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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kundgab, so war ihm dieselbe doch in einer Weise anzumerken, welche mir die Überzeugung gab, daß sein Herz gar wohl mächtiger Gefühle fähig sei und mich mit ihm vollständig aussöhnte.
    „Habt Ihr die Schüsse gehört?“ fragte Old Firehand hastig.
    „Ja.“
    „So kommt! Wir müssen den unsrigen Hilfe bringen. Denn wenn der Eingang auch so schmal ist, daß ein einzelner Mann ihn recht gut zu verteidigen vermag, so wissen wir doch nicht, was geschehen ist.“
    „Nichts ist geschehen, Sir, wenn ich mich nicht irre“, meinte Sam Hawkens. „Die Rothäute haben unser Nest entdeckt und sich nun davor gelegt, um zu sehen, was wir drinnen ausbrüten wollen, meine ich. Bill Bulcher, welcher die Wache hat, wird ihnen ein wenig Blei gegeben haben, und so hat der ganze Lärm also nichts zu bedeuten, als daß wir uns noch einige Rattenfelle holen sollen.“
    „Möglich, daß es so ist; aber wir müssen trotzdem vorwärts, um uns Gewißheit zu verschaffen. Auch ist zu bedenken, daß unsere Verfolger bald hier sein werden und wir es dann mit einer doppelten Anzahl Indianer zu tun haben.“
    „Aber unsere versprengten Leute?“ warf ich ein.
    „Hm, ja, wir brauchen jeden Arm so notwendig, daß wir keinen von ihnen entbehren können. Der einzelne wird sich den Eingang nicht erzwingen können. Wir müssen also sehen, ob sich nicht vielleicht noch irgendwer zu uns finden will.“
    „Meine weißen Brüder mögen hierbleiben an diesem Ort. Winnetou wird gehen, um zu sehen, an welchem Baum die Skalpe der Ponkas hängen.“
    Ohne eine Antwort auf diesen Vorschlag abzuwarten, ging der Apache von dannen, und wir konnten nichts anderes tun, als ihm Folge leisten, indem wir uns niederließen, um seine Rückkehr zu erwarten. Während dieser Zeit gelang es wirklich, noch zwei von unseren zerstreuten Leute an uns zu ziehen. Auch sie hatten das Schießen vernommen und waren herbeigeeilt, um die vielleicht notwendige Hilfe zu bringen. Der Umstand, daß wir alle den geradesten Weg mitten durch den Wald eingeschlagen hatten, war die alleinige Ursache unseres glücklichen Zusammentreffens, und wenn es auch keinen gab, der ohne Wunde dem Überfall entgangen war, so besaßen wir doch immer noch die gute Zuversicht, daß wir uns glücklich aus der Affäre ziehen würden. Wir waren ja neun Personen, eine Anzahl, die bei kräftigem Zusammengreifen schon etwas auszurichten vermochte.
    Es verging eine geraume Zeit, ehe Winnetou zurückkehrte; aber als er kam, sahen wir einen frischen Skalp in seinem Gürtel. Er hatte also einen der Indianer in aller Stille ‚ausgelöscht‘, und unseres Bleibens konnte hier nun nicht länger sein; denn wenn der Tod eines der Ihrigen bemerkt wurde, so mußten die Indsmen sofort erkennen, daß wir hinter ihnen seien.
    Auf Old Firehands Rat sollten wir eine dem Buschrand parallel laufende Linie bilden, dem Feind in den Rücken fallen und ihn aus seinem Versteck hinauswerfen. Infolgedessen trennten wir uns, nachdem wir unsere vom Wasserbad naß gewordenen Gewehre wieder schußfähig gemacht hatten, und kaum waren einige Minuten vergangen, so krachte eine der neun Büchsen nach der anderen. Jede Kugel forderte ihren Mann, und ein lautes Schreckensgeheul der Überraschten erfüllte die Luft.
    Da unsere Linie eine ziemlich gedehnte war, und unsere Schüsse immer von neuem fielen, so hielten die Wilden unsere Zahl für größer, als sie war, und nahmen die Flucht. Aber anstatt in den freien Talraum hinauszugehen, wo ihre Körper uns ein sicheres Ziel geboten hätten, brachen sie zwischen uns durch und ließen die Gefallenen zurück.
    Bill Bulcher, der Wachthabende, hatte das Nahen der Rothäute bemerkt und sich zu rechter Zeit noch nach der ‚Festung‘ zurückgezogen. Sie waren ihm gefolgt, hatten aber nach einigen Schüssen, die er und der herbeieilende Dick Stone von dem engen Felsengang aus, in den sie ihm nicht folgen konnten, unter sie gefeuert, sich wieder zurückgezogen und im Gebüsch festgesetzt, aus welchem wir sie jetzt vertrieben hatten.
    Die beiden Genannten staken noch immer im Wassertor; denn da sie sich nicht bloßgeben durften, so konnten sie nicht eher zum Vorschein kommen, als bis wir uns gezeigt hatten. Als dies geschehen war, standen sie und alle anderen Zurückgebliebenen bei uns und hörten den Bericht über das Geschehene.
    In diesem Augenblick kam es von der Seite heraufgedonnert wie eine Herde wilder Büffel. Sofort sprangen wir ins Gesträuch und machten uns schußfertig. Wie groß aber

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