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020 - Zug der Verlorenen

020 - Zug der Verlorenen

Titel: 020 - Zug der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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verfallen, aus dem er aufschreckte, sobald sich in seiner Nähe etwas regte.
    Die Sklaven kauerten sich eng aneinander, schützten sich gegenseitig vor der klammen Kälte, die nachts vom feuchten Boden aufstieg. Die Taratze Chip saß in Matts unmittelbarer Nähe, nicht weit von ihr der Wulfane Arzak. Der Gestank, den die beiden verströmten, war erbärmlich, aber Matt mokierte sich nicht darüber.
    Wieder und wieder sann er darüber nach, wie Aruula und er aus dieser misslichen Lage entkommen konnten. Doch es waren nicht nur die Fesseln und die Wachen, die die Sklaven hielten, sondern auch die unwägbaren Gefahren der umliegenden Wälder. Bis zur nächsten Sied- lung waren es mindestens vier Tagesmärsche - zu viel in ihrem Zustand…
    »Maddrax?«, hörte er Aruula leise flüstern.
    »Ja?«
    »Glaubst du, dass…dass wir…?«
    Matt musste hart schlucken. Im Lauf der vielen Abenteuer, die sie zusammen erlebt hatten, hatte er Aruula noch niemals so niedergeschlagen erlebt. Die Kriegerin hatte den Mut verloren, war nahe daran aufzugeben.
    »Niemals!«, zischte er ihr zu. »Du darfst die Hoffnung nicht sinken lassen!«
    »Aber wir können nicht fliehen! Wenn wir Plymeth lebend erreichen, wird uns Emroc auf dem Sklavenmarkt verkaufen. Aruula wäre lieber tot, als ihre Freiheit aufzugeben.«
    »Ich weiß«, erwiderte Matt und merkte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete. »Mir geht es ebenso. Aber du musst durchhalten, Aruula - und wenn es nur ist, um diesen verdammten Sklaventreibern zu zeigen, dass wir nicht vor ihnen in die Knie gehen.«
    »Du hast Recht, Maddrax«, erwiderte die Barbarin. »Möge Wudan dich beschützen.«
    »Dich auch, Aruula«, erwiderte Matt flüsternd. »Dich auch…« Zwar glaubte er nicht an den obersten Gott der wundernden Völker, aber er wusste, dass er Aruula damit einen Gefallen tat. Außerdem konnte es wirklich nicht schaden, wenn Wudan ein Auge auf sie hatte - nur für den Fall, dass er wirklich dort oben saß und auf sie heruntersah…
    Matt blickte hinauf zum dunklen Himmel. Hinter dem dichten Wolkenvorhang konnte man die Sterne nur erahnen, doch sie waren da, seit Äonen. Die letzten fünfhundertvier Jahre waren im Angesicht des Universums nur ein Augen- zwinkern gewesen - für Matt jedoch hatten sie alles verändert.
    Die Erinnerungen an seine Erlebnisse in diesen fremden, entarteten Welt holten ihn ein und begleiteten ihn in einen unruhigen Dämmerschlaf, in dem es von dunklen Schatten und schrecklichen Gestalten wimmelte.
    Die Geräusche des Waldes, die ihm noch vor ein paar Tagen so unheimlich und fremd erschienen waren, lullten ihn jetzt ein, bildeten den Hintergrund für seine Träume - bis sie jäh von einem lauten Schrei durchbrochen wurden.
    Matt riss die Augen auf, war sofort hellwach.
    »Ein Scorpoc!«, rief einer der Sklaven in heller Panik. »Da ist ein Scorpoc im Gras!«
    »Bleib sitzen!«, blaffte ihn der Wächter an, der ihm am nächsten stand.
    »Aber der Scorpoc hat einen giftigen Stachel! Wenn er mich sticht, bin ich verloren!«
    »Du bleibst sitzen«, wiederholte der Wächter drohend, während er bereits seine Peitsche entrollte.
    »Aber…das Ding ist da irgendwo! Ich kann es fühlen!« Der Gefangene schrie in heller Panik, Tränen schossen ihm in die Augen. Im nächsten Moment hielt er es nicht mehr aus, schnellte von seinem Platz in die Höhe.
    Die Wächter reagierten augenblicklich. Der Gefangene stand noch nicht ganz auf den Beinen, als ihn das in mattem Grün leuchtende Ende der Peitsche traf. Mit einem gequälten Aufschrei ging der Sklave nieder, presste seine Hand auf die Gesichtshälfte, die von der Peitsche getroffen worden war.
    Emrocs Schergen kannten kein Erbarmen. Wieder schlugen sie zu. Und wieder. Und noch einmal, mit einem blutlüsternen Grinsen im Gesicht.
    Die Schreie des Mannes erstarben. Blutüberströmt sank er über seine Mit- gefangenen, die ihn auffingen und zu Boden betteten. Seine Kleider hingen in Fetzen, rote Brandspurenüberzogen sein Gesicht. Ein gnädiges Schicksal ließ ihn das Bewusstsein verlieren, sodass den Wächtern die Hände gebunden waren. Emrocs Anweisung war klar: Kein Gefangener, der bewusstlos war, durfte mehr geschlagen werden - schließlich wollte der Sklavenmeister nicht, dass seine Ware ernstlichen Schaden nahm.
    Als die Wächter ihre Peitschen wieder einrollten, war es still geworden auf der Lichtung.
    Bis zum Morgen wagte niemand mehr sich zu bewegen.
    Als Matt erneut die Augen aufschlug, war es noch immer

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