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0205 - Der Tiefsee-Schrecken

0205 - Der Tiefsee-Schrecken

Titel: 0205 - Der Tiefsee-Schrecken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa und Manfred Weinland
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zu Halloway vor!
    »Was, zum Teufel…« fluchte er und stieg die drei Stufen hinunter, die ihn vom Deck trennten. Zirka fünfzig Meter vor ihm sah er einen dicken Mann direkt gegenüber der Schiffsbar an der Reling stehen.
    Nein, dachte Halloway, stehen war nicht das richtige Wort. Er klammerte sich daran fest, den Oberkörper weit nach vorn geneigt und die dicken, kurzen Arme gegen das Geländer gestemmt. Der Mann gab eine groteske Figur ab, und, was das Merkwürdige war, er rührte sich nicht, wankte nicht einmal, als wäre er gar nicht aus Fleisch und Blut, sondern eine gewichtige Puppe oder Tonfigur, die irgendjemand in diese jammervolle Stellung gebracht hatte.
    Halloway ging auf die Gestalt zu und wunderte sich dabei nicht wenig, daß außer ihnen beiden das Deck weiterhin menschenleer blieb. Hatte sonst niemand den Schrei vernommen? Oder hatte ihn keiner hören wollen ?
    Das, dachte Halloway, war die wahrscheinlichere Auslegung. Wer viel Geld für eine Kreuzfahrt hinblätterte, der legte scheinbar keinen gesonderten Wert, in unschöne Begebenheiten verwickelt zu werden. Einerseits verständlich, andererseits…
    Aber was war mit dem Personal der Bar? Der übrigen Mannschaft?
    Niemand ließ sich sehen.
    Mehr als seltsam.
    Halloways Schritte wurden unwillkürlich langsamer, je näher er dem dicken Mann kam. Als er nur noch ungefähr zehn Meter von ihm entfernt war, glaubte er ihn wiederzuerkennen. Seit die ESMERALDA vor neun Tagen gestartet war, hatte er den Mann mehrmals zu Gesicht bekommen, ihm aber keine besondere Beachtung geschenkt, weil er sich kaum von den anderen Passagieren unterschied. Mit ein paar Ausnahmen rochen sie alle nach Geld, so wie er. Calder, dachte Halloway und hakte im Geiste die Passagierliste ab, hieß er nicht Calder? Leon Calder? Grundstücksspekulant, an der Börse aktiv und erfolgreich…
    Und jetzt stand er da vor ihm an der Reling: fett, verschwitzt und starr wie eine Leiche!
    Als Halloway kaum noch eine Armeslänge von ihm entfernt war, blieb er stehen und rief ihn an: »Mister Calder? Mister Calder, hören Sie mich?«
    Wenn er ihn hörte, verbarg er es geschickt, denn weder in seinem fleischigen Gesicht, noch an seinem Körper war irgend eine Reaktion auf den Ruf des Zweiten Offiziers zu ersehen!
    Halloway kratzte sich nervös am stoppelfreien Kinn.
    Er hatte ein komisches Gefühl im Magen, als er sich fragte, wie es überhaupt möglich sein konnte, daß ein Mann von Calders Körpermasse so lange reglos in dieser unmöglichen Haltung verharrte, obwohl die natürliche Schwerkraft doch sehr stark und unnachgiebig an seinem Bauch zerren mußte.
    Entweder, überlegte Halloway, waren die vermeintlichen Fettballungen in Wirklichkeit Muskelansammlungen (dann mußte man Calder zumindest zugestehen, daß ihre Tarnung perfekt war), oder aber - der Mann war tot!
    Aber das war natürlich ebenso absurd.
    Halloway wandte den Kopf nach rechts, fixierte das Milchglas der Bartür, durch das der schemenhafte Trubel dahinter zu erkennen war, und zog in Erwägung hineinzugehen, um Unterstützung zu holen. Er fühlte sich etwas überfordert von dieser Situation. Aber dann verwarf er den Gedanken schnell wieder, weil er sich ausrechnen konnte, was manche hinter seinem Rücken von sich geben würden, wenn sich herumsprach, daß er noch nicht mal mit einem harmlosen Betrunkenen allein fertig wurde.
    Er entschloß sich, es anders zu versuchen.
    Er berührte Calder.
    Legte seine Hand auf die Schulter des Mannes und zog sie sofort wieder zurück, weil er mit dieser Kälte nicht gerechnet hatte, die sich durch das farbenprächtige Hemd Calders von seiner Haut auf Halloway übertragen hatte.
    Eiseskälte!
    Halloway kniff die Augen zusammen.
    Eine Sekunde später löste sich Leon Calders Starre völlig unvermittelt auf. Ubergangslos fing er am ganzen Körper an zu zittern, und seine dicken Arme bogen sich plötzlich durch, als wäre Calders Körpergewicht die ganze Zeit über von irgendetwas aufgehoben worden, um nun ganz unerwartet wieder durchzukommen !
    Calder sackte in sich zusammen.
    Er schlug auf den Holzboden und krümmte sich. Uber seine Lippen kam ein Röcheln, als bekäme er nicht genügend Luft.
    Alles ging so schnell, daß es Halloway wie ein böser Traum vorkam, und er unfähig war, rechtzeitig zu reagieren.
    Als er sich endlich wieder einigermaßen in der Gewalt hatte, geschah erneut etwas, das ihn vor Grauen taumeln ließ!
    Leon Calders Gesicht lief dunkelblau an und verzerrte sich zu einer

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