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020 - A.S. der Unsichtbare

020 - A.S. der Unsichtbare

Titel: 020 - A.S. der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auf ihn fiel.
    Dennoch blieb er in der Nähe von Mr. Merrivans Haus stehen. Er wußte selbst nicht, warum er es tat. Immerhin setzte er das gute Einvernehmen mit den Bewohnern von Beverley Green aufs Spiel. Artur Wilmot hatte die Gartentür offenstehen lassen. Andy überquerte die Straße und trat in den Garten. Er hütete sich aber, den Kiesweg zu benützen, und ging auf dem angrenzenden Rasenstreifen.
    Als er die Bäume hinter sich hatte, die die Fassade teilweise verdeckten, sah er, daß das Haus viele Fenster hatte. Die Rahmen waren weiß gestrichen, und der Mond spiegelte sich in den Scheiben, so daß sie wie Silber glänzten. Aus keinem der Fenster drang Licht nach außen. Er folgte dem Weg, bis er dicht unter einem Fenster in der Nähe des Eingangs stand. Hier hörte er plötzlich mit merkwürdiger Deutlichkeit eine Stimme.
    »Das wirst du nicht tun - bei Gott, das darfst du nicht tun! Eher will ich dich umbringen!«
    Es war nicht Merrivan, der sprach, und Andy vermutete, daß es Wilmot sein mußte. Gleich darauf vernahm er ein Geräusch. Das obere Fenster wurde etwas geöffnet. Die beiden Männer befanden sich wahrscheinlich in diesem Zimmer. Jetzt konnte er Merrivans Stimme deutlich unterscheiden.
    »Mach dich doch nicht so lächerlich - was du da redest, ist Unsinn, mein Lieber. Vor deinen Drohungen fürchte ich mich durchaus nicht. Und jetzt werde ich dir etwas sagen - das wird dich in Erstaunen setzen! Ich kenne deine geheimnisvolle Beschäftigung in der Stadt.«
    Die Stimmen wurden leiser, und obgleich Andy sich die größte Mühe gab, konnte er nichts mehr verstehen. Er hörte nur noch ein schnelles, dringendes Sprechen, und einmal lachte Mr. Merrivan laut auf.
    Dann wurde ein Stuhl gerückt. Andy eilte aus dem Garten und verbarg sich in den gegenüberliegenden Büschen, bis Artur Wilmot herauskam und langsam seinem eigenen Haus zuschritt.
    Familienstreitigkeiten erscheinen meistens schwerwiegender, als sie in Wirklichkeit sind. Aber hier handelte es sich doch um eine ungewöhnliche Auseinandersetzung. Welcher Art war wohl die geheimnisvolle Beschäftigung Artur Wilmots, die Mr. Merrivan nur zu erwähnen brauchte, um ihn ganz zahm zu machen? Vorher hatte er geschrien und seinen Onkel mit Mord bedroht, dann war er plötzlich ruhig geworden und hatte normal, fast bittend, gesprochen.
    Andy wartete, bis Wilmot seine Haustür geschlossen hatte, dann trat er wieder auf den Weg und ging langsam zurück. Als er in die Nähe von Nelsons Haus kam, blieb er stehen und schaute hinauf. Sein Herz schlug ein wenig schneller. Er konnte das Mädchen oben am Fenster deutlich erkennen. Das Mondlicht ließ ihre Züge noch schöner erscheinen. Sie zog sich zurück, und das Fenster schloß sich langsam. Er wußte, daß sie ihn gesehen hatte. War sie erschrocken? Fürchtete sie sich vor ihm?
    Sonderbar, dachte er, als er nach Beverley zurückfuhr, und das Merkwürdigste von allem war, daß er sich wieder wohler fühlte und das Gefühl der Bedrohung ihn verließ, sobald er wieder in die Hauptstraße einbog. Wenn es wirklich Teufel und Gespenster in Beverley Green gab, so mußten sie wirklich sehr mächtig sein, denn sogar Andrew Macleod hatte kurze Zeit unter ihrem Einfluß gestanden.

6
    Stella Nelson saß beim Frühstück, als ihr Vater herunterkam. Er war nicht mehr so anmaßend. Er schämte sich, und in seiner ganzen Haltung drückte sich die Bitte um Verzeihung aus.
    Früher hatte sich Stella durch seine Reue täuschen lassen, sie hatte geglaubt, daß doch noch etwas Gutes an einem Mann sein müsse und er sich bessern könne, wenn er seine Fehler einsah. Aber diese Illusion war zerronnen wie so viele andere.
    »Guten Morgen, mein Liebling. Ich wage kaum, dir ins Gesicht zu sehen«, sagte er, als er sich niedersetzte und mit unsicheren Händen seine Serviette entfaltete. »Ich bin ein Unmensch, ich habe mich aufgeführt wie ein Tier!«
    Sie schenkte ihm Tee ein und kümmerte sich wenig um seine Worte.
    »Du darfst mir glauben, Stella, es war das letzte Mal - wirklich, das allerletzte Mal. Ich habe heute morgen, als ich mich anzog, den festen Vorsatz gefaßt, nie wieder zu trinken. War ich wieder so unausstehlich? Habe ich wieder die Dienstboten hinausgeworfen?«
    »Sie sind gegangen.«
    Er seufzte.
    »Vielleicht kann ich sie aufsuchen. Es wäre doch möglich, daß ich mit Mary die Sache wieder in Ordnung bringe. Sie ist eigentlich ein tüchtiges Mädchen, obwohl sie meine goldenen Manschettenknöpfe verloren hat. Ich will

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