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020 - Die Blutgraefin

020 - Die Blutgraefin

Titel: 020 - Die Blutgraefin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Walker
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zurück, wenn wir nicht zu Fuß gehen wollen.«
    Es verging noch eine gute halbe Stunde. Ich begann mich mit meinem Begleiter über seinen Artikel zu unterhalten und erklärte ihm, dass er mich sehr beeindruckt hätte.
    »Das ist wahrscheinlich nicht mein Verdienst«, erklärte er.
    »Die wichtigsten Auszüge und Textstellen stammen aus dem faszinierenden Buch von Valentine Penrose, die auf alte Dokumente und Berichte zurückgreift, unter anderem die Werke von Rexa und Eisberg um die Jahrhundertwende. Sie sollten es lesen. Es liegt eine düstere Schönheit in den Zeilen, die einen gefangen nimmt. Sicher war es das, was Sie beeindruckte, auch in dieser konzentrierten und zugleich zerstückelten Form. Aber kommen Sie, ich glaube, es ist soweit.« Er deutete aus dem Fenster. Ich sah ein Pferdefuhrwerk halten.
    Dr. Fiegweil sagte etwas zum Wirt, und ich nickte grüßend, als wir die Gaststube verließen. Draußen wartete der Bauer auf dem Kutschbock.
    »Klettern Sie zu ihm hoch, ich kann doch nicht mit ihm reden«, sagte ich zu meinem Begleiter. So konnte ich mir ein wenig in Muße die Gegend ansehen, während der Wagen langsam aus dem Ort holperte.
    Das Dorf lag auf halber Höhe eines Hanges, ein typisches Bauerndorf mit weißen Häusern, Holzgeländern und Schindeldächern, mit Ställen und Tennen und einer alten Kirche mit grobem, viereckigem Turm. Die Hänge hier in den kleinen Karpaten waren meist Weinberge, soweit sie nicht von Wald bewachsen waren. Jener Hügel aber, auf dem die Ruinen des Schlosses von Csejthe standen, waren kahl und steinig – ein Bild von beklemmender Öde.
    Der Bauer setzte uns schließlich ab. Dr. Fiegweil erklärte mir, dass er mit dem Bauern einen Treffpunkt ausgemacht habe, und zwar gegen drei Uhr nachmittags.
    Dann schritten wir den alten, zum Teil kaum mehr erkennbaren Weg hügelan auf die ausgezackten Reste des Schlosses zu. Ich habe mir sagen lassen, dass Csejthe ein eher kleines Schloss war, aber auf mich wirkte es beeindruckend.
    Was noch vorhanden war, stand wie Klippen im Wind, trotzig, die steinernen Fäuste geballt.
    Es sah wenig einladend aus, selbst jetzt im unschuldigen, nüchternen Licht der Sonne. Es stand wie eine düstere Wolke am Horizont – steingeworden.
    Wir stiegen schweigend hinauf. Zum Großteil standen nur noch die mächtigen Grundmauern aus dem vierzehnten Jahrhundert. Die meisten Aufbauten waren zusammengestürzt, soweit sie nicht damals dem Feuer zum Opfer gefallen waren.
    Ein trostloser Anblick, und ein tröstlicher zugleich. Aber war es möglich, dass Ornella hier lebte? Es schien mir beinahe unglaublich. Dann dachte ich, dass die Gewölbe wohl noch wenig Schaden genommen hatten. Sicher gab es irgendwo einen Eingang.
    »Vielleicht sollten wir uns trennen, Doktor«, schlug ich vor.
    »Wenn wir alles gründlich durchsuchen wollen, mag es sonst zu lange dauern. Es darf keine neue Nacht mehr für Ornella geben!«
    Er nickte. »Das meiste ist verschüttet. Was wir finden müssen, ist ein Eingang in den unterirdischen Bereich. Wenn wir ihn gefunden haben, sollten wir aber besser wieder gemeinsam vorgehen …«
    Eine halbe Stunde später machte ich eine Zufallsentdeckung: einen fast verschütteten Durchgang in einer der inneren Mauern. Dahinter befand sich eine Art Hof. Dieser Teil der Ruine sah noch wesentlich besser aus als der Rest, und ich hatte das Gefühl, vor weiteren interessanten Entdeckungen zu stehen. Einen Augenblick wollte ich Dr. Fiegweil rufen, aber dann war ich zu neugierig, um auf ihn zu warten. Der stille, sonnenbeschienene Hof lockte, versprach Enthüllungen. Ich kletterte über die Schutthalde hinab, stand auf den uralten, grobschlächtigen Steinen und hatte das Gefühl, die Mauern, die um mich aufragten, wären heil. Da war nur Verwitterung, keine Zerstörung. Da konnte man vergessen, dass sie nicht mehr als Kulissen waren, ohne Rückfront. Ein halb unterirdisches Gebäude ragte etwas abseits auf, ein bunkerähnliches Gebilde.
    Nicht weit davon entdeckte ich die Reste eines Brunnens.
    Neugierig ging ich auf das seltsame Gebäude zu. Es besaß keine Tür mehr. Die Öffnung blickte mir finster entgegen. Ich stieg ein wenig beklommen die steinernen Stiegen hinab.
    Ich steckte die Taschenlampe wieder ein, denn durch einige fensterartige Öffnungen entstand eine Art Dämmerlicht, an das sich die Augen rasch gewöhnten.
    Ein riesiger Trog nahm einen großen Teil des gewölbeartigen Raumes ein. Ich wusste plötzlich, wo ich mich befand. Das musste das

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