020 - Die Geliebte des Teufels
»In der Nähe des Alley Bond Parks. Es war Herbst. Sie war bei einer Freundin gewesen. Die Mädchen hatte gemeinsam Hausaufgaben gemacht, und sie hatte sich verspätet. Es war schon dunkel. Sie verließ das Haus ihrer Freundin. Nach wenigen Minuten setzte ein fürchterliches Gewitter ein. Miriam stellte sich in ein Haustor. Sie war nur noch wenige Häuserblocks von zu Hause entfernt. Doch das Gewitter wollte nicht aufhören. Miriam hatte Angst. Sie zitterte. Die Straße war menschenleer. Da hörte sie Schritte näherkommen. Ein hochgewachsener Mann kam auf sie zu. Er blieb neben ihr stehen und sah sie an. Etwas Grauenhaftes ging von dem Mann aus. Seine Augen schienen zu glühen. Miriam war wie gelähmt. Vor Angst konnte sie sich nicht bewegen. Der Mann musterte sie unverschämt, dann griff er nach ihr. Seine Hände waren kalt. Miriam schüttelte die Erstarrung ab und wollte flüchten, doch der Mann packte sie an ihrem Haar und riß sie lachend zurück. Er sagte, daß sie ihm wie gerufen käme, legte eine Hand über ihren Mund und hob sie hoch. Er ging einige Häuser weiter, und Miriam wurde ohnmächtig. Als sie erwachte, lag sie auf einem Tisch. Ihre Arme und Beine steckten in eisernen Klammern. Sie war völlig nackt. Ein seltsamer Geruch hing in der Luft. Von der Decke baumelte ein Kerzenleuchter, in dem eine einzelne Kerze brannte. Miriam schrie vor Entsetzen. Sie konnte nicht viel erkennen. Die Kerze war zu schwach, um den Raum auszuleuchten. Hände griffen nach ihr und betasteten ihren Körper. Sie schrie weiter vor Grauen. Ein Mann warf sich über sie. Sein Kopf steckte unter einer schwarzen Maske. Dann wurde sie wieder ohnmächtig. Als sie erneut erwachte, stand ein Junge über sie gebeugt. Sie kannte ihn seit einiger Zeit. Er verehrte sie. Aber er war nicht ganz richtig im Kopf. Er galt als verrückt. Der Junge gab später an, daß er gesehen hätte, wie Miriam von einem unbekannten Mann ins Haus getragen wurde. Er war neugierig geworden, ihr gefolgt, hatte nach ihr gesucht und sie schließlich im Keller gefunden. Von dem unbekannten Mann hatte er nichts mehr gesehen.«
»Und wer war dieser Junge?« fragte ich.
»Das weiß ich nicht«, sagte Elton. »Miriam wollte mir seinen Namen nicht nennen.«
»Aber du träumst doch auch dieses Erlebnis«, sagte Tim. »Da mußt du doch …«
»Der Junge hatte in meinem Traum kein Gesicht«, sagte Elton. »Auch der Unbekannte nicht.«
»Waren noch andere Männer im Keller?«
»Ja«, sagte Elton. »Aber sie waren nicht zu sehen. Nur ihre Hände, die gierig über Miriams Körper glitten.«
Das hörte sich nicht nach einer Vergewaltigung an. Da hatte jemand eine Schwarze Messe feiern wollen, und Miriam war als Opfer ausgewählt worden.
»War Miriam damals noch Jungfrau?« fragte ich.
»Natürlich!« sagte Elton empört.
»Wie oft hatten Sie diesen Traum?«
»Vielleicht fünf Mal. Miriam veränderte sich. Sie saß oft stundenlang da und starrte die Wand an. Sie reagierte auf nichts. Sie saß einfach da und meditierte. Und dann kam der Abend, an dem die Sache mit Roland Culver geschah.«
»Und es war so, wie du es damals erzählt hast?«
»Ja. Und von da an gehen Miriams Erzählungen und meine auseinander. Sie behauptete, daß ich mich zwei Tage später wie ein Verrückter aufführte, dabei ging sie auf mich los und beschimpfte mich wüst. Ich mußte sie niederschlagen.«
»Und was war mit dem Kruzifix?«
»Es war verbogen. Ich nahm an, daß sich Miriam mit mir einen Scherz erlaubt und es ausgetauscht hatte. Am nächsten Tag kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Es war während einer Livesendung. Ich hörte ein entsetzliches Keuchen und Stöhnen und sah ein schemenhaftes Ungeheuer mit riesigen Pranken, das sich in den Zuschauerraum schlich und Miriam packen wollte. Ich zerrte sie hinaus, aber heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich nicht nur eine Halluzination hatte. Und dann kam der schreckliche Unfall.« Elton senkte den Kopf, und seine Lippen bebten. »Harry Gregory kam zu Besuch. Ich saß im Wohnzimmer und mußte alles mit ansehen. Es war grauenhaft. Ich war wie gelähmt. Ich wollte die Augen schließen, aber ich konnte es nicht. Miriam führte sich unglaublich obszön auf. Sie gab sich vor meinen Augen Gregory hin. Danach beschimpfte sie ihn und trieb ihn aus dem Zimmer. Ich hörte Gregory noch schreien, dann war es still. Meine Lähmung fiel von mir ab. Ich fand Gregory im Korridor. Es war bestialisch ermordet worden. Miriam kam hinzu. Sie hatte keine
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