0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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zum ersten Mal im Lande«, behauptete sie, schwang sich hinter das Lenkrad und ließ den Wagen an. Der bullige Motor dröhnte auf und fiel dann in sanftes Brabbeln zurück, als Nicole das Startgas wegnehm.
    »Bis später«, rief sie und fuhr an. Die Reifen protestierten pfeifend, als der Aston Martin mit höchster Beschleunigung davonraste und nur eine Staubwolke zurückließ.
    ***
    Zamorra ahnte, daß sich hinter John Halifax mehr verbarg, als es im Moment den Anschein hatte. Er bestellte Bier und prostete dem Mann zu. Dabei ließ er ihn keine Sekunde lang aus den Augen.
    Daß Halifax sich seinem telepathischen Zugriff entzogen hatte, gab Zamorra fast noch mehr zu denken als der Bericht Kerrs. Zamorra wußte jetzt, daß Halifax über Para-Fähigkeiten verfügte. Er hatte sich abgeschirmt. Und das bestimmt nicht ohne Grund!
    Er konnte doch nicht wissen, daß Zamorra selbst para-begabt war, noch weniger konnte er wissen, in welchem Augenblick Zamorra seine Gedanken zu lesen versuchte. Das erhärtete Zamorras Verdacht, daß sich Halifax in einer magischen Auseinandersetzung befand. Aber warum? Und warum wollte er sich nicht helfen lassen, sondern wehrte sich sogar mit den Mitteln eines Kidnappings gegen das Eingreifen der Polizei?
    Kerr war oben geblieben. Zamorra konnte sich lebhaft vorstellen, wie es in dem Druiden arbeitete. Er liebte Babs. Aber er wußte, daß Zamorra nichts ohne Grund tat.
    »Ich hörte, Ihre Frau sei vor kurzem gestorben«, sagte Zamorra, nachdem sie eine Zeitlang über das Wetter geplaudert hatten.
    Halifax zuckte mit den Schultern. »Ja«, sagte er nur.
    »Vermissen Sie sie nicht?« fragte Zamorra. »Ich meine, wenn man ein ganzes Leben lang an der Seite eines geliebten Menschen zugebracht hat und ihn dann verliert…«
    Halifax machte Front gegen ihn.
    »Ich danke Ihnen für das Bier, das Sie mir ausgegeben haben«, sagte er. »Aber das gibt Ihnen nicht das Recht, in meinen Familienangelegenheiten herumzukramen.«
    Er wandte sich wieder zur Seite und trank.
    »Aber ich vermisse sie nicht, ganz im Gegenteil«, knurrte er schließlich endgültig.
    Zamorra entschloß sich in diesem Moment zu einem Experiment. Es mußte eine Möglichkeit geben, Halifax aus der Reserve zu locken. Der Parapsychologe öffnete sein Hemd. Auf der nackten Brust trug er an einem silbernen Halskettchen das Amulett des Loenardo de Montagne, das über verblüffende magische Kräfte verfügte und dessen Anblick nur wenige Dämonen oder schwarzmagisch Befähigte zu ertragen vermochten. Das Amulett war Zamorras bester Schutz und seine beste Angriffswaffe gegen die Schattenwesen der Hölle. Wenn John Halifax mit dem Teufel paktierte oder gar ein Dämon war, würden sowohl das Amulett als auch er reagieren.
    Zamorra hielt das Amulett jetzt vor sich.
    »Sehen Sie mal«, sagte er.
    Halifax wandte den Kopf. Er sah das Amulett an.
    Im gleichen Augenblick wurden seine Augen zu Spiegeln, die gleißendes Licht verströmten.
    ***
    Nicole war mit ihrer spontan getroffenen Wahl zufrieden. Der Wagen war ein Gedicht. Die 304 PS des V8-Motors jagten den Aston Martin wie eine Rakete vorwärts. Was kümmerte sie die Geschwindigkeitsbegrenzung! Hier draußen auf dem Lande gab es keine Verkehrskontrollen! Sie konnte den Wagen »zischen« lassen.
    Um 230 km/h sollte er schnell sein. Aber mit zurückgeklapptem Verdeck war es nicht ratsam, diese Geschwindigkeit auszuprobieren. Der Fahrtwind wurde zur Eismauer, die sich diesem Vorhaben entgegenstellte. Aber satte 130 reichten ja auch, zumal die Straße recht kurvenreich war und von Nicole das Ausspielen aller Fahrkünste erforderte, um das Tempo zu halten.
    Nicole fuhr sicher. Sie hatte, seit sie ihren Führerschein in Empfang genommen hatte, noch nicht einen einzigen Unfall verursacht. Sie wußte genau, was sie mit dem schnellen Wagen riskieren konnte und was nicht. Und es bereitete ihr Vergnügen, die Grenzen ihres Könnens wieder einmal zu erproben.
    Der Wagen fegte durch die Kurven und über die Geraden der nahegelegenen kleinen Stadt entgegen; zu nahegelegen für Nicoles Begriffe. Langsam mußte sie wieder daran denken, das Tempo zu verringern.
    Im nächsten Augenblick stieg sie voll in die Bremsen.
    Der Wagen schleuderte nicht. Nicole behielt ihn trotz allem sicher im Griff, brachte ihn aber auf kürzeste Distanz zum Stillstand und drehte langsam den Kopf nach links.
    Auf dem Beifahrersitz saß jemand, war von einem Augenblick zum anderen dort aufgetaucht und hielt die Augen geschlossen.
    Eine