02
eine Matrosin. Also genau das, was er wegen seiner Autorität unbedingt vermeiden musste.
Rione stützte sich auf den Ellbogen auf und lächelte ihn schmallippig an. »Also muss ich dafür sorgen, dass die Flotte erfährt, mit wem ihr Held in Wahrheit schläft. Ich frage mich, wie eine solche Ankündigung aussehen soll.«
Er zuckte leicht zusammen. »Es war nie meine Absicht gewesen, dich zum öffentlichen Gesprächsthema zu machen. Das sollte etwas Privates sein.«
»Nichts von dem, was dich betrifft, kann jemals privat sein, John. Wenn es dir bislang nicht klar gewesen ist, dann sollte es das ab jetzt sein.«
»Es geht hier um dich, nicht um mich.«
»Willst du etwa meine Ehre verteidigen?«, gab sie sichtlich amüsiert zurück. »Ich bin alt genug, um das selbst zu erledigen. Und für den Fall, dass du dich das fragst: Als ich mich darauf einließ, war mir bewusst, dass daraus ein öffentliches Gesprächsthema entstehen würde.«
Leider erinnerten ihre Worte Geary an seine Überlegungen, Rione könnte sich mehr zu seiner Macht als zu ihm selbst hingezogen fühlen. Doch wenn das tatsächlich der Fall war, würde sie es niemals zugeben. Und wenn es nicht der Fall war, müsste er schon verrückt sein, sie darauf anzusprechen.
»Unsere Beziehung ist weder unangemessen noch illegal«, betonte sie. »Am Morgen werde ich die Befehlshaber der Schiffe der Callas-Republik und der Rift-Föderation informieren. Ich weiß, dass sie in der Vergangenheit auf Gerüchte angesprochen wurden, ob zwischen uns etwas ist, und sie haben stets verneint. Da sich das nun geändert hat, werde ich es ihnen allein schon aus dem Grund sagen, dass das Vertrauensverhältnis nicht gestört wird. Sobald die Commander es wissen, wird es sich mit Überlichtgeschwindigkeit in der gesamten Flotte herumsprechen.«
Unwillkürlich musste Geary seufzen. »Muss die Flotte wirklich davon erfahren?«
»Ja.« Sie sah ihn ernst an. »Und das weißt du auch. Würden wir versuchen, das persönliche Verhältnis zwischen uns zu vertuschen, dann käme der Eindruck auf, dass wir selbst glauben, wir würden etwas Unrechtes tun.«
»Es ist nichts Unrechtes.«
»Versuchst du, mich davon zu überzeugen, John? Während ich mit dir im Bett liege? Das kommt aber ein bisschen spät.«
»Ich versuche, ernsthaft mit dir zu reden. Hör zu, da ist eine Sache, die mir Sorgen macht. Es gibt da etwas, auf das ich mich bei dir in der Vergangenheit immer verlassen konnte, und ich möchte, dass das so bleibt.«
»Was soll das sein?«
»Ich möchte, dass du meinen Plänen weiter mit Skepsis begegnest. Du musst skeptisch und fordernd sein, du musst mich hinterfragen. Du bist die Einzige in der Flotte, die in der Lage ist, meine Pläne wie eine Außenstehende zu betrachten. Das brauche ich auch weiterhin von dir.«
»Du willst, dass ich fordernd bleibe?«, fragte sie. »Das ist für einen Mann etwas ungewöhnlich, aber ich werde gern versuchen, weiter so fordernd zu sein.«
»Ich meine es ernst, Victoria«, beharrte er.
»Victoria wird dir da wohl nicht helfen können, aber CoPräsidentin Rione hat die Absicht, dich auch weiterhin mit Sorge und Skepsis zu beobachten. Beruhigt dich das?«
»Ja, das tut es.«
»Gut, dann möchte ich mich wieder schlafen legen. Gute Nacht.« Sie drehte sich um und bot ihm den atemberaubenden Anblick ihres nackten Rückens, ohne dass es ihr bewusst zu sein schien.
Es kostete ihn große Mühe, den Blick abzuwenden, dann starrte er eine Weile die Decke an. Dann wird sie also der ganzen Galaxis erzählen, dass sie mit mir schläft. Aber sie hat recht damit, dass wir es den anderen sagen müssen. Wenn Gerüchte die Runde machen, ich würde mit irgendeiner anderen Frau schlafen, könnte das große Probleme nach sich ziehen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass die ganze Flotte es erfährt, weil ich mir nicht sicher bin, wie ich eigentlich zu ihr stehe. Fühle ich mich nur zu ihr hingezogen, weil ich eine starke Frau an meiner Seite brauche? Oder ist es nur etwas Körperliches, und ich rede mir bloß ein, dass sie mir wichtig ist? Nein, das kann ich selbst nicht glauben. Sie ist eine fantastische Frau, und mir gefällt eine Menge an ihr. Aber wenn wir keinen Sex haben, gibt sie sich nicht sehr warm und anschmiegsam. Sie hält immer etwas zurück. Nein, das ist eine blanke Untertreibung. Sie hält eine Menge zurück. Wenn wir es bis nach Hause geschafft haben, könnte Victoria Rione zu dem Entschluss kommen, dass ich langweilig geworden bin, und dann
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