0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
Pistolenschützen hielt. Steven Warden wagte es nicht mehr, auch nur noch eine Sekunde ohne Gorilla zu sein.
Der Hafengangster begrüßte uns lärmend und in einer Art, als wären wir alte Freunde. Er bot uns Whisky an, für den wahrscheinlich nie ein Cent Zoll bezahlt worden war. Wir lehnten ab, wenn auch nicht leichten Herzens.
»Wann endlich bringt ihr Lund auf den elektrischen Stuhl?«, fragte er und goss den Inhalt seines Glases hinunter.
»Wunderst du dich nicht, dass du noch nicht darauf sitzt?«
Er grinste flüchtig. »Versuche nicht, mir Angst einzujagen, G-man. Verglichen mit Lund bin ich nur ein winziger Fisch. Verschwendet eure Kraft nicht an einen Hering! Holt euch den Hai!«
»Ein Mord genügt für den Stuhl, Warden.«
Er breitete beteuernd beide Arme aus. »Ich habe nie jemanden umgebracht. Das wisst ihr genau.«
»Wir wissen es. Aber auch ohne Mord ist dein Konto groß genug. Denke an die erpressten Hafenarbeiter, die zertrümmerten Büros der Reedereien, die betrogenen Matrosen, ganz zu schweigen von allen Gewalttaten.«
Er kniff die Augen zusammen. »Wollt ihr gegen mich vorgehen?«, fragte er lauernd.
Ich lachte. »Hinter Gittern wärst du augenblicklich sicherer als hier in deiner Bude. Du bist der Nächste auf John Lunds Liste.«
Er goss sich neuen Whisky ein.
»Warum fasst ihr ihn nicht, zum Teufel?«
»Aus dem gleichen Grund, aus dem du noch frei herumläufst. Keine Beweise! Es gibt keine Zeugen gegen Lund, und er ist nicht der Mann, der sich auf frischer Tat ertappen lässt.«
Er spielte mit seinem Glas. »Wenn ich ihn euch liefere«, sagte er langsam, »werdet ihr dann…«
»Halt, Warden! Das FBI lässt keine Geschäfte mit sich machen. Ob John Lund endlich zur Strecke gebracht wird oder nicht, das hat mit deinen Sünden nichts zu tun. Du bist auch längst fällig, und sobald wir Material gegen dich haben, nehmen wir dich hoch.«
»Warum soll ich euch dann helfen?«, schrie er wütend.
»Um nicht selbst umgelegt zu werden. Wir haben einen zuverlässigen Instinkt in solchen Sachen. Es ist jetzt soweit. Für Lund sind die drei oder vier Piers, auf denen du noch der Herr bist, ein Dorn im Auge. Er wird den Dorn ausreißen, und zwar bald.«
Ich sprach nur aus, was dem Gangster selbst seit Wochen durch den Kopf gehen mochte. Verbissen starrte er vor sich hin. Schließlich hob er den Kopf.
»Wie soll ich euch Lund liefern? Er ist zu vorsichtig. Er wird niemals selbst versuchen,, mich auszulöschen. Er hat Leute, die es für ihn besorgen.«
»Es ist nicht notwendig, dass wir Lund bei einem Kapitalverbrechen erwischen. Mancher Gangsterboss ist über kleinere Steine gestolpert. Capone wurde wegen Steuervergehens verurteilt, und Lucky Luciano konnte ausgewiesen werden, weil er seine Bürgerpapiere nicht ordnungsgemäß erworben hatte. Eine ähnliche Kleinigkeit genügt uns für Lund. Wenn wir ihn für mindestens drei Wochen in Untersuchungshaft setzen können, wird seine Firma führerlos. Die drei Wochen reichen aus, um die wichtigsten Filialen zu knacken, und wir hoffen, dann genügend Zeugen und Material zu beschaffen, um ihn für immer auszuschalten.«
»Wie stellst du dir die Kleinigkeit vor?«
»Lund will dein Geschäft. Ich wette, er hat dir bereits ein Angebot gemacht. Wahrscheinlich hat er dir angeboten, für ein paar Dollar für ihn zu arbeiten, oder dich mit einer kleinen Abfindung ins Privatleben zurückzuziehen. Lund ist berühmt für seine niedrigen Preise. Du hast abgelehnt. Lund hat die ersten Schwierigkeiten inszeniert und hat dir danach ein zweites, vermutlich noch niedrigeres Angebot gemacht. Du hattest Mumm genug, noch einmal abzulehnen. Lund drehte seine Maschine noch eine Tour höher, und nun wird er dir höchstens noch freien Abzug und tausend Dollar bieten. Lehnst du wieder ab, dann…«
Wortlos leerte Warden das dritte Glas seit unserer Ankunft. Seine Augen waren jetzt blutunterlaufen.
»Was soll ich tun?«, fragte er heiser.
»Triff irgendeine Verabredung mit ihm, informiere uns und sorge dafür, dass Lund nicht einen Strohmann vorschickt, sondern selbst in Erscheinung tritt.«
»Ich gehe selbst dabei hoch…«, murmelte er.
Bevor ich antworten konnte, gab es eine unerwartete Überraschung. Draußen im Vorraum flog die Tür mit einem Krach auf und eine sich überschlagende Stimme brüllte: »Los, Jungs!«
Und dann erhob sich ein Höllenlärm, der an den Überfall von Indianern auf ein Fort denken ließ. Stühle polterten zu Boden, Glas klirrte und
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