0203 - Die Geisterfrau
zerstörten Mechanismus mit Schraubgewinden und Seilzügen. Und als er auf den Himmel klopfte, klang es wie Metall.
Auch die Seitenblenden waren metallverstärkt.
»Hol's doch der Teufel«, knurrte er. »Das war es! Man wollte uns umbringen und unter dem verdammten Ding ersticken!«
Bill erblaßte. »Wie?«
»Hier!« Zamorra deutete auf den zerstörten Mechanismus. »Schau dir den Mist an. Während wir schliefen, hat jemand den Himmel abgesenkt und wollte uns ersticken und zerdrücken. Und beinahe hätte er es geschafft. Da war irgend etwas… Ein Schrei…«
Auf der Bettseite des querverkanteten Himmels erschien Nicoles unfrisierter und herrlich wilder Schopf. »Was faselst du da? Was ist denn hier passiert? Konntest du dich nicht beherrschen? Daß ihr Männer immer alles kaputt machen müßt!«
»Sie hat es gut überstanden«, stellte Bill grinsend fest. »Sie flippt schon wieder aus!«
»Kann mir endlich einer sagen, was hier los war?« verlangte Nicole energisch.
Zamorra erzählte, wie er den Mordanschlag empfunden hatte. »Bloß warum dann plötzlich wieder Luft da war, begreife ich einfach nicht. Etwas hat den Himmel aufgesprengt. Schau dir das an. Eisenstangen einfach verbogen, das Gewinde auseinandergerissen.«
»Das Amulett«, sagte Nicole plötzlich.
Überrascht sah Zamorra an sich hinunter. Vor seiner Brust hing das Amulett. Er hatte es nicht abgelegt, als er sich zum Schlaf niederlegte.
Es war nur zu offensichtlich, daß ihm das das Leben gerettet hatte. Seine Todesfurcht und die ersterbenden Gedanken mußten das Amulett aktiviert haben, und die magische Kraft der Zauberscheibe hatte die Todesfalle zerschmettert. Gleichzeitig ein Beweis dafür, daß es sich um einen durch Magie erzeugten Mordanschlag gehandelt hatte, weil das Amulett sonst nicht in dieser Form aktiv geworden wäre!
»Es gibt keine Kurbel«, brummte Bill Fleming. »Hier kann keiner gestanden und gedreht haben. Unmöglich. Aber wozu das Schraubgewinde?«
»Unser Schloßgespenst hat gedreht«, bemerkte Zamorra und sah auf die Uhr, die auf dem flachen Schränkchen stand, das es in seinem Zimmer ebenso gab wie in Bills und das ebenfalls mit einem Kühlfach für Getränke ausgestattet war.
»Es wird Zeit, daß dem mörderischen Biest das Handwerk gelegt wird«, murmelte Bill grimmig. »Macht, daß ihr fertig werdet. Um neun Uhr wird gefrühstückt, und die Pendrakes mögen es nicht, wenn man sich verspätet.«
Nicole grinste.
»Die können doch noch gar nicht ahnen, daß ihr Besuch sich vermehrt hat.«
»Da sei mal nicht so sicher«, murmelte Bill dumpf. »Patrick hat in dieser Beziehung eine sehr lose Zunge…«
***
Ein eigenartiges Knistern ging durch die Mauern aus Stein und durch die Hölzer der Türen und Möbel. Etwas klagte.
Sie haben es überlebt, und sie besitzen Macht. Eine Waffe, die stärker ist als wir.
Es muß etwas dagegen getan werden. Wir müssen eine schnelle Lösung finden, oder wir sind verloren.
Die Bäume rund um die Burg flüsterten es.
Es wird eine Lösung geben. Seid unbesorgt.
Lady Beatrice lächelte und öffnete die Augen, die sie für Sekunden geschlossen hatte. »Guten Morgen«, wünschte sie.
***
Bill Fleming schien die Mitteilsamkeit des Butlers richtig eingeschätzt zu haben. Offenbar hatte er die Pendrakes bereits von den neuen und ungebetenen Gästen unterrichtet. Weder Lady Beatrice noch Sir Winston zeigten daher sonderliche Überraschung, als Zamorra hinter Bill den kleinen Speisesaal betrat.
»Klein« war eine maßlose Untertreibung. Man hätte hier ein mittleres Festbankett veranstalten können. Die Einrichtung war sehr gediegen und hatte bestimmt eine fünfstellige Summe gekostet. An der fast fünf Meter langen und mit Kerzen bestückten Frühstückstafel saßen Mylord und Mylady einträchtig nebeneinander.
»Guten Morgen«, erwiderte Zamorra den Gruß. Er trat etwas nach rechts zur Seite und gab den Blick auf Nicole frei.
Nicole in knappen roten Shorts, dünner Bluse mit Knoten über dem Bauchnabel anstelle der Knöpfe und einer feuerroten Perücke; ihrem kleinen Spleen nachgebend, hatte sie sich für den England-Trip mit Perücken reichhaltig eingedeckt.
Und an den Füßen die Rollschuhe, auf denen sie zur Frühstückstafel rumorte.
Zamorra beobachtete leicht amüsiert ein interessantes Farbenspiel im Gesicht von Lady Beatrice. Zunächst verfärbte sich das Antlitz der alten, grauhaarigen Dame ins Rote, dann ins Dunkelrote, um dann blaß abzufallen.
Lady Beatrice richtete
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