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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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Geld?«
    »Vielleicht beides«, brummte Lieser mit einem schwachen Grinsen. »Du entschuldigst mich, Eddy, ich habe in der Küche zu tun.«
    Lieser nickte dem angetrunkenen Gangster knapp zu und verschwand in der Küche.
    Eigenartig, dachte er. Wenn Earp ihm einen Job geboten hat, konnte er sicher mehr Dollars dabei machen als bei uns. Wieso lehnte er ein besseres Angebot zugunsten eines schlechteren ab? Was stimmt mit diesem Mann nicht?
    Lieser saß fast eine Stunde lang regungslos auf seinem Hocker und grübelte. Schließlich erhob er sich, ging wieder hinaus ins Lokal und holte aus der Registrierkasse einen Briefumschlag hervor. Damit verschwand er abermals in der Küche.
    Der Umschlag enthielt einen Zeitungsausschnitt und eine Fünfzig-Dollar-Note, die noch sehr neu aussah. Lieser zog sich das Telefon heran und wählte.
    »Verbinden Sie mich bitte mit dem FBI in Denver in Colorado«, sagte er, als sich das Fernamt gemeldet hatte.
    Er spielte mit dem Geldschein, während er auf die Verbindung wartete. Es dauerte nicht lange, denn zu dieser späten Abendstunde war das Fernsprechnetz nicht mehr so belastet wie in den Hauptgeschäftsstunden des Tages. Schließlich meldete sich eine Männerstimme.
    »Hallo!« sagte Lieser. »Hier spricht ein Lokal aus New York. Ich habe gerade einen von diesen Fünfzigern eingenommen, die vor ein paar Tagen in Denver aus einem Geschäft gestohlen worden sind. Was soll ich jetzt machen?«
    »Was für einen Fünfziger?« fragte der G.-man in Denver, der keine Ahnung von dem Bluff hatte, den wir uns in New York hatten einfallen lassen.
    »Na, wissen Sie denn nichts von der Sache?« fragte Lieser. »Hier bei uns stand in den Zeitungen…«
    Er las den ganzen Zeitungsausschnitt vor.
    »Und eine dieser Nummern befindet sich jetzt bei Ihnen?«
    »Ja.«
    »Das muß eine Sache der Stadtpolizei sein. Dem FBI ist hier nichts bekannt. Kann ich Sie wieder anrufen?«
    »Natürlich!«
    Lieser sagte die Nummer. Der G.-man in Denver bedankte sich und versprach, sofort bei der Stadtpolizei in Denver Rückfrage zu halten und anschließend Lieser zu verständigen.
    Zufrieden legte Sam Lieser den Hörer auf. Er ging zurück in die Kneipe und kam seiner Arbeit nach. Es war schon ziemlich spät, und wenige Minuten vor elf öffnete sich die Tür, und der Junge kam herein.
    »Tag, Bill«, sagte' Sam, und seine Stimme klang nicht einmal unfreundlich. Dieselbe Stimme, die wenige Stunden zuvor angeordnet hatte, daß dieser Junge umzubringen sei.
    ***
    Ein paar Minuten später kam ich herein. Der Junge setzte gerade seine Coca an die Lippen. Lieser stand hinter der Theke und zählte die Bons, die der Kellner bei jeder Bestellung auszuschreiben hatte. Earp stand am Ende der Theke, dicht vor der Küchentür, und nippte an seinem Whisky. In seinen Augen konnte man lesen, wieviel er bereits getrunken hatte.
    »Sieht aus wie eine Versammlung«, sagte ich. »Sam, gib mir auch eine Coca. Oder hast du noch genug heißes Wasser in der Kaffeemaschine?«
    »Habe ich.«
    »Dann lieber einen Kaffee.«
    Sam nickte und griff nach einpr Tasse. Ich steckte mir eine Zigarette an. Earp grinste mir zu. Er versuchte, mir mit aller Gewalt einen Whisky aufzunötigen, aber ich blieb hart. Schließlich murmelte er etwas Unverständliches vor sich hin, warf einen Geldschein auf die Theke und verließ das Lokal, ohne auf sein Wechselgeld zu warten.
    Lieser schob mir den Kaffee herüber. Ich schlürfte das heiße Getränk mit Behagen, während Sam sich an den Jungen wandte.
    »Du kennst die Tour, die heute an der Reihe ist?«
    »Sicher! Ich bin sie doch gut zwanzigmal gefahren!«
    »Hast du die Liste hier?«
    »Ja«
    Der Junge griff in seine Gesäßtasche und zog ein mehrfach gefaltetes Blatt Papier heraus.
    »Gib sie ihm«, sagte Sam mit einer Kopfbewegung in meine Richtung.
    Ich nahm das Papier, faltete es auseinander und las. Es war eine Aufzählung von Lokalen, Kneipen und Gaststätten. Hinter jedem Namen stand eine Zahl. Meistens waren es runde Ziffern, die zwischen 10 und 40 schwankten.
    »Das ist die Liste«, erklärte Lieser. »Die Zahlen bedeuten die Anzahl der Flaschen.«
    Er fügte noch den Preis hinzu, der pro Flasche zu kassieren war. Der Preis erhöhte sich um zehn Cent, wenn wir kein Leergut zurückbekamen. Ich nickte und sagte:
    »Alles okay! Sonst noch etwas?«
    »Ja«, nickte Sam. »Du kannst mir schnell helfen, in der Küche eine Kiste Konserven auf den Tisch zu stellen. Für mich allein ist die Kiste zu schwer. Bill,

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