Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0207 - Der Steinriese erwacht

0207 - Der Steinriese erwacht

Titel: 0207 - Der Steinriese erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
Vom Netzwerk:
Steinriesen davon abhalten konnte.
    In diesem Moment handelte Carsten Möbius.
    Irgendwo hatte er im Vorbeilaufen an einer Straßenbaustelle eine Spitzhacke entdeckt, die von den Bauarbeitern vergessen worden war. Und der Deutsche war der Ansicht, daß es nichts schaden könnte, wenn man etwas Schlagkräftiges in der Hand hatte.
    Die Gefahr schien ihn tollkühn gemacht zu haben.
    Er griff den Steinriesen von Cerne Abbas mit der Spitzhacke an.
    ***
    Kichernd sah der Puck, daß seine List gelang. Sie versuchten tatsächlich, ihn von der Siedlung abzuhalten. Und das unter Einsatz ihres eigenen Lebens.
    Von seiner Höhe sah der Puck, wie sich Carsten Möbius schreiend vorwärts stürzte. Es war, als wollte eine Ameise einen Elefanten angreifen.
    Die Keule sauste herab.
    Ohne Erfolg. Der Puck verbiß eine Verwünschung zwischen den Zähnen. Es war ihm einfach nicht möglich, mit der Keule genau zu zielen. Immerhin war er bisher nur gewöhnt gewesen, alles von unten zu betrachten. Nun aber befand er sich in einer Höhe, die von den Menschen mit sechzig Metern angegeben wurde. Er konnte einfach nicht richtig die Keule programmieren, daß sie traf.
    Das Dasein als Riese hatte doch so seine Tücken.
    Und es gab da noch etwas, mit dem der Puck nie in seinem Leben gerechnet hätte.
    Er mußte es feststellen, als Carsten Möbius seinen Angriff mit der Keule unterlaufen hatte und nun vor ihm stand.
    ***
    Carsten Möbius gehörte wahrlich nicht zu denen, die zum Heldentum geboren sind. Er war eher der kaltblütige Rechner, der einen Gegner nur dann annahm, wenn er sich ihm auch gewachsen fühlte. Darüber hinaus war er grundsätzlich ein Gegner von Gewalt und bevorzugte etwaige Auseinandersetzungen entweder durch Armdrücken oder ein Schachspiel auszutragen.
    Aber es gibt Situationnen, da wächst der Mensch über sich selbst hinaus, da denkt er nicht mehr darüber nach, daß er das, was er tut, in einer ruhigen Minute als hellen Wahnsinn bezeichnen würde.
    Normalerweise hätte sich der Deutsche selbst mit einer Panzerfaust oder einem Geschütz dem Steinriesen nicht in den Weg gestellt. Und hier griff er mit einer primitiven, und ihm im höchsten Grade ungewohnten Waffe an.
    »Er ist aus Stein!« rief er Zamorra und Nicole zu, »also muß man diesen wandelnden Steinbruch auch mit einer Spitzhacke bekämpfen können!«
    »Oder mit Dynamit!« dachte Professor Zamorra bei sich. Aber das hatten sie nicht. Im Gegenteil. Der Parapsychologe führte normalerweise nie irgendwelche modernen Waffen mit sich. Sie waren gegen die Macht der Schwarzen Familie nutzlos. Und es war die Gefahr zu groß, daß man von diesen Dingern Gebrauch machte.
    Zamorra war darum ein grundsätzlicher Gegner aller Arten von Waffen. Seine körperliche und geistige Fitneß machten ihn jedem Gegner, der ein Mordwerkzeug in den Händen hielt, überlegen.
    Mit geweiteten Augen sah er aber jetzt seinen jungen Freund vor dem Steinriesen stehen. Gerade noch unter der Keule hinweggetaucht, stand er jetzt genau vor dem rechten großen Zeh der großen Steinfigur. Und mit beiden Armen schwang er die Spitzhacke.
    ***
    Ein wahnsinniger Schmerz raste in dem Puck hoch. Es kam… ja, es kam von dort, wo seine rechte Zehe war.
    Der Puck verspürte den Schmerz, wie ihn der Steinriese erlitt. Wie das Gehirn eines Menschen den Schmerz registriert, so verspürte auch der Kobold den Hieb mit der Spitzhacke.
    Aus seinem Mund kam ein quiekender Schrei.
    Das Maul des Riesen aber stieß ein unartikuliertes Brüllen aus. Nicole Duval hielt sich entsetzt die Ohren zu.
    Der Steinriese hob den Fuß und tanzte wie verrückt herum. Aus seinem ungeschlachten Gesicht schien so etwas wie Schmerz und Verwunderung zu sprechen. Die Spitzhacke aber steckte, von Carsten Möbius mit voller Kraft hineingetrieben, bis zum Stiel in dem steinernen Fuß.
    Carsten Möbius lag am Boden und versuchte verzweifelt, davonzukriechen. Er hatte vorhin die Spitzhacke nicht rechtzeitig genug losgelassen und war mit dem Fuß des Riesen hochgerissen worden. Und dann pendelte er zwischen Himmel und Erde, krampfhaft an den feststeckenden Stiel der Spitzhacke geklammert, während der Riese tobte. Jeder Sprung des Steinwesens zerrte an seinen Gelenken.
    Von unten hörte er, daß ihm Professor Zamorra versuchte, etwas zuzurufen. Aber er konnte es nicht verstehen. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er, sich festzuhalten. Irgendwann mußte das Steinwesen den Fuß ja mal wieder absetzen.
    Jetzt schien der Moment gekommen.

Weitere Kostenlose Bücher