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0206 - Rache aus dem Grab

0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Bürgermeister des kleinen Zweihundert-Seelen-Dorfes und damit gleichzeitig oberster Polizeichef und Vollstreckungsbeamter.
    »Meinst du wirklich, daß ihn jemand erschlagen hat?«
    »Kerle wie Halifax erschlägt man eben«, sagte der Mann ungerührt, der nach Potter verlangt hatte.
    Die beiden Männer, die den Toten gefunden hatten, hatten das Bier ausgetrunken. »Kommt mit«, verlangte Clark und marschierte los. Fast alle Gäste schlossen sich ihm an, selbst der Wirt. Kerr und Babs sahen zu, daß sie dranblieben. Kerr legte den Arm um das Mädchen.
    »Dieser Halifax scheint ja nicht sonderlich beliebt zu sein«, überlegte Babs halblaut.
    Sie gingen die Straße entlang und betraten schließlich den Vorgarten eines kleinen, dunkel angestrichenen Hauses. Schon beim Anblick des niedrigen Gebäudes fühlten Kerr und Babs sich unwohl. Clark führte sie um das Haus herum. In einer Umzäunung begann buntes Hühnervolk fürchterlich zu spektakeln. Clark streckte den Arm aus und deutete auf etwas, was vor der Hintertür auf dem Boden lag.
    »Da liegt er,, der Lump! Zwanzig Pfund schuldet er mir, und wer gibt mir die jetzt zurück?«
    Kerr drängte sich vor und kniete neben dem Toten nieder. Er erschrak, als er das von furchtbarer Angst verzerrte Gesicht mit dem weit aufgerissenen Mund sah. Vorsichtig berührte er den Unterkiefer; er war starr und ließ sich nicht bewegen. Aber die Haut fühlte sich noch nicht kalt an!
    »Merkwürdig«, murmelte Kerr und sah in die aufgerissenen Augen. Unwillkürlich zuckte er zusammen.
    Sie sahen nicht wie Augen aus. Es gab kein Weiß und keine Pupillen. Die Augen waren Spiegel. Aber nicht Kerr spiegelte sich darin, sondern das Gesicht einer Frau.
    »Fassen Sie nichts an. Verändern Sie nichts! Potter muß erst kommen«, glaubte einer der anderen warnen zu müssen. Kerr schüttelte den Kopf und winkte ihn heran. »Schauen Sie sich mal die Augen an.«
    Der Mann tat, wie ihm geheißen, und fuhr erschrocken zurück. »Das ist Anne«, keuchte er.
    »Anne?«
    »Seine Frau. Sie starb vor zwei Wochen«, sagte der Mann verstört.
    In diesem Moment erkannte Kerr, daß sein Schicksal ihn wieder einmal eingeholt hatte.
    ***
    Bei Augen, die Spiegel waren und das Gesicht einer seit einem halben Monat Toten zeigten, hörte die Normalität eines Todesfalls auf. Und wie die Tote grinste! So, als habe sie den Mann umgebracht!
    Ein wohlbeleibter, untersetzter Mann kam heran und kauerte sich neben Halifax nieder. Er tastete ihn ab, stolperte ebenfalls über die Augen und richtete sich wieder auf.
    »Das - das ist unfaßbar«, sagte er.
    »Hältst du einen Mord für möglich, Simon Potter?« fragte jemand.
    »Ich weiß es nicht«, keuchte der Bürgermeister und oberster, weil einziger Polizist im Dorfe. »Das geht über meinen Verstand. Der Doc muß her und ihn untersuchen, ob er ermordet worden ist.«
    Kerr erhob sich langsam und sah die Männer, die ihn und den Toten umringten, der Reihe nach an. Warum immer wieder ich? fragte er sich in Gedanken. Warum immer wieder ich? Ich will das nicht! Ich will ganz normale Kriminalfälle aufklären - und nicht so etwas!
    Aber er wußte, daß er nicht aus weichen konnte. Es war, als habe dieser Fall auf ihn gewartet. Auf Kerr, den Druiden.
    Langsam griff er in die Innentasche seiner leichten Sommerjacke und holte ein schmales Kunststoffetui heraus, das er bedächtig aufklappte.
    »Machen Sie sich darum keine Gedanken, Mister Potter«, hörte er sich sagen. »Ich werde mich der Sache annehmen. Darf ich dabei auf Ihre Unterstützung hoffen?«
    »Sie?« fragte Potter stirnrunzelnd. »Wer sind denn Sie?«
    Kerr lächelte bitter und zeigte ihm seinen Dienstausweis. »Ich bin auf unerklärliche Phänomene abonniert«, sagte er leise.
    Eine weiche Hand legte sich auf seine Schulter: »Wir sind im Urlaub«, sagte Babs vorwurfsvoll. »Laß das doch die Kollegen machen.«
    Aber Kerr schüttelte langsam den Kopf.
    »Hier ist des Teufels Hand im Spiel«, sagte er leise.
    ***
    »Warum hast du dich hineingehängt?« fragte Babs später vorwurfsvoll. »Du weißt genau, daß wir in London genug Streß haben. Daß wir jede Stunde unseres Urlaubs gebrauchen können. Und daß du…«
    Sie sprach nicht weiter. Aber Kerr wußte auch so, was sie hatte sagen wollen. Seit langer Zeit schon nahm sie an seinem Denken und Empfinden regen Anteil - seit jenem Tag, an dem sie erfuhr, wer er wirklich war.
    Er war ein Druide vom Silbermond, einer der jüngsten Generation und einer der letzten, die

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