021 - Super-Virus aus der Hölle
dachte mit Grauen daran, daß sie noch arbeiten mußte.
Mitternacht, und dann noch Berichte schreiben und sich mit einem Stoff vertraut
machen, den sie morgen früh unbedingt beherrschen mußte…
Seltsam, diese Müdigkeit… Normalerweise war es so, daß sie um
diese Zeit erst richtig munter wurde.
Chase fuhr zusammen, als sie sah, daß die Ampel an der
Straßenkreuzung, die sie überqueren mußte, Rot zeigte. Fast wäre sie darüber
gefahren, sie bremste scharf im letzten Moment.
Hinter ihr hielten weitere Fahrzeuge.
Daß sie die ganze Zeit über schon vom gleichen Auto verfolgt
wurde, war ihr noch nicht bewußt geworden.
Dann kam sie endlich zu Hause an. Seit ihrer Abfahrt von Chi’s
Restaurant schien eine Ewigkeit vergangen.
Die junge Frau fuhr in die Tiefgarage und hatte Glück, daß der
Lift unten wartete.
Sie fuhr mit ihm in die sechste Etage. Dort wohnte Chase Meggan.
Eine kleine, bescheiden eingerichtete Wohnung. Zu teuer, um sie allein zu
bezahlen, wären nicht die monatlichen Finanzspritzen ihrer in Kalifornien
lebenden Eltern gewesen.
Sie lief den Korridor entlang. Ihr Apartment lag in der hinteren
Ecke.
Als Chase die Tür aufschloß, stand der Fremde plötzlich wie aus
dem Boden gewachsen neben ihr.
Sie zuckte zusammen.
»Wer sind Sie? Wie kommen Sie hierher? Was wollen Sie?« stieß sie
hervor. Er versetzte ihr einen Stoß in die Seite und schubste sie in die
Wohnung, ehe sie wußte, wie ihr geschah. Die Tür schlug zu. Wie ein drohender
Schatten stand der Fremde vor ihr.
»Ich will mit Ihnen reden, das ist alles. Wenn Sie tun, was ich
von Ihnen verlange, wird Ihnen kein Haar gekrümmt.«
»Ich werde schreien«, erwiderte sie erregt. »Ich werde das ganze
Haus zusammenrufen…«
»Das wäre das Dümmste, was Sie machen könnten. Beim ersten Ton
töte ich Sie…«
Unwillkürlich senkte Chase den Blick. Er hielt weder einen Dolch
noch eine Schußwaffe zwischen den Fingern.
»Ich weiß, was Sie jetzt denken«, bemerkte er rauh. »Aber solche
Dinge habe ich nicht nötig. Es gibt andere Methoden, jemand umzubringen,
lautlos und geschickt. Und vor allem, spurlos. Kein Polizist käme auf die Idee
anzunehmen, daß Sie ermordet worden wären. Sie sind eben einfach nur gestorben.
Das ist alles…«
»Sie sind wahnsinnig!«
»Nein! Ich weiß sehr genau, was ich will.«
»Wie kommen Sie überhaupt hier hoch?«
»Ich bin Ihnen gefolgt. Ich habe meinen Wagen gleich hinter der
Einfahrt in die Tiefgarage gestellt und bin über die Treppe gelaufen. Ihre
Wohnung kenne ich schon lange. Ich brauchte nur hinter dem Treppenaufgang auf
Sie zu warten und Ihnen auf Zehenspitzen zu folgen…«
»Aber warum?«
»Das will ich Ihnen alles erklären. Gehen wir in die gute Stube.«
Er schob sie vor sich her. Chases Herz schlug bis zum Hals.
Verzweifelt dachte die junge Frau über eine Fluchtmöglichkeit nach.
»Wer sind Sie?«
»Nennen Sie mich Bill. Das ist ein einfacher Name, der sich leicht
behalten läßt.«
Chase Meggan öffnete die Tür zum Wohnzimmer.
Im gleichen Augenblick war lautes Miauen zu hören, und eine
graugestreifte Katze strich um ihre Beine.
»Bessy!« sagte Chase Meggan sanft. Mechanisch wollte sie sich
bücken und das Tier auf den Arm nehmen.
»Hände weg!« kommandierte der Fremde.
»Angst vor Katzen?« Chase faßte plötzlich Mut. »Dann kann’s mit
Ihren Nerven auch nicht gut bestellt sein…«
Mit einem Fußtritt beförderte der Mann das Tier zur Seite, so daß
es wie ein Lappen in die Ecke flog, schrie und dann fauchend im Türspalt zum
Bad verschwand.
»Scheusal!« Chase hob die Hand. Der andere hielt sie fest. »Ich
habe nicht viel Zeit, und Sie auch nicht… Sie kennen Professor Tanner sehr gut,
nicht wahr?«
Chase hatte das Gefühl, als würde ihr der Boden unter den Füßen
entzogen. Tanner! Schon wieder fiel dieser Name!
»Ich kannte ihn… er ist tot.«
»Sie lügen!« Der Mann riß sie mit harter Hand herum, hielt sie
fest und starrte sie an.
Er schien sie mit seinen Blicken durchbohren zu wollen.
»Es ist die Wahrheit«, sagte Chase zitternd. »Er ist heute morgen…
tödlich verunglückt…«
»Nun, so etwas läßt sich leicht nachprüfen. Ich bin noch nicht
ganz auf dem laufenden, weil ich mich während der letzten Wochen intensiv mit Ihnen
beschäftigt habe.«
»Was hat das mit dem Professor zu tun?«
»Sehr viel… Sie sind, pardon, waren seine Geliebte.«
»Aber das ist absurd! Wir waren uns sympathisch, mehr nicht.«
»Sie waren einige Male in seinem
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