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0206 - Rache aus dem Grab

0206 - Rache aus dem Grab

Titel: 0206 - Rache aus dem Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eines Ermordeten nicht eher Ruhe fand, bis sein in den letzten Zügen ausgesprochener Fluch über den Mörder seine Erfüllung fand.
    Und Halifax hatte Babs entführt, um sich die Polizei in Gestalt Kerrs vom Leibe zu halten. Er wollte die Sache allein und unauffällig bereinigen, wollte nicht, daß der Mord sich als Mord herausstellte… und Kerr, der Druide, war bis jetzt halbwegs auf das Spielchen eingegangen, weil er um Babs’ Leben fürchtete.
    »Kein Wunder«, brummte Zamorra. Der Versuch des Anne-Halifax-Geistes, Babs den Aufenthaltsort von Babs zu verraten, paßte dazu: die Tote wollte Kerr wieder ins Spiel bringen! Bloß war ihr dann etwas anderes wichtiger gewesen. Aus der Ferne mußte sie mitbekommen haben, daß Kerrs Blitz den Magier niederstreckte, und da hatte sie gehofft, dem Sterben beiwohnen zu können.
    Das war der Unsichtbare, der mir über die Schulter schaute! entsann sich Zamorra des Gefühls, das er empfunden hatte. Und als ihre Hoffnung auf Halifax’ Tod sich nicht erfüllte, schwand sie wieder dahin!
    Aber warum hatte sie dem Sterben dann nicht nachgeholfen? Reichte ihre Kraft nicht aus? Oder hatte sie allein durch ihre Materialisation neben Nicole zuviel Kraft vergeudet, um sofort zuschlagen zu können?
    Zamorra grinste schwach. Er wollte nicht unbedingt in Halifax’ Haut stecken. Von einem rachsüchtigen Weib aus dem Jenseits verfolgt zu werden, war nicht sein Fall.
    »Was gibt es hier zu grinsen?« fragte Nicole. Zamorra verriet es ihr.
    »Na warte«, zischte sie. »Warte erst einmal, bis meine Rachsucht dir nachschleicht… du Despot, der arme, unschuldige Mädchen nicht einmal in London einen Blick in eine Boutique werfen läßt…«
    »Wenn es nur bei Blicke werfen bleiben würde«, seufzte Zamorra. »Aber du holst ja immer direkt zum Rundschlag aus…«
    »Wenn ich doch nichts anzuziehen habe!« protestierte Nicole.
    Schweigend hörte Potter zu. Meine Güte, geht es zwischen den beiden rund, dachte er und ahnte nicht den wahren Hintergrund des Geplänkels. Entschlossen öffnete er die Tür zum Wohnzimmer.
    Dort hatten sie gestern abend John Halifax, den vermeintlich Toten, auf den Tisch gelegt. Naturgemäß lag er nicht mehr dort, und die Decke befand sich verrutscht und zerknüllt auf dem Boden.
    Trotzdem war das Wohnzimmer nicht leer.
    Vor einem Schrank lag eine zusammengesunkene Gestalt.
    »Clark Poltryn!« stieß Simon Potter erschrocken hervor.
    ***
    Babs fragte sich, wie ihr Entführer sie in diesen Raum gebracht haben konnte. Soweit es das durch das Loch in der Decke dringende Licht zuließ, hatte sie versucht, Einzelheiten zu erkennen. Aber es gab keinen Zugang zu diesem Verlies. Nirgends befand sich eine Tür; die Wände waren ringsum geschlossen.
    Und das Loch oben?
    Es war ein wenig zu schmal, sich mit einem weiteren Menschen hindurchzuzwängen und abzuseilen.
    Babs erhob sich und bewegte sich an der kalten Wand entlang. Ihre Finger tasteten über den feuchten und hier und da moosbewachsenen Stein, suchten nach einem Riß, der auf eine Geheimtür im Mauerwerk hinwies.
    Aber da war nichts.
    Es gab keine Geheimtür, keinen Zugang. Auch die Idee, daß sich ein Zugang vielleicht im Boden befinden könnte, erwies sich als falsch.
    Das bedeutete, daß man nur mit Hilfe der Magie hinein oder hinaus konnte. Damit sanken ihre Rettungschancen weiter. Zwar würde Kerr mit dem zeitlosen Sprung, der magischen Fähigkeiten der Druiden, sich ohne Zeitverlust über weite Distanzen und selbst durch feste Wände hindurch zu bewegen, mitten im Verlies erscheinen können - aber nur, wenn er wußte, wo es sich befand und wie es darin aussah. Und auf ihre Versuche, ihn mit ihren Gedanken zu rufen, hatte er bislang nicht reagiert.
    Warum nicht? Schirmte Halifax das Verlies ab?
    Ermattet lehnte das Mädchen sich an die Wand, zuckte aber sofort wieder vor dem feuchtkalten Stein zurück und ließ sich auf die Decke niedersinken, die die Kälte wenigstens etwas fernhielt, wenn auch nicht viel. Sie schloß die Augen.
    Und sah eine Frau vor sich stehen, deren Augen wie Spiegel glänzten.
    ***
    »Wer ist das?« fragte Zamorra.
    »Clark Poltryn«, wiederholte Potter den Namen des alten Mannes. »Einer von den beiden, die Halifax gestern wie tot in seinem Garten vorfanden. Poltryn sagte, Halifax schulde ihm noch Geld.«
    Zamorra kniete neben Poltryn nieder und drehte ihn langsam auf den Rücken. Poltryns Körper war längst erkaltet und steif, und sein Gesicht war von Furcht verzerrt.
    »Vielleicht

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