0205 - Gangster zahlen auch mit Blei
setzte sich.
Jim Brack war im Begriff, den Mann, den er inzwischen zu Boden gerissen hatte, zu erwürgen. Seine Hände lagen wie Schraubstöcke um des anderen Hals. Das Gesicht des Mannes war rot angelaufen. Brack kniete auf der Brust seines Gegners.
Mit einem ziemlich massiven Fußtritt brachte ich Brack zur Vernunft. Er sprang auf. Seine Augen glitzerten, und sein hässliches Gesicht hatte sich zur blanken Fratze verzerrt. Es sah aus, als wolle er mich anspringen, aber er kam rechtzeitig zur Vernunft.
»Schon gut, G-man«, sagte er rau und ließ die Arme sinken. Phil produzierte die Smith & Wesson.
»Gentlemen!«, rief er freundlich. »Sobald Sie aufstehen können, wollen Sie sich hier versammeln. Nehmen Sie die Arme in die Höhe. Das beruhigt den Blutkreislauf. Zwingen Sie uns nicht zu einem Feuerwerk. Jede Kugel kostet das Geld der Steuerzahler.«
Keiner von den Boys war richtig ausgeknockt.
Die Burschen rappelten sich von der Straße hoch. Am längsten brauchte der Mann, dessen Hals Brack bearbeitet hatte. Er schnappte nach Luft, röchelte, riss sich die Krawatte ab und den Kragen auf. Phil baute sie mit dem Rücken zum Wagen auf. Ich kannte zwei von den Burschen, Larry Cont und Ted Borway, von denen allgemein bekannt war, dass sie im Dienste John Lunds standen.
Ich tastete den Ganoven die Taschen ab. Keiner von ihnen trug eine Kanone bei sich.
Brack hob finsteren Gesichts seinen Hut auf, klopfte den Staub ab, hieb sich den Hut auf den Schädel und machte Anstalten, weiterzugehen.
»Augenblick mal, Jim!«, rief ich.
»Brauchst du mich für ’n Protokoll? Schreib hinein, was du willst. Mir ist es einerlei.«
»Höre mal, die Jungs hier haben dir eine ziemlich eindeutige Einladung von Lund überbracht, die du - mit unserer Hilfe - gerade noch ausschlagen konntest.«
»Na und? Schönen Dank und auf Wiedersehen.«
»Diese Art von Einladungen verstößt nicht nur gegen die Gesellschaftssitten, sondern auch gegen eine Reihe von Gesetzen. Der Richter wird den Gentlemen eine Lektion erteilen.«
Brack kam zwei Schritte zurück. »Doch nur, wenn ich Anzeige erstatte, nicht war? Sperr deine Ohren auf, G-man! Ich erstatte keine Anzeige. Mich interessieren diese Ratten nicht. Ich habe keine Lust, vor einem Richter zu stehen und zu jammern: Jawohl, Euer Ehren, dieser hat mich in den Nacken geschlagen, der andere hat mich in den Magen geboxt, und jener hat mich festgehalten. Diese verdammten Ratten sollen sich in die Hölle scheren von mir aus.«
»Anscheinend glaubst du, du könntest dir John Lunds Dankbarkeit verdienen, wenn du seine Leute schonst. Du bist reichlich naiv.«
Seine Augen flackerten.
»Ich brauche keine Dankbarkeit, schon gar nicht von Lund.«
Er drehte sich auf dem Absatz um und stiefelte davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Phil und ich sahen ihm nach. Wir waren nicht wenig verblüfft. Brack verschwand nach wenigen Schritten.
»Komischer Kauz«, knurrte Phil. »Was machen wir jetzt mit diesen Edelmenschen?«
Larry Cont hatte sich genügend erholt, um ein Wort zu riskieren. Selbstverständlich hatte er jedes Wort Bracks mitbekommen.
»Lass uns laufen«, sagte er in einer Mischung von Flehen und Frechheit. »Ihr habt gehört, dass er keine Anzeige erstatten will. Es war eine reine Privatangelegenheit. Warum wollt ihr uns Scherereien machen, bei denen am Ende doch nichts herauskommt.«
Leider hatte Lunds Gorilla damit recht. Wenn das Opfer, Jim Brack, den Überfall nicht zur Kenntnis nahm, konnte kein Staatsanwalt Anklage erheben.
»Notier die Namen, Phil«, sagte ich. »Ich bin sicher, dass wir früher oder später mit diesen Knaben noch einmal Zusammenstößen werden, und ich rede einen Mann gern mit seinem Vornamen an, wenn ich ihm befehle, die Pfoten hochzunehmen.«
Die beiden Kumpane von Larry Cont und Ted Borway hießen Sven Mendsen und Jose Galdarez. Sie nannten ihre Namen artig und Phil notierte gewissenhaft.
***
In New York gab es nur noch zwei Gangsterbanden von einiger Bedeutung, die sich gegen den übermächtigen John Lund behaupteten:
Die Bande von Cecil Bones, die sich an der Grenze zu Harlem hielt, weil ihr Chef es verstanden hatte, sich das Wohlwollen der farbigen Gangs in Harlem zu sichern. Harlem war immer noch ein Gebiet, in dem weiße Mobster, auch John Lund, nichts zu suchen hatten.
Die Farbigen machten ihre Geschäfte unter sich ab. Höchstens kam es einmal zu vorübergehenden Bündnissen zwischen den Harlem-Gangs und den weißen Gangs anderer
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