0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
uns wirklich auf die Polizei verlassen.«
»Und wenn wir Jos wirklich nicht mehr finden?«
»Wir finden ihn«, sagte Zamorra. »Ich weiß noch nicht wie, aber wir finden ihn. Bis heute habe ich noch jeden aufgespürt, den ich aufspüren wollte, selbst in den Schluchten des Himalaya. Und wenn sich selbst Dämonen nicht verstecken können, wie soll es dann einem Menschen gelingen?«
Aber trotzdem machte er sich immer wieder Gedanken, wie bei allen guten Geistern Jos die Sperren durchbrochen haben konnte.
Daß er einen Helfer gehabt haben könnte, daran dachte nicht einmal Zamorra…
***
Pluton, der Dämon, war in Jos Pereiras Nähe gewesen. Pluton war ihm entgegengetreten, aber Jos hatte keine Furcht vor dem Dämon gezeigt, der von Flammen umleckt wurde.
Denn wie zuvor bei Perkins im College-Gebäude, ließ Pluton die Zeit erstarren. Er trat auf den Diamantendieb zu und nahm ihm den funkelnden Todesstein ab.
Jos rührte sich nicht.
»Warum, Sterblicher, willst du diesen Stein?« murmelte Pluton und drang in Pereiras Gedanken ein. Und da stieß er auf einen Auftraggeber. Für eine Frau hatte Jos den Diamanten besorgen sollen!
»Aha«, murmelte Pluton und veränderte den Todesdiamanten in seiner Hand. Er begann nachzudenken.
Der Diamant sollte Zamorra töten. Jos Pereira hatte ihn entwendet. Aber noch waren die Dinge unter Kontrolle. Auffällig wurde es, wenn der Diamant jetzt zu seinem Besitzer zurückkehrte. Für Plutons Begriffe hatte es schon zu viele Auffälligkeiten gegeben.
Er mußte also gestohlen bleiben. Zudem kannte Pluton Zamorra. Er wußte, daß der Meister des Übersinnlichen nicht locker lassen würde. Er hatte Verdacht geschöpft und die Spur aufgenommen. Er würde Jos also folgen.
Also konnte Jos Pereira ruhig mit dem Diamanten verschwinden. Aber da war noch etwas.
Alles hätte nicht so umständlich ablaufen müssen, wenn jene Frau den Diamanten nicht hätte erringen wollen. Ihr wollte Pluton einen Denkzettel verabreichen, daß man nicht ungestraft einem Dämon ins Handwerk pfuscht.
Jos würde Pluton zu ihr führen.
Er war jetzt nicht nur Zamorras Wegweiser, ohne es zu wissen, sondern auch der des Dämons. Und da Zamorra ebenfalls folgen würde, verlagerte sich der Ort des Geschehens lediglich, nicht aber das Geschehen selbst.
Und weil Pluton eben dieser unbekannten Frau einen Denkzettel verabreichen wollte, mußte Jos unangefochten Australien verlassen können.
So hatte Pluton ihm geholfen. Der Dämon sorgte dafür, daß Jos Pereira unbemerkt durch die Sperren gelangte und mit der ersten greifbaren Maschine nach Amerika flog.
Und Pluton war immer in der Nähe.
***
Irgendwie hatte Jos ständig das Gefühl, beobachtet zu werden, seit er das letzte Flugzeug verlassen und einen Leihwagen geordert hatte. Der Chevrolet rollte mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 55 Meilen über die Fernstraße seinem Ziel entgegen.
Es wurde Abend.
Der Zeitunterschied zwischen den beiden Hälften der Weltkugel war etwas, an das Jos sich nie richtig gewöhnen konnte. Der rasche Wechsel brachte seinen Lebensrhythmus durcheinander. In Australien gerade der Nacht entronnen, wartete jetzt schon wieder die Abenddämmerung.
Er hatte es gerade noch geschafft, in Miami einen Juwelier zu erwischen, den er kannte. Die Señorita wollte den Diamanten als Ring haben, und warum sollte er ihn dann nicht direkt fertig als Ring mitbringen? Jos liebte die Perfektion.
Jetzt war der Diamant in einen Ring gefaßt worden. Ein wenig wuchtig sah er durch seine Größe schon aus, aber Jos hatte darauf bestanden, daß der Juwelier ihn nicht verkleinert hatte -was ihm mit seinem Werkzeug auch schwerlich gelungen wäre. Der Diamant war zu hart, um sich bearbeiten zu lassen. Aber das hatte der Meister erst gar nicht feststellen können.
Für Jos hatte er Überstunden gemacht, während sein Laden längst geschlossen war. Jos rollte jetzt mit dem gemieteten Chevrolet und dem breiten und kunstvoll verschnörkelten Ring der Insel entgegen.
Immer wieder warf er einen Blick in den Rückspiegel, weil er glaubte, verfolgt zu werden, aber dann gab es doch keine Verfolger. Zumindest keine, die er entdecken konnte. Hin und wieder zog ein Streifenwagen der Highway Patrol mit etwas mehr als der erlaubten Höchstgeschwindigkeit an ihm vorbei, aber das störte ihn wenig. Es mußte mit dem Teufel zugehen, wenn die Fahndung nach ihm auch schon in Florida lief. Und solange er nicht gestoppt wurde, brauchte er hinter der getönten Scheibe
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