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0201 - Der Teufelsschatten

0201 - Der Teufelsschatten

Titel: 0201 - Der Teufelsschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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auf.
    »Zamorra! Wo bist du? Tritt näher, daß ich dich sehen kann!«
    Langsam, fast zu langsam schritt Zamorra auf die leuchtende Kugel zu. Je tiefer die Sonne sank, desto heller leuchtete sie in der Dunkelheit, aber so sehr Zamorra sich auch bemühte, konnte er doch nicht erkennen, was sich im Innern des Leuchtens befand.
    »Wer bist du?« fragte er mit belegter Stimme. »Wer spricht zu mir?«
    Ein wahrhaft homerisches Gelächter dröhnte auf. »Das fragst du, Zamorra? Kannst du es dir nicht denken? Verriet Thor, der Tobende, nichts?«
    »Nein«, murmelte Zamorra und blieb dicht vor der Kugel stehen.
    »So strecke die Hand aus und berühre die Kugel!« verlangte die hallende Stimme aus dem Nichts.
    Zamorra faßte nach dem Amulett, das vor ihm auf der Brust hing. Die silberne Scheibe mit den eigenartigen Schriftzeichen reagierte nicht. Sie hätte sofort angesprochen, wenn sich eine böse gesinnte Macht um Zamorra bemüht hätte.
    Langsam streckte er die Hand aus, spreizte die Finger und berührte die schwebende Lichtkugel.
    Es kribbelte unter seinen Fingern, als kröchen Ameisen über seine Haut. Und dann gab es einen heftigen Ruck.
    Im nächsten Moment befand er sich in der Kugel!
    ***
    Der Adept kauerte sich hinter einen Felsen. Schwach glomm sein Dhyarra-Kristall, aber der Vertreter der Weißen Magie wußte nur zu gut, daß die magische Energie zu schwach war, wenn die Meeghs ihn ausfindig machten. Der Kristall war erster Ordnung, einen stärkeren vermochte er nicht zu beherrschen, ohne geistig ausgebrannt zu werden.
    Wenn die Meeghs ihn entdeckten, gab es nichts mehr, das ihn retten konnte.
    Der kahlköpfige Adept war vor Wochen nach Grex gekommen, als nach der Niederlage Plutons neue Sitten im von den Dämonen beherrschten Land einkehrten. Seit jenem Tag durften sich Weiße Magier ungehindert in Grex bewegen, und Kaiser Varus von Arysa aus Rhonacon hatte die Chance wahrgenommen und ganze Scharen von Weißen Magiern als Missionare nach Grex entsandt, um die Grecer zum Götterglauben zu bekehren.
    So war auch der Kahlköpfige nach Grex gekommen. Und er war es gewesen, der in der Grotte am Berghang die eintreffende Hilfe aus der anderen Welt in Empfang nahm und nach Rhonacon weiterleitete. Jenen Mann, der sich Professor Zamorra nannte, und seine Begleiter, das Mädchen und den Wolf.
    Jetzt lag er hier draußen.
    Gerade rechtzeitig hatte er das Nahen des Meegh-Spiders gespürt. Das Dämonenraumschiff fegte heran, hatte das Weltentor aufgespürt. Der Adept hielt den Atem an. Er hatte erkannt, daß das Tor von der anderen Seite her geschlossen wurde. Wollten die Meeghs dies verhindern?
    Wie bei einem Angriff stieß das schwarze, irgendwie verwaschene Ding herab, einem jagenden Raubvogel gleich. Etwas seltsam Flirrendes eilte ihm voraus, drang in den Grotteneingang vor.
    Unwillkürlich verschloß der Adept seine Sinne. Er sah nur noch, alle anderen Empfindungen wurden abgeblockt. Und er sah, wie jene Kraft zurückgeworfen wurde. Das Weltentor war bereits geschlossen, schleuderte die fremde Energie zurück!
    Von einem Augenblick zum anderen wurde die Schwärze des Spiders aufgerissen. Wurden verwirrende Systeme von Röhren und Gestängen sichtbar, Verstrebungen, auf eine geradezu irrsinnige Weise konstruiert. Und aus dem Ganzen schälte sich die gewaltige Gestalt einer schwarzen Spinne hervor…
    Der Adept schrie auf und schloß auch die Augen. Die unheimliche Kraft wischte den schwarzen Schattenschirm einfach fort. Ein düsteres Glühen umfloß das Raumschiff.
    Und schmolz es zusammen!
    Ein riesiger, schwarzer Tropfen fiel kochend vom Himmel, floß über den Hang und erstarrte erst dicht vor dem Adepten wieder. Langsam wagte er es, die Augen wieder zu öffnen.
    Er war noch einmal davongekommen, hatte den Spider nicht lange genug unverhüllt gesehen.
    Und jetzt - war da nichts mehr.
    Nur noch ein schwarzer Metallsee, der abkühlte und langsam erstarrte…
    ***
    Der Ortswechsel war übergangslos vonstatten gegangen. Zamorra hatte nicht bemerkt, wie er in die leuchtende Kugel hineingekommen war. Er sah sich um. Die Umgebung war geschwunden, aber er sah jetzt, wer sich außer ihm in der Kugel aufhielt.
    »Du irrst«, lachte der Weißhaarige mit dem langen Bart. Er trug etwas, das wie eine Tunika aussah, und einen Lorbeerkranz ins Haar gewunden. »Wir befinden uns beide nicht wirklich in der Kugel, aber so kommen wir uns näher, und es erleichtert die Unterhaltung. Du und ich sind Projektionen.«
    Wieder lachte

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