0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
und ohne jeden Versuch, das Blatt zu wenden, unter Mordverdacht verhaften ließ.
Wir betraten den Lift.
Beater schloß die Kabine mit völlig ausdruckslosem Gesicht und drückte den Knopf für den 2. Stock.
Der Aufzug hob an und surrte nach oben. Während ich den Revolver schußbereit in der Hand hielt, ließ ich Beater keinen Moment aus den Augen.
Plötzlich gab es vor dem 2. Stock einen Ruck.
Der Lift stoppte.
Gleichzeitig erlosch das Licht!
Der Aufzug steckte fest.
Mit allen möglichen Tricks hatte ich gerechnet, nur nicht damit, daß Cummings den Strom für den Lift ausschalten würde. Nun, man lernt auch als G-man nie aus.
Zum Glück hatte Phil eine kleine Taschenlampe bei sich.
Wie wild drückte ich sämtliche Bedienungsknöpfe des Fahrstuhls von oben nach unten und von unten nach oben. Es war zwecklos. Das Gefährt rührte sich mit boshafter Ausdauer keinen Zoll breit von der Stelle.
Selbst Beater verzog sein Gesicht zu einer unglücklichen Miene.
Er hatte allerdings auch allen Grund dazu. Durch diesen Trick seines Bosses, mit dem er nicht gerechnet zu haben schien, war er endgültig geliefert.
Um ihm jegliche dummen Gedanken von vornherein auszutreiben, legte ich ihm Handschellen an.
»Wenn wir Pech haben, können wir hier drin noch verhungern!« unkte Phil.
Damit hatte er gar nicht so ganz unrecht. Zwar kannte ich das Gebäude nicht genau, aber wenn der Fahrstuhlschacht dicke Mauern hatte, konnten wir Krach schlagen, soviel wir wollten, ohne daß uns jemand hören würde. Wenn unsere Männer in knapp zehn Minuten auch den Grünen Drachen ausräuchern würden, so war noch sehr zweifelhaft, ob sie eine Spur von uns entdeckten.
Ich schnauzte Beater an: »Wie hast du das fertiggebracht, Cumrhings zu signalisieren, daß wir zu ihm unterwegs seien?«
»Gar nicht!« winselte Beater. »Cummings kann von seinem Office aus wunderbar auf die Straße sehen und hat deshalb ohne Zweifel euer Kommen beobachtet. Ohne viel Fantasie konnte er sich denken, daß ihr den Grünen Drachen nicht nur wegen eines Drinks besucht. Es war also gar nicht notwendig, ihn zu benachrichtigen.«
»Cummings wird jedenfalls nicht entkommen. Der Fuchsbau ist umstellt. Und da wir nun so traut beieinander sind, können wir uns in aller Ruhe über den Mord an Freddy Ratcliff unterhalten.«
»Davon weiß ich nichts!« heulte Beater. »Cotton, Sie haben doch selbst gesehen, daß ich damals die ganze Zeit über im Lokal gewesen bin. Mit dem Mord habe ich nichts zu tun. Diese Sache können Sie mir nicht anhängen.«
»Das wird sich heraussteilen«, antwortete ich. »Jedenfalls weißt du auffällig gut darüber Bescheid. Du hast dich vorhin selbst verraten.«
Ich schwieg wieder und überlegte, wie wir aus dieser fatalen Lage herauskommen konnten.
Aber hier waren wir sicherer eingesperrt als in einer Todeszelle von Sing Sing.
»Jetzt beginnen unsere Leute die Bude zu stürmen!« stellte Phil mit einem Blick auf seine Armbanduhr fest. »Sollen wir mit den Pistolenkolben gegen die Wände oder die Decke des Kastens klopfen?«
»Reine Zeit- und Energieverschwendung!« knurrte ich. »Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, uns bemerkbar zu machen: Wir müssen unsere Revolver abschießen. Dieser Lärm wird heftig genug sein, um unsere Männer damit aufmerksam zu machen.«
Ich spannte den Hahn, drückte mit der Schulter das eine, mit der Hand das andere Ohr zu — auch Phil und Beater steckten die Finger in die Ohren — und jagte zwei Schuß in den Boden.
Die Schüsse dröhnten in dem engen Raum, als habe man in nächster Nähe eine Kanone abgefeuert. Dennoch gab ich nach einer Minute nochmals zwei Schüsse ab.
Ich stellte mir vor, wie jetzt die Polizisten fieberhaft im ganzen Gebäude herumsausten, um den Ursprung der Schüsse festzustellen. Ich wartete geraume Zeit, dann hob ich den Revolver erneut, um nochmals loszuballern. Aber Phil hielt mich zurück.
»Spare deine Munition! Unsere Leute werden schon herausfinden, wo die Schüsse abgegeben worden sind. Wenn sich in fünf Minuten nichts tut, dann hast du wieder Feuer frei!«
Er hatte kaum ausgesprochen, als das Licht in der Kabine aufflammte und der Fahrstuhl sich nach oben in Bewegung setzte. Gleich darauf hielt der vertrackte Kasten auch wie ursprünglich vorgesehen im 2. Stock, jedoch mit erheblicher Verspätung.
Unsere Kollegen staunten, als sie uns mit dem gefesselten Beater aussteigen sahen. Ich hielt mich nicht mit langen Erklärungen auf, sondern fragte sofort nach
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