ein Untergebener fortweisen lassen?
    „Señor“, sagte er, „woher habt Ihr das Recht, mich so einfach in dieser Weise gehen zu heißen?“
    „An diesem Feuer sitzen nur Häuptlinge und hervorragende Personen.“
    „Ich bin Offizier!“
    „Des Juarez?“ fragte Old Death, schnell emporfahrend.
    „Ja – nein, nein, Napoleons, wie ich bereits sagte.“
    „Nun, soeben habt Ihr Euch glanzvoll versprochen. Ein Offizier, zumal in solchen Verhältnissen, sollte seine Zunge doch besser bewahren können. Ich bin mit Euch fertig, Ihr könnt gehen.“
    Der Offizier wollte noch etwas sagen. Da aber machte der Häuptling eine gebieterisch fortweisende Armbewegung, welcher er gehorchen mußte.
    „Nun, was sagt mein Bruder jetzt?“ fragte Old Death.
    „Sein Gesicht klagt

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