Die Damen vom Planeten 5
1. Kapitel
Die Frauen waren 1998 an die Macht gekommen, aber bisher hatte das Dave Hull persönlich nicht gestört.
Dave saß im Stadtbüro der Silver Spring Citizen Tribune .
Er trug den Hut auf dem Kopf und hämmerte abwesend auf der Schreibmaschine herum. Er war mürrisch und verbittert. Deshalb behielt er auch seinen Hut auf. Die weiblichen Reporter trugen ja auch Hüte, warum, zum Teufel, sollte er es dann nicht?
Seine Freundin war auch Reporterin gewesen. Bis vor einer Stunde zumindest noch. Nun war sie Lokalredakteurin der Zeitung.
Emily Wallace, Lokalredakteurin. Seine Chefin, seit heute. Hah. Sehr witzig. So klapperte er also wirres Zeug auf seiner Maschine. Ihn hatten sie also nicht zum Redakteur gemacht, na gut, dann eben nicht. Statt dessen hatten sie Emily genommen. Ein nettes Mädchen. Natürlich sehr talentiert, durchaus geeignet für den Job, klar. Aber sie war seine Freundin. Wie konnte man von einem Mann erwarten, daß er für seine eigene Freundin arbeitete, von ihr Befehle erhielt? Auch Emilys Vorgänger war eine Frau gewesen, und er hatte ihre Befehle entgegengenommen. Aber das war etwas ganz anderes. Erstens war sie nicht seine Freundin gewesen, und zweitens konnte man die alte Schachtel, die sich momentan um einen Posten in dem Matriarchat, das man Regierung nannte, bewarb, mit Emily überhaupt nicht vergleichen. Emmy hingegen war keine alte Schachtel. Sie war das süßeste Mädchen der Welt.
Zumindest war sie das gewesen, bis man sie befördert hatte. Wie würde sie jetzt wirken? Noch immer wie das süßeste Mädchen der Welt, wahrscheinlich aber wie eben ein Boß. Das würde alles verändern.
Er zerknüllte das Papier und warf es in eine Ecke. Dann zündete er sich eine Zigarette an und warf das Streichholz dem Papier hinterher. Er stand auf, schob seinen Hut in den Nacken und sah aus dem Fenster des Bürohochhauses. Er überdachte seine Karriere bei der Tribune . Vier Jahre beim größten Blatt in der zweitgrößten Stadt Marylands. Vier Jahre warten auf den Aufschwung. Vier Jahre unablässigen Starrens aus diesem Fenster auf die Architektur von Washington, das man in der Ferne jenseits der Staatengrenze liegen sah.
Dort lag seine Beute. Das Capitol, das Weiße Haus, das Oberste Bundesgericht. Eine spannende Aufgabe. Neuigkeiten ausgraben – das Zeug, was die Agenturen nicht rausbekamen. Wochenlang, monatelang einer Story nachjagen, unbequeme Fragen stellen, Hinweisen nachgehen, Neuigkeiten ausgraben. Und dann die Balkenüberschriften basteln. Zwei Untersuchungsausschüsse waren wegen seiner Enthüllungen eingesetzt worden. Er bekam Prämien und Gehaltszulagen. Man schätzte ihn bei Gericht und in den Ausschüssen. Aber den Redakteursposten hatten sie ihm nicht gegeben, den hatte Emily bekommen.
Er ließ seine Zigarette auf den Boden fallen und zertrat sie. Ein Büromädchen rief ihn. »Mr. Hull!«
Er drehte sich um. Ein Bild von einem Mädchen, ei ne Neue, wahrscheinlich frisch vom College. Eines Tages würde sicher sie Herausgeberin werden.
»Dave ist mein Name«, sagte er.
»Oh«, sagte sie, »danke. Dave, Emily möchte Sie sprechen.«
»Nennen Sie mich Dave«, sagte er, »aber zu ihr würde ich besser Miß Wallace, Herausgeberin, sagen.«
»Ich weiß«, sagte das Mädchen. »Aber sie meinte, wir sollten sie weiterhin Emily nennen.«
»Demokratisch«, erwiderte Dave. »Wirklich demokratisch.«
»Sie ist in ihrem Büro.«
»Ich kenne den Weg«, sagte er.
Er ging hinein. Sie saß hinter einem großen leeren Schreibtisch mit leeren Eingangs- und Ausgangskör ben. Sie stand auf und kam ihm entgegen.
»Hallo, Dave.«
Sie war mittelgroß, hatte braunes Haar, eine winzige Stupsnase und große runde Augen mit Lachfältchen in den Augenwinkeln.
»Hallo, Chef, ich wollte sagen, Miß Wallace.«
»Trottel«, sagte sie. »Idiot. Schau dir nur mal dieses lächerliche Büro an. Die erwarten doch etwa nicht, daß ich hierin arbeite?«
»Du drückst nun die Knöpfe«, sagte er. »Menschen kommen angerannt. Räder drehen sich und Rotationsmaschinen donnern.«
»Erstens ist es zu sauber«, sagte sie und überhörte seinen Sarkasmus, »außerdem ist es zu weit vom Nachrichtenraum entfernt, aber vor allem möchte ich sobald wie möglich hier wieder raus. Ich möchte dich nicht nur immer durch eine Glasscheibe sehen.«
»Das mußt du nicht«, sagte Dave. »Laß uns diese ganze verrückte, verdrehte Welt verlassen. Emily, laß uns heiraten und irgendwohin gehen, wo wir
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