0205 - Der Wächter von Andromeda
war auch nicht unbedingt nötig. Er konzentrierte sich auf das Bild, das er von der Kuppel und ihrem Innern besaß - und teleportierte.
Als nach der Rematerialisation seine Augen sich an die veränderte Umgebung gewöhnt hatten, glaubte er, in einer zähen, opalisierenden Flüssigkeit zu schwimmen.
Er bereute seinen Leichtsinn, in der Glockenkuppel mit offenem Raumhelm herumgelaufen zu sein, denn jetzt widerstand die „Flüssigkeit" seinen verzweifelten Anstrengungen, den Helm zu schließen. Er getraute sich nicht, Luft zu holen. Aber da er auf einer Welt geboren war, die Wasserflächen überhaupt nicht kannte, war er völlig ungeübt im Tauchen. Es währte noch nicht einmal eine halbe Minute, dann hatte er das Gefühl, ersticken zu müssen.
Sekundenlang kämpfte er noch gegen den naturgegebenen Drang an, dann schnappte er verzweifelt nach Luft. Die opalisierende „Flüssigkeit" geriet in Bewegung, drang ihm in Mund und Nase und rief das Gefühl des Ertrinkens hervor.
Erst nach einiger Zeit wurde Gucky sich bewußt, daß er noch atmen konnte. Sein Verstand arbeitete wieder klarer.
Und in diesem Augenblick empfing er den Gedankenimpuls.
Es war ein Impuls, der ihm bekannt vorkam. Es schien, als amüsiere sich jemand über seine, Guckys, Lage.
Wenn der Mausbiber von Tramp etwas ganz und gar nicht vertragen konnte, so war es dies. Er wurde wütend, und plötzlich stand er aufrecht auf seinen Beinen. Er wußte jetzt, daß das, was er für eine zähe Flüssigkeit gehalten hatte, in Wirklichkeit keine war, sondern ein atembares und offenbar für seinen Metabolismus verträgliches Gas.
Er schwebte also nicht in unmittelbarer Gefahr.
Dennoch wußte er, daß er so schnell wie möglich hier verschwinden mußte, nicht nur, weil hier unbekannte Gefahren lauern mochten, die hielt er jetzt nicht mehr für unüberwindlich -, sondern weil in der Glockenkuppel die Gefährten auf ihn warteten, weil sie ihn brauchten.
Aber er zögerte noch.
Zweimal hatte er jetzt teleportiert, und zweimal war er dadurch in unangenehme Situationen geraten. Vielleicht würde die dritte Teleportation ihn in unmittelbare Lebensgefahr bringen. Woher sollte er das wissen. Aber wie sollte er ergründen, ob sein Verdacht richtig oder falsch war?
Da war wieder das unhörbare Lachen.
Gucky drehte sich um seine Körperachse, bemüht, etwas zu entdecken, das er mit telekinetischen Kräften bewegen konnte. Die Zeit rann ihm davon, und er wußte, daß sie unwiederbringlich davonrinnen würde, wenn er nicht etwas unternahm. Gab es keine Möglichkeit, den unsichtbaren Lacher zu provozieren, damit er dessen Natur erkannte?
Bald mußte Gucky einsehen, daß er den anderen nicht aus seiner Reserve locken konnte. Das Medium, in dem er sich befand, war scheinbar undurchsichtig, scheinbar deshalb, weil er nicht wußte, ob dieser Eindruck etwa an der unendlichen Ausdehnung des opalisierenden Gases lag.
Aber, so sagte sich Gucky das Medium konnte nicht unendlich sein, denn woher er gekommen war, existierte es nicht. Also besaß es eine Grenze. Am Ende seiner fruchtlosen Überlegungen angelangt, blieb Gucky nichts anderes übrig als einen neuen Versuch zu unternehmen, mittels Teleportation wieder in die Glockenkuppel zurückzugelangen.
Er konzentrierte sich auf das Bild seiner Erinnerung - und sprang.
Als er seine Augen auf die neue Umgebung eingestellt hatte, zweifelte er plötzlich daran, überhaupt zu einem anderen Ort gelangt zu sein. Um ihn war immer noch das opalisierende Medium, und andere Anhaltspunkte gab es nicht.
Wieder tauchte das Lachen glucksend in seinem Unterbewußtsein auf.
„Was ist los?" fragte Gucky.
„Nichts", kam die Antwort, und ihr Inhalt verwunderte ihn weniger als die unbegreifliche Tatsache, daß er überhaupt eine Antwort bekommen hatte.
„Heilige Milchstraße!" stöhnte er. „Was soll ich hier, wenn nichts los ist? Woher ich komme, ist allerhand los, und wenn ich nicht bald dorthin komme, kriegst du es mit Perry Rhodan zu tun!"
„Wenn ich es nicht will, wirst du weder dorthin zurückkommen, woher du kamst, noch wird jemand wissen wo du dich befindest."
Wieder ertönte das amüsierte Gelächter.
„Wo bin ich denn überhaupt?"
„Ganz nahe an deiner Welt und doch eine Ewigkeit davon entfernt. Aber ich ersehe aus deinen Gedanken, daß du nicht zu Späßen aufgelegt bist wie damals, als du mir zum erstenmal begegnetest. Ich werde meine Zeitschale an der gleichen Stelle für dich öffnen. Den Rest mußt du allein besorgen.
Weitere Kostenlose Bücher