0208 - Die blauen Herrscher
Kreaturen in der Stadt atmeten wieder einmal auf. Vor kurzer Zeit hatte der dritte Herrscher sein Opfer erhalte und war lautlos davongeschwebt. Aber wenn sie jetzt wiederkamen, dann würden sie zu dritt erscheinen, und grauenhafter denn je würde dabei das Himmelsgewölbe brennen. Lamon, der uralte Diener der Blauen Herrscher, traf in der Stadt schon die ersten Vorbereitungen für das Große Opfer. Die Opfer selbst waren schon bestimmt und hielten sich im Reinen Haus auf. Lamon, der Uralte, sah in ihnen nicht mehr seinesgleichen. Sie gehörten nicht mehr zu ihnen. Wer durch das Ergebnis sorgfältiger Traumdeutungen ausgewählt worden war, einem der drei Götter Auge in Auge gegenüberzustehen, hatte das höchste Ziel seines Lebens erreicht und durfte mit den anderen nicht mehr in Berührung kommen.
Die Lehren schrieben vor, wie sie den Blauen Herrschern überreicht werden mußten. Lamon kannte jeden Lehrsatz auswendig; jede Zeremonie war ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Aber er hatte auch für das Jammern der Opfer kein Ohr mehr. Ihre Verzweiflung drang nicht mehr in sein Herz.
Lamon hieß er, und er war uralt geworden. Alle Diener der Blauen Herrscher hatten Lamon geheißen. Der Uralte vermochte nicht mehr anzugeben, der wievielte Lamon er war.
Lamon war Name und Titel zugleich. Wer ihm draußen begegnete, blieb stehen, schloß die Augen und verhielt in dieser Stellung, bis Lamon vorübergegangen war.
Während er die ersten Vorbereitungen traf, schwebten fern von der Stadt die drei Blauen Herrscher dicht unter der Himmelsdecke.
Einer konnte den anderen nicht sehen; das war oft so. Aber es war auch unwichtig. Ununterbrochen standen sie miteinander in Verbindung. Die drei Herrscher waren aufeinander so gut eingespielt, daß es niemals Mißverständnisse gab.
Sie hatten sich keine Namen gegeben, trotzdem wußte jeder, mit wem er in Verbindung stand und wer ihm Nachrichten übermittelte.
Plötzlich horchten alle drei auf. Sie empfingen eine Mitteilung, die von außen kam. Sie war einmalig in ihrem Inhalt. Aber die Nachricht traf sie nicht unvorbereitet.
Sie begriffen, daß die Stunde ihrer großen Aufgabe nahte.
Alle Arbeiterroboter der CREST II waren aktiviert worden. Ihr schwerer Schritt war auf allen Decks des Superschlachtschiffes zu hören. Vor dreieinhalb Tagen hatten sie die Befehle erhalten, die Schäden am Flaggschiff zu beseitigen. Diese waren viel größer gewesen, als es die erste flüchtige Kontrolle gezeigt hatte. Aber dank der Hilfsmittel, die sich an Bord befanden, mußte es möglich sein, mit eigener Kraft das Schiff wieder absolut einsatzfähig zu machen.
Unter der Leitung der Ingenieure und Techniker waren die Arbeiterroboter an ihre Aufgabe gegangen und schufteten nun schon fast vier Tage lang.
Zweistündlich gab die technische Zentrale, von der aus die Reparaturarbeiten geleitet wurden, dem Chef Nachricht, wie die Arbeiten vorangingen. Seit acht Uhr Standardzeit war auch für einen Laien zu übersehen, daß die CREST II in den nächsten Stunden wieder einsatzbereit sein würde.
Nicht ganz so gut sah es im großen Lazarett des Schiffes aus.
Auch hier wimmelte es von medizinischen Robotern, die sich unermüdlich um die vielen Männer bemühten, die nach starken Erfrierungen oder Verletzungen auf ihre Genesung warteten.
Auch der körperlich robusteste Arzt hatte inzwischen zu Stimulantien gegriffen, um durchhalten zu können.
Kurz nach dem Fluchtstart der CREST II, noch beim Anflug auf das Hochplateau, auf dem das Schiff immer noch lag, hatte Perry Rhodan es den Ärzten zur wichtigsten Aufgabe gemacht, die verletzten Besatzungsmitglieder mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln wiederherzustellen.
Jetzt ging der vierte Liegetag dem Ende zu, aber noch immer befanden sich über zweihundert Männer im Lazarett. Auch mit araischen Wundermitteln waren Wunder in des Wortes buchstäblicher Bedeutung nicht zu erzwingen. Erfrierungen dritten Grades und Verletzungen hatten den Ärzten das letzte abgefordert.
Chefarzt Doktor Ralph Artur konnte auf sein Team stolz sein. Vor zwei Tagen schon hatte er Perry Rhodan die erfreuliche Nachricht übermitteln können, daß sich kein Mann mehr in Lebensgefahr befand. Aber die Frage des Chefs, wann der letzte entlassen würde, hatte er mit einem Achselzucken beantwortet.
Doktor Breuken, einer seiner besten Chirurgen, trat ein. Er lehnte es ab, Platz zu nehmen. „Dann schlafe ich sofort ein." Seine Augen sahen entzündet aus. Mit zitternder Hand
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