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0203 - Die Geisterfrau

0203 - Die Geisterfrau

Titel: 0203 - Die Geisterfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kugel steckte, aber der Geist würde sich hüten, sie ein drittes Mal zu blockieren. Bill hatte unter Beweis gestellt, daß er sich Erscheinungen dieser Art nicht mehr bieten ließ. Er hatte dem Schloßgespenst den Kampf angesagt, und das auf äußerst nachdrückliche Weise.
    Bill wunderte sich nur, weshalb auf den Schuß hin noch niemand aufgetaucht war, um nach der Ursache zu forschen. Aber auf Nicoles Schrei hatte es auf dem Flur auch keine Reaktion gegeben.
    Nicoles Schrei!
    Bill Fleming setzte sich in Bewegung. Die Tür zu Zamorras und Nicoles Zimmerflucht stand offen. Bill warf einen prüfenden Blick hinein. Aber die Zimmer waren leer. Also würden die beiden sich wohl im Bad aufhalten. Von dort konnte der Schrei durchaus gekommen sein.
    Aber was war mit Zamorra?
    Bill öffnete den Mund, um zu rufen, als er das Knirschen über sich hörte. Unwillkürlich hob er den Kopf, legte ihn in den Nacken und sah den Leuchter, der sich endgültig von der vier Meter hohen Decke löste und direkt auf ihn zurauschte.
    Dann wurde es um ihn herum schwarz.
    ***
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?« stöhnte Zamorra, als er das Krachen und den dumpfen Fall hörte. Er war gerade selbst unter den erfrischenden Wasserstrahlen hervorgestiegen und hatte damit begonnen, sich abzufrottieren. Mit einer wilden Verwünschung knotete er sich das Handtuch um die Hüften und stürmte auf den Flur hinaus.
    »Bill!« ächzte er, als er die Bescherung sah. Direkt vor der Tür lag sein Freund, und daneben ein fünfarmiger Leuchter, dessen Glühbirnen zerschmettert waren. Im Flur war es merklich dunkler geworden. Die beiden anderen Leuchter am Anfang und am Ende des Flurs reichten kaum aus, genug Helligkeit zu spenden.
    Nicole tauchte neben Zamorra auf und stieß einen leisen Schrei aus. »Bill, meine Güte, was ist denn hier passiert?«
    »Ihm ist ein Kronleuchter aufgegangen«, murmelte Zamorra unfroh und begann mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Nach einigen Augenblicken schaffte er es, Bill ins Bewußtsein zurückzuholen.
    »Au, verdammt«, stöhnte der Historiker. »Tut das weh…«
    Er tastete seinen Kopf ab. »Au…«
    »Genau da ist die Beule«, sagte Nicole.
    Bill richtete sich halb auf, sah sich um und knurrte etwas Unverständliches. Mit Zamorras Hilfe kam er auf die Beine und versetzte dem Leuchter einen kräftigen Tritt.
    »Den hat der Geist nach mir geschmissen«, verriet er. »Was war bei euch los?« Die Erleichterung darüber, daß Nicole nichts geschehen war, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Teufel auch«, brummte Bill Fleming. »Wißt ihr, was? Auf den leisen Schreck lade ich euch zu mir ein. Da steht noch Whisky, den wir niedermachen können. Die Nacht ist sowieso schon halb vorbei.«
    »Uff«, machte Nicole. »Eine Mütze Schlaf will ich aber doch haben. Trotzdem, Bill – wir kommen. Warte, ich ziehe mir nur eben was an.«
    »Bitte nicht zuviel«, lästerte Bill.
    Zamorra folgte Nicole, um sich ebenfalls wieder landfein zu machen. »Stell schon mal den Whisky kalt«, empfahl er.
    Ein paar Minuten später machten sie es sich in Bills Wohnraum bequem. Zamorra in Jeans und offenem Hemd und Nicole in Shorts, einem knappen Hemdchen und den unvermeidlichen Rollschuhen.
    Bill Fleming schmunzelte und schenkte ein. »Du hast den armen Patrick an den Rand der Verzweiflung gebracht«, stellte er fest. »Dabei ist hier alles, aber auch alles, traditionsbewußt, altehrwürdig und sehr gesittet.«
    Nicole lächelte. »Prost, Bill. Prost, Zamorra.« Sie nippte an ihrem Glas.
    »Es hat aber unheimlich Spaß gemacht. Ich glaube, ich werde das Spielchen morgen fortsetzen.«
    »Dann schmeißt euch der Lord sofort wieder raus«, warnte Bill.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Glaube ich kaum. Er wird zwar etwas verwundert aus der Wäsche gucken, aber so etwas hat er noch nie erlebt. Das fehlt ihm, und deshalb feuert er uns nicht.«
    »Du mußt es ja wissen«, murmelte Bill. »Du kennst ihn ja schon so unheimlich lange.«
    Zamorra fingerte an seinem Amulett.
    »Das ist kein gewöhnlicher Poltergeist«, sagte er, »mit dem wir es zu tun hatten. Ursprünglich hatte ich dir ja die Ohren langziehen wollen, weil du uns für ein dämliches Schloßgespenst herzitiert hast. Jetzt aber… Und die Pendrakes haben nie erwähnt, daß es hier spukt?«
    »Nicht einmal, und deshalb hatte ich auch nichts gesagt, bis es heute auch noch am hellen Tag losging. Da hatte ich die Nase voll und rief euch an. Und jetzt leugnet der Butler den Mist auch noch

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