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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Brüder zu holen.
    Noch war ich nicht sehr weit über diesen Punkt hinausgekommen, als ich auf neue Spuren stieß. Sie kamen seitwärts aus dem Gebüsch und führten auf dem Weg weiter, welchen unsere Jäger eingeschlagen hatten. Ich folgte ihnen, wenn auch mit möglichster Vorsicht, so doch mit größter Eile, und legte so in verhältnismäßig kurzer Zeit eine bedeutende Strecke zurück, so daß ich bald die Stelle erreichte, an welcher sich das Wasser des Bee-fork in die Fluten des Mankizila ergoß.
    Da ich den Platz nicht kannte, an welchem die Exekution vor sich gehen sollte, so mußte ich meine Vorsicht jetzt verdoppeln und folgte, die Spuren nur von der Seite im Auge behaltend, ihrer Richtung durch das nebenanlaufende Gebüsch.
    Jetzt machte das Flüßchen eine Biegung und grenzte an dieser Stelle eine Lichtung ab, von welcher sich der sogenannte ‚schwarze Wuchs‘ zurückgezogen und den Gräsern den nötigen Raum zur ungehinderten Entwicklung gelassen hatte. Mitten auf dem freien Platz stand eine Gruppe von Balsamfichten, unter deren Zweigen die Jäger in lebhaftestem Gespräch saßen, während der Gefangene an einen der Stämme gebunden war.
    Gerade vor mir, höchstens drei Manneslängen von meinem Standort entfernt, lugten eine kleine Anzahl Indianer durch den Buschrand hinaus auf die Blöße und war es mir augenblicklich klar, daß die andern rechts und links abgegangen waren, um die Belauschten von drei Seiten einzuschließen und durch einen plötzlichen Überfall niederzumachen, oder in den Fluß zu treiben.
    Es war kein Augenblick Zeit zu verlieren. Ich nahm den Henrystutzen an die Wange und drückte ab. Für die ersten Sekunden verursachten meine Schüsse das einzige Geräusch, welches zu hören war, denn sowohl Freunde wie Feinde befanden sich in lebhafter Überraschung über die unerwartete Durchkreuzung ihres Vorhabens. Sodann aber gellte der Kampfesruf der Indianer fast hinter jedem Strauch hervor; eine Wolke von Pfeilen drang von allen Seiten aus dem Gebüsch, und im Nu war der Platz von heulenden, keuchenden und schreienden Menschen bedeckt, welche im wütendsten Handgemenge miteinander kämpften.
    Fast zu gleicher Zeit mit den Indianern war auch ich vorgesprungen und kam gerade recht, einen der Rothäute niederzuschlagen, welcher auf Harry eindrang. Dieser war emporgesprungen, und hatte die Pistole erhoben, um Parranoh niederzuschießen, war aber von den Indianern, welche die Absicht bemerkt hatten, daran gehindert worden. Mit den Rücken gegeneinander oder die Baumstämme gelehnt, verteidigten sich die Jäger mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften gegen die sie umzingelnden Wilden. Es waren lauter wohlgeschulte Trapper, welche schon manchen harten Strauß ausgefochten hatten und keine Furcht kannten; aber es war klar, daß sie hier der Übermacht erliegen mußten, zumal sie vorhin den Indianern ein offenes Ziel geboten hatten und infolgedessen fast alle verwundet waren.
    Einige der Braunen hatten gleich im ersten Augenblick sich auf Parranoh geworfen, um ihn seiner Bande zu entledigen, und so sehr dies auch Firehand und Winnetou, welche von ihm weggedrängt worden waren, zu hintertreiben suchten, so war ihnen die Absicht doch endlich gelungen. Mit einem kräftigen Schlag schleuderte der muskulöse Mann die Arme in die Luft, um das stockende Blut wieder in Bewegung zu bringen, entriß der Hand einer seiner Leute den Tomahawk und knirschte, auf Winnetou eindringend:
    „Komm her, du Hund von Pimo! Du sollst jetzt meine Haut bezahlen.“
    Der Apache, welcher sich mit dem Schimpfnamen seines Stammes angeredet hörte, hielt ihm stand, war aber schon verwundet und wurde in demselben Augenblick noch von andrer Seite angefallen. Old Firehand war rund von Feinden umgeben, und wir andern waren so in Anspruch genommen, daß wir an eine gegenseitige Hilfe gar nicht denken konnten.
    Längerer Widerstand wäre hier die größte Torheit und ein falsches Ehrgefühl am unrechten Platz gewesen. Deshalb rief ich, Harry am Arm durch den Kranz der Feinde, welcher uns umgab:
    „Ins Wasser, Männer, ins Wasser!“ und fühlte dasselbe auch schon im nächsten Augenblick über mir zusammenschlagen.
    Mein Ruf war trotz des laut tobenden Kampfes gehört worden, und wer sich loszumachen vermochte, folgte ihm. Der Fork war wenn auch tief, doch so schmal, daß es nur weniger Ruderschlägen bedurfte, um das jenseitige Ufer zu erreichen; aber in Sicherheit waren wir natürlich damit noch lange nicht, vielmehr

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