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0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

0204 - Vorm Frühstück eine Kugel

Titel: 0204 - Vorm Frühstück eine Kugel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Frühstück eine Kugel
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aus. Aber sein Blick war kalt und gefühllos. Mordlust flackerte in seinen Augen.
    »Ich denke schon«, brummte ich.
    Er tappte behutsam rückwärts, sprang vom Wagen herab und kommandierte:
    »Los! Komm! Und keine verdächtige Bewegung. Das Ding hier habe ich nicht zum Spaß in der Hand!«
    Mir war auch nicht zum Spaßen zumute. Ich wankte auf unsicheren Knien zum Ende des Lastwagens hin, stützte mich auf die Seitenklappe und ließ mich hinab. Als ich das letzte Stück springen mußte, wußte ich gleich, daß es schiefgehen würde. Und richtig! Als meine Füße den Erdboden berührten, knickten mir die Knie weg, als wären sie Strohhalme. Es wurde dunkel um mich her, mein Atem ging schneller und ich hatte für eine unbestimmbare Zeitspanne das Gefühl, in einem Brei zu ertrinken, der mich umgab wie ein Morast.
    Anscheinend befanden wir uns auf einem Hudson-Pier. Weit hinten ragte ein Kran in den heller werdenden Morgenhimmel. Das schmutziggraue Wasser des Flusses plätscherte eintönig gegen die Mauern. Auf der linken Seite gab es einen überdachten Bau mit der Aufschrift »Hudson-Bay-Line«.
    Irgendwie gelang es mir, auf die Beine zu kommen.
    »Was hast du vor?« krächzte ich mit einer Stimme, die mir selbst fremd vorkam.
    Er beugte sich vor, bis sein heißer Atem mein Gesicht streifte.
    »Ich will mich bei dir bedanken für gestern abend«, stieß er hervor.
    »Und wie soll das stattfinden?« fragte ich.
    »Los, geh ’raus auf den Pier!«
    Er zeigte mit der Mündung seiner Pistole die Pachtung an, die ich gehen sollte. Ich bewegte mich nicht. Worauf es mir ankam, war, ein wenig Zeit zu gewinnen. Ich fühlte mich noch so elend, daß jeder Versuch einer Gegenwehr mißlingen mußte. Also galt es, ein paar Minuten zu gewinnen. In dieser Zeit tief und ruhig zu atmen und langsam wieder einen Zustand zu erreichen, der halbwegs mit normal beschrieben werden konnte.
    »Okay«, sagte ich mit betrübter Miene, als versuchte ich, mit dem mir Bevorstehenden fertigzuwerden. »Laß mich erst noch einen Augenblick Luft schnappen, sonst schlag ich unterwegs wieder der Länge nach hin. Ich bin noch nicht sicher genug auf den Beinen. Du wirst dich auch einmal so elend fühlen, wenn sie dich nämlich zum elektrischen Stuhl führen.«
    »Mich führt keiner zum Stuhl.«
    »Sei nicht so sicher. Sie haben schon ganz andere dahingeführt.«
    »Weil sie blöd waren.«
    Ich stieß hörbar die Luft aus.
    »Glaubst du, daß alle Leute, die vor dir hingerichtet wurden, wirklich dümmer waren als du? Ich kann dir sagen, daß eine Menge Leute darunter waren, die dich an Intelligenz dreimal übertrafen.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich bin G.-man. FBI.-Beamter, wenn dir das mehr sagt.«
    Er lachte schallend.
    »Genauso habe ich mir einen G.-man immer vorgestellt. Ein G.-man, der sich von hinten niederschlagen läßt wie ein dummer Anfänger. Mensch, such dir gescheitere Geschichten heraus!«
    Die frische, kühle Morgenluft tat mir wohl. Ich spürte, wie mein Verstand allmählich klar wurde, wie die Übelkeit im Magen nachließ und das Klopfen im Gehirn schwächer wurde.
    »Ich habe kein Interesse daran, dir Geschichten zu erzählen. Aber du könntest mir noch einen Gefallen tun, bevor du…«
    Ich zeigte auf seine Pistole.
    »Was willst du?« brüllte er. »Eine Zigarette?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte gern wissen, wer der Boß dieser './hisky-Bande ist.«
    Er schnaufte verächtlich.
    »Der Boß! Niemand weiß, wer der Boß ist! Selbst wenn ich es wüßte, könnte ich es dir nicht sagen. Ich habe ihn erst zweimal gesehen. Er hat immer einen schwarzen Hut auf, trägt eine schwarze Maske, schwarze Handschuhe, schwarzen Mantel und schwarze Schuhe. Überhaupt alles an dem Kerl ist schwarz.«
    »Ist er groß oder klein?«
    »Mittelgroß, glaube ich. Aber was nützt es dir? Du wirst jetzt das Zeitliche segnen! Komm, geh ’raus auf den Pier.«
    Ich tat, als ob mir das Gehen noch sehr schwerfiele und wankte mit zitternden Knien in die Richtung, die er mir gezeigt hatte. Wenn er stehenblieb, mußte ich an einem Punkt vorbei, wo ich noch höchstens anderthalb Yard von ihm entfernt war.
    Darauf kam es an. Anderthalb Yard würden über Leben und Tod entscheiden. Wenn ich über diese Stelle hinaus war, hatte ich ihn im Rücken und konnte nichts mehr unternehmen, als auf seine Kugel zu warten.
    Der Punkt kam näher. Der Junge stand auf meiner rechten Seite. Noch einmal setzte ich den rechten Fuß vor, aber ich tat, als ob mein Knie

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