0201 - Der Teufelsschatten
GÖTTER VERLÄSST UND ZURÜCKKEHRST, ZAMORRA«, rief er.
Zamorra zuckte zusammen.
»Das meinst du nicht im Ernst«, rief er ins Nichts hinein. »Wie kannst du, Merlin, dich von einem Dämon erpressen lassen? Du weißt genau, daß ich hierbleiben muß. Die Weltentore sind versperrt! Weiß das nicht auch Asmodis?«
»ER WEISS ES, ABER ES GIBT NOCH DAS TOR IM ORTHOS. UND WENN DU DIESES TOR NICHT SOFORT BENUTZT, WIRD ER TERI RHEKEN TÖTEN.«
»Das kannst du nicht zulassen«, murmelte Zamorra dumpf. »Weißt du nicht, was hier gespielt wird, Merlin? Es muß eine andere Möglichkeit geben. Du darfst dich nicht erpressen lassen. Ich muß hierbleiben!«
»DU WEISST, DASS ICH MICH VON NIEMANDEN ERPRESSEN LASSE«, erwiderte der Unsichtbare. »UND DU, ZAMORRA, MUSST AUCH WISSEN, WAS DU ZU TUN HAST.«
Die Stimme verklang. Merlin schwieg wieder. Er hatte sich in die andere Welt zurückgezogen…
***
»Wenn ich nur noch die Kräfte hätte, die ich früher besaß«, sagte Damon zähneknirschend. »Ich würde Asmodis schon zeigen, wo er hingehört.«
Zamorra nickte bedächtig. Er wußte, daß das keine leere Drohung war. Damon hatte Asmodis schon einmal geradezu spielend besiegt und sich selbst auf dessen Thron gesetzt. Aber das war jetzt vorbei.
»Etwas in Merlins Worten läßt mich nachdenklich werden«, murmelte er. »Der alte Fuchs hat noch etwas in der Hinterhand. Ich glaube nicht, daß er Teri Rheken so einfach abschlachten läßt.«
»Was macht dich so sicher?« fuhr Nicole auf und deutete auf das goldene Skelett. »Reicht es nicht, daß Ansu tot ist? Kehre um!«
Zamorra straffte sich.
»Nein«, sagte er. »Es gibt Wichtigeres, und ich glaube auch nicht, daß Teri in tödlicher Gefahr ist. Ich kenne Merlin. Er hätte sich anders ausgedrückt. Er sagte deutlich, daß er sich nicht erpressen lasse und daß ich wissen müsse, was zu tun sei.«
»Dein Wort in Gottes Ohr«, murmelte Nicole düster.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir vollkommen sicher«, sagte er. »Außerdem geht es hier nicht nur um das Schicksal der SdG, sondern auch um das unserer Welt. Wenn die Meeghs sich hier etablieren können, werden sie über kurz oder lang auch einen Weg zu uns finden - trotz der verschlossenen Weltentore.«
Er wandte sich wieder Damon zu. »Du wolltest vorhin etwas sagen«, erinnerte er ihn. »Etwas, das mit der Schädelaura und der magischen Aura zusammenhängt, die erloschen ist.«
»Sie ist nicht erloschen«, lächelte Damon gelassen. »Was glaubst du wohl, Zamorra, warum ich den Schädel an mich nahm? Die Aura existiert noch, aber buchstäblich in einer anderen Form.«
»In welcher?« Zamorra zischte es förmlich.
Damon hob die Hand.
»In Form eines Dhyarra-Kristalls«, sagte er. »Und dieser Kristall befindet sich in Byancas und meiner Obhut und wartet darauf eingesetzt zu werden.«
Byanca nickte.
»Dieser Kristall«, sagte sie, »ist jetzt der Schlüssel zur Vernichtung der Lenkzentrale der Meeghs.«
»Worauf warten wir dann noch?« fragte Yaro abenteuerlustig.
Zamorra schüttelte bedächtig den Kopf.
»Darauf«, sagte er langsam, »daß uns jemand sagt, wo in der Straße der Götter sich diese Lenkzentrale befindet!«
Darauf konnte ihm auch Yaro keine Antwort geben, und sein Schweigen drückte alles aus.
Sie besaßen eine Waffe, aber sie konnten sie nicht einsetzen.
Denn sie hatten kein Ziel!
Immer noch hielten die Meeghs alle Trümpfe in ihrer Hand…
***
»Siehst du?« fragte Merlin. »Ich habe ihm die Entscheidung überlassen, und er hat sich dagegen entschieden.«
»Es ist unvorstellbar«, schrie Asmodis wütend. »Es muß ein Trick dabei sein. Zamorra lädt nicht so einfach die Schuld eines Mordes auf seine Schultern!«
»Du hast das Gespräch mitgehört«, sagte Merlin. »Wie kannst du an dem zweifeln, was du selbst vernahmst?«
Sie standen sich diesmal persönlich gegenüber. Unter der Eiche am Kreuzweg hatten sie sich getroffen, um ein paar Worte miteinander zu wechseln. Diese Stelle war es gewesen, an der Damon und Asmodis gegeneinander gekämpft und der Hybride den Sieg davongetragen hatte. Immer noch war die Umgebung verglast, der mächtige Baum gespalten und verdorrt, und die Menschen der Umgebung rätselten, was hier geschehen sein mochte. Die Wahrheit konnten sie doch nicht ahnen!
Diesmal hatten sie beide auf Begleiter und Leibwächter verzichtet, anders als vor Tagen, als sie ihren Pakt schlossen. Alles war anders geworden. Es konnte keine Zusammenarbeit zwischen
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