0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
Sezessionskrieges mitgemacht hatte. Alles stand auf einem rohen Bretterboden.
Ich bin nicht leicht zu verblüffen, aber diesmal traf mich beinahe der Schlag!
Wissen Sie, was ich auf dem verstaubten Büfett erblickte?
Sie werden es nicht erraten: Eine ganze Sammlung mit Fotografien von dem jungen Mann, nach dessen Namen und Adresse wir so angestrengt suchten!
Die Alte hatte meinen überraschten Blick wohl bemerkt. Sie tappte heran und krächzte stolz: »Das ist mein Sohn Freddy! Er ist ein vornehmer Herr geworden. Leider will er seitdem nicht mehr viel von mir wissen. Er kommt nur noch ganz selten bei mir vorbei. Nur letztes Jahr im Sommer war er für ein paar Tage bei mir. Da waren ihm nämlich bei einer Schlägerei die Zähne eingeschlagen worden. Aber Dr. Brandly — jawohl, diesen teuren Zahnarzt konnte Freddy sich leisten! — hat ihm ein wunderschönes Gebiß eingesetzt. Man sieht jetzt nichts mehr.«
Die Alte stöhnte: »Tja, das ist die Jugend von heute! Prügelt sich mit üblen Gesellen herum und vergißt die alte Mutter. Aber er hat es zu etwas gebracht! Er ist nämlich Automobilverkäufer bei Chrysler.«
Ohne daß ich eine Frage zu stellen brauchte, hatte Mrs. Rateliff in ihrer Geschwätzigkeit fast alles erzählt, was ich wissen wollte.
Noch wollte ich mit der Wahrheit nicht herausrücken, denn dann war sie bestimmt nicht mehr vernehmungsfähig.
Ich fragte: »Wann war ihr Sohn das letztemal bei Ihnen?«
Mrs. Ratcliff überlegte. Ihr Gesicht hellte sich auf. Dann sagte sie: »Das ist noch gar nicht so lange her. Vor drei Tagen war es. Ich hoffe, daß er mich in der kommenden Woche ausnahmsweise wieder besucht. Er hat es mir wenigstens versprochen.«
»Ich fürchte, Ihr Sohn wird Sie nicht besuchen können«, sagte ich vieldeutig.
Die Alte starrte mich fassungslos an. Dann sank sie auf einen Stuhl, schlug die runzligen Hände vor das faltenreiche Gesicht und stöhnte: »Ich habe es ihm ja immer gesagt, daß er noch einmal mit der Polizei in Konflikt kommen wird. Jetzt haben Sie ihn sicher eingesperrt. Ach, ich habe es ja kommen sehen!«
Das schien ja sehr interessant zu werden. Ich fragte gespannt: »Mrs. Rateliff, hatten Sie bestimmte Gründe anzunehmen, daß Ihr Sohn eingesperrt werden könnte? Gefiel Ihnen vielleicht sein Umgang nicht?«
Es sah ganz so aus, als könne uns die alte Frau wertvolle Hinweise geben. Sie antwortete: »Nein, nein. Ich weiß nichts Bestimmtes. Aber als Mutter spürt man doch, wenn mit einem Kind etwas nicht in Ordnung ist. Er ist mir immer ausgewichen, wenn ich ihn nach seinen Freunden oder Freundinnen gefragt habe. Und in den letzten Tagen bin ich so unruhig, geradeso, als ob etwas mit meinem Freddy los sei.«
»Sagen Sie mal, waren Mr. Elliott und Ihr Sohn miteinander bekannt?«
»Aber natürlich. Ich glaube, Mr. Elliott hat bei meinem Sohn ein sehr teures Auto gekauft, Freddy hat mich auch Mr. Elliott als Putzfrau empfohlen. Das hat mich sehr gewundert, denn ich glaube nicht, daß er sonst bei seinen Freunden von mir jemals gesprochen hat. Er hat sich sicher meiner geschämt, wo er doch so ein feiner Herr geworden ist. Deshalb kam er auch meistens erst zu mir, wenn es schon dunkel war. Ich durfte auch Mr. Elliott nicht sagen, wo ich wohne. Aber Sie können das alles viel besser von meinem Sohn erfahren, wo Sie ihn doch schon eingesperrt haben. Was hat er denn angestellt? Sagen Sie es mir doch!«
»Mr. Rateliff«, sagte Phil langsam, »Leider werden wir Ihren Sohn nie mehr etwas fragen können!«
Die alte Frau sah uns mit weit aufgerissenen Augen an. Allmählich dämmerte ihr die Bedeutung dessen, was Phil gesagt hatte.
»Ist — ist… ihm etwas zugestoßen?« stammelte sie.
Ich überließ es Phil, der armen Mutter die Wahrheit zu sagen. Er hat darin mehr Geschick als ich. Glauben Sie mir, ich habe gute Nerven. Aber es ergriff mich, wie die alte Frau um ihren einzigen Sohn klagte.
Plötzlich sagte Phil: »Wir müssen sie hier wegbringen! Wenn die Mörder ihre Adresse ausfindig machen, ist sie keine Sekunde mehr ihres Lebens sicher. Wahrscheinlich weiß sie nicht viel, aber für die Gangster wird es auf jeden Fall zuviel sein. Sie haben ja keine Ahnung, ob Freddy seiner Mutter etwas Belastendes mitgeteilt hat oder nicht.«
»Natürlich tun wir das«, antwortete ich. »Anschließend werden wir der Wohnung des jungen Mannes einen Besuch abstatten, obwohl ich fast wetten möchte, daß wir auch da wieder zu spät auf dem Plan erscheinen. Und dann ist endlich
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