0209 - Im Banne der Scheintöter
Eindringen verziehen.
Schon wollte er sich zum Sprung konzentrieren, da stand einer der Alten auf und winkte ihm zu. Hajo zögerte. Er kannte den Alten.
Es war Kether der Priester, sondern ein Anhänger der politischen Neuordnung. Einer jener Revolutionäre, die niemals mit den Gegebenheiten der Gegenwart zufrieden sind und sie zu ändern versuchen. Um jeden Preis.
„Ich habe noch einige Fragen, bevor wir die Fremden empfangen, Hajo. An dich und den Großen Weisen."
„Frage", sagte der Priester. Auch Hajo nickte gnädig.
„Die Fremden - wenn sie wirklich nicht die zurückgekehrten Herren sind - sie könnten uns helfen. Warum zwingen wir sie nicht dazu?"
„Helfen?" Der Große Weise sah betroffen aus. „Wieso können sie uns helfen? Wobei denn?"
„Ich dachte schon früher daran, aber da wußte ich nicht, wer sie waren. Auch die Herren hätten uns helfen können. Wir besitzen keine Kugeln, die aus dem Himmel kommen. Die Oberen besaßen welche. Mit solchen Kugeln kann man unsere Welt verlassen.
Wenn wir die Fremden mit unserem Haß gegen die Oberen erfüllen statt mit Freude und Glück was sie ohnehin nicht wollen, werden sie das Vermächtnis unserer Rasse erfüllen. Und unser Vermächtnis heißt: Haß und Tod den Oberen!"
„Haß und Tod den Oberen!" fielen alle Anwesenden in den telepathischen Chor ein.
„Wir haben nun die Gelegenheit, unser Vermächtnis zu erfüllen", fuhr der revolutionäre Hypno fort. „Die Fremden werden uns den Weg durch den Boden zur oberen Welt bahnen. Wir werden den Kugeln folgen und über die Oberen herfallen. Nicht mit glücklichen Empfindungen, wie sie einst unseren Herren zuteil wurden, sondern mit Angst und Schrecken. Sie werden nur noch in Furcht leben und sich vor Panik bald selbst töten. Das soll unsere Rache für den damaligen Krieg und die Vernichtung unserer Herren sein. Und nun könnt ihr die Fremden holen lassen."
Der Große Weise hatte sich wieder erhoben. Er sagte zu den Versammelten: „Raguvo hat recht! Ich habe bisher nie viel von seinen Ideen gehalten, weil sie zu revolutionär und unüberlegt schienen - und sind. Doch wenn es schon nicht die Herren sind, die zu uns kamen, warum sollten wir ihren Besuch nicht zu unserem Vorteil ausnutzen? Hat Hajo uns nicht auch berichtet, daß die Fremden weiterwollen - zur oberen Welt? Wir halten sie also nicht auf, im Gegenteil: Wir drängen sie nur zur Eile. Wir wollen ja nur, daß wir den Weg zur oberen Welt finden. Die Fremden und wir haben das gleiche Ziel."
Hajo schien es an der Zeit, in die Debatte einzugreifen.
„Ich weiß, daß die Fremden friedlicher Natur sind, besonders das kleine Wesen, mit dem ich mich unterhielt. Ich bin davon überzeugt, daß es ein solches Ansinnen ablehnt. Niemals wird es uns helfen, einen neuen Krieg zu entfesseln. Wie können wir uns an Unschuldigen dafür rächen, was vor vielen tausend Jahren geschah."
„An Unschuldigen?" Der Große Weise war erstaunt und schockiert.
„Ja, denn wen wollen wir ins Unglück stürzen? Doch nur die Kinder und Kindeskinder jener Invasoren, von denen heute niemand mehr lebt. Wie können wir die Gegenwart für das verantwortlich machen, was die Vergangenheit anrichtete? Ich bin für den Frieden. Wir leben gut und glücklich auf unserer Welt, auch ohne Herren und Denker. Wir brauchen sie nicht mehr, denn unsere Rasse hat sich geändert. Früher benötigten wir die Hilfe der Herren, um existieren zu können. Der Krieg und die Vernichtung nahm uns alles, aber wir erhielten Ersatz. Die Strahlung, die unsere Herren tötete, gibt uns heute täglich neues Leben. Warum sollen wir damit nicht zufrieden sein?"
„Hajo gehört nicht in unsere Gemeinschaft", protestierte Raguvo voller Überzeugung. „Er verrät uns und das Vermächtnis der Herren. Er will keine Rache für das begangene Unrecht. Unrecht bleibt Unrecht, und wenn es Jahrmillionen zurückliegt."
„So, bleibt es das?" Hajo wußte, daß er Raguvo niemals würde überzeugen können. Vielleicht gelang das den drei Fremden. „Wer ist dann deiner Meinung nach dafür verantwortlich, daß jener schreckliche Krieg überhaupt stattfinden konnte? Die Oberen? Die Herren? Oder nicht vielleicht die Götter?"
„Die Götter...?"
„Ja, die Götter! Denn sie schufen unsere Welt - und gleichzeitig damit schufen sie die Voraussetzung dafür was später auf ihr geschah. Willst du sie dafür bestrafen? Sind sie schuld, deiner Meinung nach? Ich frage den Großen Weisen, wer hier Blasphemie betreibt. Raguvo oder
Weitere Kostenlose Bücher