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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Eurige einstweilen.“
    Wir traten ebenfalls ein; ich machte die Tür wieder zu, doch ohne sie zu verschließen, und der Lieutenant zog eine brennende Blendlaterne aus der Tasche seiner weiten Hosen. Sein Anzug war mit weißen Figuren von der Gestalt eines Bowiemessers gezeichnet. Wir hatten fünfzehn Personen gezählt. Jeder trug ein anderes Zeichen. Da waren Kugeln, Halbmonde, Kreuze, Schlangen, Sterne, Frösche, Räder, Herzen, Scheren, Vögel, vierfüßige Tiere und viele andere Figuren zu sehen. Der Lieutenant schien gern zu kommandieren. Er leuchtete, während die andern regungslos standen, umher und fragte dann:
    „Einen Posten hier an die Türe?“
    „Wozu?“ antwortete Old Death. „Ist gar nicht nötig. Locksmith mag zuschließen; da kann niemand herein.“
    Ich schloß augenblicklich zu, um dem Lieutenant keine Veranlassung zu Bedenken zu geben, ließ aber den Schlüssel stecken.
    „Wir müssen alle hinein“, sagte Old Death jetzt. „Die Schmiede sind baumstarke Leute.“
    „So seid Ihr heute ganz anders als sonst, Capt'n!“
    „Weil die Verhältnisse anders sind. Vorwärts!“
    Er schob mich nach der Stubentür, wo dieselbe Prozedur sich wiederholte. Ich tat, als ob ich nicht sofort den passenden Schlüssel fände. Dann traten wir alle ein. Old Death nahm dem Lieutenant die Laterne aus der Hand und leuchtete nach der Kammertür.
    „Dort hinaus!“ sagte er. „Aber leise, leise!“
    „Sollen wir nun auch die anderen Laternen herausnehmen?“
    „Nein, erst in der Kammer.“ Old Death wollte mit dieser Weisung verhüten, daß die ‚sanften Schläfer‘ zu zeitig erkannt würden. Die fünfzehn Personen fanden Raum in der Kammer, es kam nur darauf an, sie alle hineinzubringen, damit die Belagerung sich nicht auch mit auf die Stube erstrecken mußte. Jetzt verfuhr ich beim Öffnen noch langsamer und scheinbar sorgfältiger. Endlich ging die Tür auf. Old Death ließ den Schein der Laterne in den Schlafraum fallen, sah hinein und flüsterte:
    „Sie schlafen. Schnell hinein! Leise, aber leise! Der Lieutenant voran!“
    Er ließ dem letzteren gar keine Zeit zur Widerrede und zum Nachdenken, schob ihn vorwärts, und die andern folgten auf den Fußspitzen. Kaum aber war der letzte drin, so schob ich die Tür zu und drehte den Schlüssel um.
    „Schnell die Stangen!“ sagte Old Death.
    Sie lagen da, grad so lang, daß man sie zwischen den Fensterblock und der Türkante schief einklemmen konnte. Das taten wir, und nun wäre die Kraft eines Elefanten erforderlich gewesen, um die Tür aufzusprengen. Jetzt eilte ich hinaus an die Treppe.
    „Seid Ihr da?“ fragte ich hinauf. „Sie sind in der Falle. Kommt herab!“
    Sie kamen eilends herabgesprungen.
    „Sie befinden sich alle in der Schlafstube. Drei von euch hinaus vor das Fenster, um Stangen gegen dasselbe zu stemmen. Wer aussteigen will, bekommt eine Kugel!“
    Ich öffnete die Hintertür wieder, und drei eilten hinaus. Die andern folgten mir nach der Wohnstube. Inzwischen hatte sich in der Schlafkammer ein entsetzlicher Lärm erhoben. Die gefoppten Halunken hatten bemerkt, daß sie eingeschlossen seien, ihre Laternen herausgenommen und beim Licht derselben bemerkt, wer in den Betten lag. Jetzt fluchten und brüllten sie wild durcheinander und schlugen mit den Fäusten gegen die Tür.
    „Auf, auf, sonst demolieren wir alles!“ ertönte es. Als ihre Drohungen nichts fruchteten, versuchten sie, die Tür aufzusprengen, aber sie gab nicht nach, die Stützen hielten fest. Dann hörten wir, daß sie das Fenster öffneten und den Laden aufzustoßen versuchten.
    „Es geht nicht!“ rief eine zornige Stimme. „Man hat draußen etwas dagegen angestemmt.“
    Da hörten wir es draußen drohend erschallen:
    „Weg vom Laden! Ihr seid gefangen. Wer den Laden aufstößt, bekommt eine Kugel!“
    „Ja“, fügte in der Stube Old Death laut hinzu: „Auch die Tür ist besetzt. Hier stehen genug Leute, euch alle ins Jenseits zu befördern. Fragt euern Capt'n, was ihr tun sollt.“
    Und leiser sagte er zu mir:
    „Kommt mit hinauf auf den Boden. Nehmt die Laterne und Eure Büchse mit! Die andern mögen die Lampe hier anbrennen.“
    Wir gingen hinauf, wo sich eine über dem Schlafraum liegende offene Bodenkammer befand. Wir fanden sehr leicht das losgesprengte Brett. Nachdem wir die Laterne maskiert und die Kapuzen abgelegt hatten, hoben wir das Brett ab und konnten nun hinunter in die von mehreren Laternen erleuchtete Schlafstube sehen.
    Da standen sie eng

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