0208 - Die blauen Herrscher
Rhodan zu Lamon. Der war wieder entsetzt, als er die Stimme in seinem Kopf hörte.
Lamon, sieh dich um! An drei Stellen siehst du deine Blauen Herrscher sterben. Kein Schnorchel wird mehr sein Leben opfern müssen; die Zeit der immer wiederkehrenden Bestrafung für dein Volk ist zu Ende... Oh, Großer, woher weißt du das?
Sprechen eure Überlieferungen nicht davon, daß die Meister der Insel dein Volk, um es zu bestrafen, in das Innere des Planeten deportiert haben? Großer, woher kennst du auch unsere geheimen Überlieferungen, die nur von Lamon auf Lamon weitergegeben wurden? Ja, darin ist von einer unverzeihlichen Schuld die Rede, die mein Volk in grauer Vergangenheit auf sich geladen haben soll...
Lamon, die Schuld ist jetzt getilgt! Wäre es für dich nicht eine schöne Aufgabe, deinem Volk zu verkünden, daß die Zeit der Bestrafungen zu Ende ist? Gibt es etwas Schöneres, als Diener seines Volkes dem Volk ein glückliches, freies Leben ohne Angst zu verkünden? Handle so, und du selbst wirst glücklich werden.
Handle sofort, Lamon!
Lamon beugte sich vor Rhodan nach hinten. Der trat schnell einige Schritte zurück. Er liebte nicht diese unterwürfigen Ergebenheitsbezeugungen, aber er verstand, warum Lamon glaubte, so handeln zu müssen. Und für einen Augenblick fühlte sich der mächtigste Mann der Milchstraße unendlich glücklich, weil er einem sympathischen Volk ein Leben ohne Angst gebracht hatte.
Es war dunkel geworden. Das rote Licht am Himmelsgewölbe ließ die zweite Ebene in Horror wieder in einer eigenartigen Dämmerung erscheinen. Rhodans Gesichtszüge spannten sich wieder.
Er dachte an sein Schiff. Er suchte Loorn, den einzigen Schnorchel, mit dem er sich auf telepathischer Basis verständigen konnte.
Loorn bot ihm alles an, über das die Schnorchel verfügten.
Rhodan, stelle deine Forderungen, und wir erfüllen sie. Wir werden das letzte geben, was wir besitzen. Das Volk wird dir zu Füßen liegen...
Hastig unterbrach ihn Rhodan. Besorge uns nur Fahrzeuge, die schnell sind. Wir sind in einem großen Schiff gekommen, das ich mit wenigen Freunden verlassen mußte, als es in die Gewalt der Blauen Herrscher geriet. Ich muß zu meinem Schiff zurück. Ich muß wissen, ob es dann noch Leben gibt.
In dem Zeitraum, den ihr eine Stunde nennt, verfügst du über alles, versicherte ihm Loorn und verschwand dann in der Menge.
Auf sechs geländegängigen schnellen Fahrzeugen, deren Motoren einen entsetzlichen Lärm machten und stinkende Verbrennungsgase ausstießen, näherten sich die Terraner dem Zwangslandeplatz der CREST II.
Die Schnorchel, die sie begleiteten, verstummten, als sie das gewaltige Kugelungeheuer sahen. Glücklicherweise konnten sie das Fluchen der C11-Besatzung nicht verstehen. Die Männer waren darüber erregt, daß die Teleskopstützen des Superschlachtschiffes nicht ausgefahren waren und der Raumer wie ein Ball auf blankem Fels lag.
In dem Fahrzeug, das den kleinen Verband führte, standen Rhodan, Mory, Atlan und der Haluter und starrten zur CREST II hinüber. Sie sprachen kein Wort. Sie suchten das Schiff nach Schäden ab. Gucky, der hinter ihnen lag, konnte mit seinen paraphysikalischen Fähigkeiten nicht eingesetzt werden. Der Kleine schien immer noch bewußtlos zu sein. Rhodan und der Arkonide hatten versucht, über Normal und Hyperfunk mit der Zentrale des Schiffes Verbindung aufzunehmen. Ihre Anrufe waren nicht beantwortet worden.
„Ich kann nichts feststellen...", sagte Rhodan gepreßt, als sie bis auf einen Kilometer heran waren.
„Ich auch nicht", bestätigte der Haluter. Atlan schwieg, ebenso Mory, die ihren Mann am Arm festhielt Der Haluter drehte seinen halbkugeligen Kopf und blickte auf Gucky hinunter. Der lag leicht zusammengerollt und atmete für seinen bewußtlosen Zustand eigenartig kräftig und regelmäßig.
Gucky war schon lange wach und fühlte sich wohl. Aber er hatte einen Streich vor, und den konnte er nur ausführen, wenn er weiterhin den Bewußtlosen spielte.
„Keine Beschädigungen, Perry", sagte Atlan, aber in seiner Stimme war keine Festigkeit. „Ist links nicht die Schleuse?"
„Den Eindruck habe ich auch", erwiderte Rhodan, klopfte dann dem Schnorchelfahrer auf die flache Schulter und deutete mit ausgestrecktem Arm nach links. Selbst für ihn sah die CREST II ohne ausgefahrene Teleskopstützen fremd aus. Jetzt stellte er sich auf die Zehen, um zu erkennen, ob sein Flaggschiff abgestürzt oder durch fremde Gewalt sanft gelandet worden
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