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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vielleicht meine weißen Brüder eine Fährte bemerkt?“
    Es war klar, daß er den Apachen meinte, welchen Winnetou über den Fluß geführt und dort verbunden hatte. Von dem letzteren wußte er gar nichts.
    „Nein“, antwortete Old Death, und er sagte damit auch eigentlich keine Lüge, denn wir hatten keine Fährte, sondern nur einige Stapfen im Flusse gesehen. Es konnte uns natürlich nicht einfallen, Winnetou zu verraten.
    „So muß dieser Hund tiefer abwärts am Flusse stecken. Weiter hat er nicht reiten können, wegen seiner Wunden, und weil die Krieger der Comanchen bereitstanden, die Apachen diesseits des Flusses zu empfangen, falls sie vom Fort Inge entkommen sollten.“
    Das klang ziemlich gefährlich für Winnetou. Ich war freilich der Überzeugung, daß die Comanchen die Spur im Flusse nicht finden würden, da unsere Pferde dieselbe ausgetreten hatten; aber wenn sie bereits seit vier Tagen in dieser Gegend hielten, so war leicht zu vermuten, daß die beiden Apachen einer Abteilung von ihnen in die Hände gefallen seien. Daß der ‚Große Bär‘ nichts davon wußte, war noch kein Beweis, daß es nicht geschehen sei. Der schlaue Scout, welcher an alles dachte, machte die Bemerkung:
    „Wenn meine roten Brüder suchen, werden sie die Stelle finden, an welcher wir über den Fluß gekommen und einen Baum abgeschält haben. Ich habe eine alte Wunde, welche aufgebrochen ist, und mußte sie mit Bast verbinden. Das ist ein vortreffliches Mittel, welches mein roter Bruder sich merken mag.“
    „Die Krieger der Comanchen kennen dieses Mittel, und sie wenden es stets an, wenn sie sich in der Nähe eines Waldes befinden. Mein weißer Bruder hat mir nichts Neues gesagt.“
    „So will ich wünschen, daß die tapferen Krieger der Comanchen keine Veranlassung finden, dieses Mittel viel in Anwendung zu bringen. Ich wünsche ihnen Sieg und Ruhm, denn ich bin ihr Freund, und darum tut es mir leid, daß ich nicht bei ihnen bleiben kann. Sie haben hier nach der Fährte zu suchen, wir aber müssen schnell reiten, um die weißen Männer zu ereilen.“
    „So werden meine weißen Brüder auf den ‚Weißen Biber‘ treffen, welcher sich freuen wird, sie zu sehen. Ich werde ihnen einen Krieger mitgeben, welcher sie zu ihm führen mag.“
    „Wo befindet sich dein Vater, der berühmte Häuptling?“
    „Wenn ich Old Death diese Frage beantworten will, so muß ich die Orte so benennen, wie die Bleichgesichter es tun. Wenn meine Brüder von hier aus nach Untergang reiten, so kommen sie an den Nebenfluß des Nueces, welcher Turkey-Creek, der Arm des Truthahns, genannt wird. Sodann müssen sie über den Chico-Creek, von wo an sich eine große Wüste bis zum Elm-Creek erstreckt. In dieser Wüste schweifen die Krieger des ‚Weißen Bibers‘, um niemand über die Furt zu lassen, welche oberhalb des Eagle-Paß über den Rio del Norte geht.“
    „Teufel!“ entfuhr es dem Scout, doch setzte er schnell hinzu: „Das ist genau der Weg, welchen wir einschlagen müssen! Mein roter Bruder hat uns durch seine Mitteilung außerordentlich erfreut, und ich bin ganz glücklich, den ‚Weißen Biber‘ wieder sehen zu können. Jetzt aber werden wir uns zur Ruhe begeben, um zeitig munter zu sein.“
    „So werde ich meinen Brüdern selbst den Platz anweisen, an welchem sie sich niederlegen sollen.“
    Er stand auf und führte uns zu einem starken, dicht belaubten Baum, unter welchem wir schlafen sollten. Dann ließ er unsere Sättel herbeiholen und die Decken dazu. Er war ein ganz anderer geworden, seit er das Calumet mit uns geraucht hatte. Als er wieder fort war, untersuchten wir die Satteltaschen. Es fehlte uns nicht der geringste Gegenstand, was ich sehr anerkennenswert fand. Wir machten die Sättel zu Kopfkissen und legten uns nebeneinander, uns in die Decken hüllend. Bald kamen die Comanchen auch, und wir bemerkten trotz der Dunkelheit, daß sie, sich zur Ruhe legend, einen Kreis um uns bildeten.
    „Das darf keinen Verdacht bei uns erwecken“, meinte Old Death. „Sie tun das, um uns in ihren Schutz zu nehmen, nicht aber, um uns etwa an der Flucht zu verhindern. Hat man einmal mit einem Roten die Friedenspfeife geraucht, so kann man sich auf ihn verlassen. Wollen indessen sehen, daß wir von ihnen fortkommen. Habe ihnen einen tüchtigen Bären aufgebunden, wegen Winnetou, denn ich mußte sie von seiner Fährte wegbringen. Aber ich kalkuliere, daß es ihm sehr, sehr schwer geworden sein wird, über den Rio Grande zu kommen. Ein

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