0208 - Die Spur führt in die gelbe Stadt
der Grüne Drache fällig!«
Wir nahmen die alte Frau ohne viel Umstände gleich mit.
Sie war so gebrochen, daß sie alles nur teilnahmslos wahrnahm.
Der Besuch bei der Chrysler-Vertretung, für die der junge Ratclif f Autos verkauft hatte, brachte nichts Neues.
Die Leute wußten über seine privaten Verhältnisse oder sogar seinen Lebenswandel nicht Bescheid.
Es sei ihnen nur aufgefallen, daß der junge Mann in letzter Zeit ziemlich zerfahren und von sehr unterschiedlicher Stimmung war.
Kein Wunder, daran war das Rauschgift schuld.
Ich vermutete, daß Ratcliff über Elliott an die Teufelsdroge gekommen war.
Als wir Ratcliffs Wohnung, ein ebenso vornehmes wie teures Apartment in der City, durchsuchten, stellten wir fest, daß uns die Gangster tatsächlich wieder mal zuvorgekommen waren.
Verdammt, bis jetzt hatten sie noch keinen Fehler gemacht und sich nicht die geringste Blöße gegeben.
***
Nun endlich stand der Grüne Drache auf unserem Programm.
Da wir keinerlei Risiko eingehen wollten, nahmen wir zwei Streifenwagen mit Mannschaft mit.
Beim Grünen Drachen ließen wir die Beamten ausschwärmen und den ganzen Häuserblock umstellen. Vorsichtshalber gab ich ihnen die Anweisung, in das Lokal einzudringen, wenn wir uns nach Ablauf von 20 Minuten nicht wieder gemeldet haben sollten.
Dann betrat ich mit Phil die Drachenhöhle.
Zu so früher Stunde — es war gegen sieben Uhr abends — Jangweilten sich erst drei Gäste auf den Hockern an der Bar.
Mein Freund Beater erblickte mich sofort.
»Ah, Mr. Cotton vom FBI. Geben Sie uns auch mal wieder die Ehre? Was darf’s denn sein? Whisky mit oder ohne?«
Er wartete meine Antwort gar nicht ab, sondern langte hinter sich nach einer Flasche. Währenddessen redete er weiter.
»Haben Sie inzwischen den jungen Mann aufgetrieben, der sich hier so ungebührlich aufgeführt hat? Ich hätte gern seine Adresse, damit ich ihm die Rechnung für die Reinigung der von ihm verschmutzten Hose zuschicken kann.«
Der Bursche hatte Nerven!
Ich sagte: »Beater, du wirst es kaum glauben…«
»Mr. Beater heißt das immer noch. Auch für einen Bullen vom FBI!« unterbrach er mich.
»Ich werde dir gleich zeigen, in welchem Ton ich mit dir zu reden habe!« sagte ich ruhig. »Also, damit du dich keinen falschen Hoffnungen hingibst: Wir haben die Leiche des jungen Mannes gefunden!«
»Und woher wissen Sie, daß es sich dabei um den Mann handelt, der hier in der Bar war?«
»Das wissen wir sehr genau, genauer als dir lieb sein kann. Hast du schon mal etwas von Fingerabdrücken gehört? Wir haben sie an seinem Glas gefunden, und sie stimmten mit denen der Leiche überein!«
Beater ging prompt in die Falle. Er sagte mit einer wegwerfenden Handbewegung: »Mich können Sie nicht bluffen. Die Fingerabdrücke waren ja an der Leiche gar nicht…«
Er brach mitten im Satz ab. Aber er hatte sich schon verraten.
»Nun, Beater«, grinste ich ihn aufmunternd an. »Du wolltest doch noch etwas sagen?«
»Nichts Besonderes«, wehrte Beater ab. »Ich dachte nur, daß bei einer Leiche, die im Wasser gelegen hat, die Fingerabdrücke nicht mehr festzustellen sind. Das Wasser weicht doch die Haut auf.«
»Haben wir etwas von Wasser gesagt?« höhnte Phil. »Dein dummes Geschwätz kommt einem Geständnis gleich! Beater, ich verhafte dich unter dem dringenden Verdacht, Freddy Ratcliff ermordet zu haben!«
Dann rasselte Phil den bei Verhaftungen üblichen Sermon herunter.
Beater war bleich geworden. Er tastete mit den Händen unter die Theke.
»Versuch keine Tricks!« drohte ich. »Ich habe den Revolver in der Hand und mein Zeigefinger ist heute sehr nervös! Jetzt führst du uns ganz zahm zu deinem Boß!«
Beater starrte uns noch immer fassungslos an. Endlich raffte er sich zu einer Bemerkung auf: »Alles nur Bluff, Cotton! Ihr habt keinerlei Beweise! So eine unverschämte Verdächtigung lasse ich mir nicht gefallen. Ich nicht!«
»Spare dir deine einfältigen Sprüche für den Untersuchungsrichter auf!« rief ich. »Jetzt bringst du uns zu deinem Boß! Ich wiederhole: Keine Tricks unterwegs, sonst bereust du es! Und nun los! Wird’s bald?«
Wie ein geprügelter Hund schlich Beater den uns bekannten Weg zum Lift voran. Ich paßte haarscharf auf.
Im Grünen Drachen mußte man auf allerhand gefaßt sein. Aber Beater erlaubte sich keine einzige verdächtige Bewegung — aber schon dies hätte mir höchst merkwürdig Vorkommen müssen. Beater war nicht der Mann, der sich so ohne weiteres
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