0209 - Im Banne der Scheintöter
Kugel. Die C-3 war nicht mehr zu sehen. Die Ruinen der Stadt unterschieden sich kaum von dem vegetativen Gelände.
Endlich sagte Hajo: „Wir sind da. Die Weisen erwarten uns in dieser Höhle, nicht weit von hier. Wir können gehen."
Er führte sie. Gucky watschelte hinter ihm her, gar nicht zufrieden darüber, daß er sich auch noch körperlich anstrengen mußte. Hinter ihm waren Melbar und Tolot, die interessiert ihre.
Umgebung betrachteten. Sie war so bemerkenswert, daß auch Gucky seinen Ärger bald vergaß.
Die Wände des breiten Ganges waren spiegelglatt und leuchteten von ihnen heraus. Eigentlich war es kein Gang mehr, sondern eine riesige Halle mit hoher Decke. Man glaubte, in einem Dom zu sein, dessen Grenzen sich irgendwo in der Ferne verloren.
Die Luft war rein und erfrischend, das war selbst trotz der Strahlungsfilter zu schmecken. Die Temperatur hielt sich in erträglichen Grenzen.
In der riesigen Halle standen Bauten.
Die Stadt!
„Sie ist nicht zerstört worden", sagte Melbar verblüfft. „Eine Stadt im Gebirge! Warum wohnen sie dann auch draußen in den Ruinen, wenn es hier bewohnbare Städte gibt?"
Tolot blieb stehen und strich forschend mit den Fingerspitzen über die Hauswände. Dabei veränderte er erneut seine Zellstruktur, um das Material zu testen. Staunend sagte er: „Unglaublich widerstandsfähig. Eine Legierung. Man kann es nur mit sehr hohen Temperaturen bearbeiten."
„Temperaturen", fragte Melbar „wie sie vielleicht bei einer Atomexplosion vorkommen?" Tolot nickte.
„Ja, das würde ich behaupten. Die Frage, wie man diese Stadt zerstören kann, wäre damit geklärt. Nun frage ich mich nur, wie man sie erbaute..."
Niemand gab Antwort.
Hajo war ebenfalls stehengeblieben. Gucky erklärte ihm, welches Problem seine beiden Freunde beschäftigte. Der Hypno antwortete: „Darüber haben wir noch nie nachgedacht. Die Herren haben die Städte geschaffen, und es gibt keine Herren mehr. Die Städte in den Bergen sind geblieben, die anderen wurden zerstört. Wir können sie nicht mehr aufbauen, also interessiert es uns auch nicht, wie es geschah."
„Sehr einleuchtend", bemerkte Melbar, als Gucky ihm mitteilte, was der Hypno gesagt hatte. „Ihre Vergangenheit interessiert sie nicht mehr. Wahrscheinlich wurden ihnen auch die notwendigen technischen Voraussetzungen fehlen, alles zu begreifen und dort weiterzumachen wo die Entwicklung der Herren unterbrochen worden war. Ob man ein Haus betreten darf?"
Gucky fragte Hajo, aber der Hypno erwiderte: „Die Weisen erwarten uns. Wir haben schon zuviel Zeit verstreichen lassen. Vielleicht erteilen sie euch später die Erlaubnis, die Stadt zu besuchen. Gehen wir jetzt."
„Ist es noch weit?" fragte Gucky.
„Nur noch wenige Minuten. Seht ihr dort das große, runde Gebäude? Darin beraten die Weisen und Priester und Ältesten."
„Weißt du eigentlich, was sie von uns wollen?" fragte Gucky. „Sie wären doch nicht so bereitwillig auf unser Verlangen eingegangen, wenn sie nicht selbst ein Interesse an einer Unterredung hätten." Er versuchte, jetzt in den Gedanken Hajos zu lesen, aber zu seinem Erstaunen mußte er feststellen, daß so etwas wie ein Sperrblock entstand. Er konnte nur die Gedanken empfangen, die er empfangen sollte.
„Ich weiß es nicht", sagte Hajo.
Da wußte Gucky, daß Hajo ihn belog.
Der Angriff der Hypnos auf der Kaulquappe C-3 erfolgte unter ganz anderen Voraussetzungen, als sie auf der CREST gegeben waren. Funksprüche warnten Leutnant Orson früh genug.
Dann blieben die Funksprüche aus; keine Anfrage wurde mehr beantwortet. Orson gab sofort Alarm. Die Mannschaft begab sich auf Gefechtsstation. Die Offiziere versammelten sich in der Hauptzentrale. Mit sechzehn Mann war die Kaulquappe unterbesetzt und nur beschränkt verteidigungsfähig.
„In der CREST ist etwas geschehen", begann Orson. „Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es müssen Fremde in das Schiff eingedrungen sein. Trotz der Schutzschirme. Seltsam ist nur, daß Oberst Rudo keinen Alarm auslöste. Ich verstehe das nicht."
„Das Leben ist wundervoll!" brüllte Leutnant Bender plötzlich und begann hysterisch zu lachen.
Orson fuhr herum und betrachtete ihn verblüfft. Dann sah er den kleinen gelben Bären auf der Schulter des Zweiten Kommandanten sitzen. Das Tier schmiegte sich zärtlich gegen den Hals des Offiziers und schien ihm etwas in die Ohren zu flüstern.
Orson sprang hinzu und packte den Eindringling. Eine Sekunde zappelte das
Weitere Kostenlose Bücher