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0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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wenigen Sätzen rannte er durch den stockdunklen Torbogen. Er konnte einen schmerzhaften Aufschrei gerade noch unterdrücken, als er irgendwo anstieß und ein brüllender Schmerz von seinem Knöchel aus den Körper nach oben raste.
    Hinter dem Torbogen begann ein Weg. Und nur wenige Meter dahinter begann ein Zaun. Vielleicht war das alte, rostige Gitter aus Schmiedeeisen so etwas wie eine Barriere. Vielleicht konnte der Spuk nicht darüber hinweg. Vielleicht…
    Alle diese Gedanken rasten in seinem Kopf herum, ohne daß er die Zeit besaß, sie für sich selbst zu beantworten.
    Da, das Ende des Tunnels war erreicht. Die Schwärze des Ganges war dem vom Mondlicht durchdrungenen Dunkel der Nacht gewichen. Hinter ihm drängte sich der Spuk nach, vor ihm aber…
    ***
    »Gefahr! Irgendeine! Sie kommt von dort!« erklärte Professor Zamorra im Telegrammstil die Situation.
    »Dämonen?« fragte Nicole. »Asmodis und seine Gesellen?«
    Der Parapsychologe zuckte die Schultern.
    »Wir werden sehen!« knurrte er. »Ob die Schwarze Familie im Spiel ist, wage ich nicht zu behaupten. Das Amulett wirkt so ganz anders… Ich kann es nicht beschreiben…«
    »Die Meeghs?« fragte Nicole. »Oder Damon?«
    »Spekulationen nützen wenig!« unterbrach der Parapsychologe. »Wir sehen mal nach. Das wäre doch das erste Mal«, fügte er mit einem Anflug des Lächelns hinzu, »daß wir im Angesicht der bösen Mächte das Hasenpanier ergreifen!«
    Sie gab das Lächeln zurück, und ihr Mund wirkte wie ein Kuß.
    »Los jetzt!« befahl Professor Zamorra. »In gestrecktem Galopp!«
    »Laufen ist gesundheitsschädlich!« zitierte Nicole ihren gemeinsamen Freund, den Schriftsteller Gregor Stephanowitsch Ilujuschyn. »Gott gab mir die Füße zum Gasgeben.«
    Aber das hörte der Meister des Übersinnlichen schon nicht mehr. Mit weiten Sätzen hetzte er der Stelle zu, wo das Böse eben übermächtig zu werden drohte.
    Auf dem Friedhof von Cerne Abbas.
    ***
    Carsten Möbius prallte zurück. Sein Weg war zu Ende. Er saß in der Falle.
    Denn einige der Gespenster hatten den Turm umrundet und schnitten ihm nun den Weg ab. Hatte er gehofft, den hinteren Ausgang noch frei zu finden, so sah er sich getäuscht.
    Es war so etwas wie hohnvolles Grinsen, was auf den blanken Totengesichtern lag, die sich ihm hier in den Weg stellten. Und es waren viele. Nicht nur eine Reihe. Überall vor sich sah Carsten Möbius das Totengebein blinken, sah die vom Alter zerfetzten Leichenhemden leicht im aufkommenden Nachtwind wehen.
    Und hinter sich hörte er das häßliche Klappern der Knochen. Kein Zweifel. Die Toten folgten seiner Spur. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er völlig eingekesselt sein würde. Ihn schauderte bei dem Gedanken, sich inmitten dieser dem Leben widergegebenen Skelette zu befinden.
    Es gab für ihn nur eine Hoffnung. Die Flucht nach vorne. Er mußte versuchen, den Blockadering zu durchbrechen.
    Und es mußte schnell geschehen.
    Carsten Möbius überwand seinen Ekel, den er vor einer Berührung mit den Knochen aus den jahrhundertealten Gräbern hatte. Wie ein gereizter Tiger sprang er auf die vor ihm hin- und herwogende Mauer der Gespenster los.
    Sein ganzes Körpergewicht legte er in den Schwung, seine Arme ruderten wie die Flügel von Windmühlen und schlugen die Knochen der toten Angreifer zur Seite. Er knirschte häßlich, wenn seine Faust einen der grinsenden Totenschädel traf. Wirklich, er schien durchzukommen.
    Carsten Möbius hatte das Denken ausgeschaltet. Er bewegte sich nur noch instinktiv, seine Bewegungen waren reflexartig, hier sich mit einem wohlgezielten Fußtritt Bahn verschaffend, dort mehrere Knochenhände, die ihn halten wollten, abstreifend.
    Der Jeansanzug, den er trug, ging dabei in Fetzen. Mochten auch, der Werbung des Textils nach, hier die Kräfte von zwei Pferden vergeblich sein, in diesem wirbelnden Totentanz hatte das starke Baumwollgewebe keine Chance.
    Er kämpfte wie einer der Recken vergangener Zeiten und wurde sich dessen nicht recht bewußt. Sein ganzes Sinnen und Trachten war darauf ausgerichtet, den Ring der Skelette zu durchbrechen. Es war nichts mehr von Furcht in seinem Herzen. Denn wenn ihn jetzt die Angst überkommen wäre, dann hätte ihn das Grauen wimmernd niedersinken lassen.
    Jede Faser seines Körpers war auf »Vorwärts« eingestellt. Er hatte nur ein Ziel. Er wollte das Grauen dieser Nacht überleben. Rücksichtslos brach er sich Bahn. Seine Gegner waren ja tot, konnten also keinen Schmerz mehr

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