021 - Super-Virus aus der Hölle
den Sender an meinem Revers kommen…«
Da schnellte der Schatten durch die Tür.
Meggan Chase schrie auf.
Der Mann, der sich Bill nannte, kam instinktiv noch in die
Höhe.
Da traf ihn auch schon voll die Faust des unerwarteten Gegners.
Der Kopf des Eindringlings flog zurück.
Der Mann mit dem Knopf am Revers sah seinen Gegner noch wie durch
einen Nebelschleier. Die Gestalt war groß und breit wie ein Kleiderschrank. In
ihrem Gesicht prangte ein prächtiger roter Vollbart. Bill knallte gegen
die Wand, rutschte ab und blieb liegen. Iwan Kunaritschew, alias X-RAY-7,
erkannte, daß der andere für die nächsten Minuten außer Gefecht war und
kümmerte sich als erstes um die verschüchterte und verängstigte Chase Meggan.
»Ich bin die ganze Zeit schon in Ihrer Nähe, Towarischtschka«,
sagte er schnell, ehe die Studentin ihre Fragen loswerden konnte. »Erst habe
ich vor der Tür gelauscht, die ich dann mit einem Universalschüssel geöffnet
habe. Beides ist nicht die feine englische Art, ich weiß. Aber in Ihrem eigenen
Interesse war es notwendig, den letzten Rest des Gesprächs noch mitzuhören.
Erst als es wirklich gefährlich wurde, habe ich mich sehen lassen. Tut mir
leid, daß ich Sie so lange in dieser scheußlichen Lage lassen mußte,
Towarischtschka… Was wir beide erfahren haben, war sehr interessant und wirft
ein Licht auf die weiteren Pläne jenes gewissen Bill , mit dem ich mich
jetzt gern etwas näher befassen möchte…«
X-RAY-7 reichte Chase die Hand, um der Studentin behilflich zu
sein, hochzukommen. Da merkte er, daß er seine Finger nicht schließen konnte.
Sein Griff wurde kraftlos, seine Finger taub und gefühllos… Er sah die
ungeheure Anstrengung auf Chases Gesicht. Sie versuchte hochzukommen, fiel aber
auf die Couch zurück, und ihre Augen waren unnatürlich weit geöffnet! Sie
bewegte die Lippen. Aber kein Laut kam aus ihrem Mund.
Iwan Kunaritschew wankte, fiel auf die Knie und schaffte es mit
unendlicher Mühe, den Kopf zu wenden, während die Kraftlosigkeit weiter in ihm
um sich griff.
Bill stand hochaufgerichtet und starrte grinsend auf beide herab.
»Du hast dich in der Länge meiner Bewußtlosigkeit geirrt…« sagte
er, und seine Stimme troff vor Hohn. »Ein nicht wiedergutzumachender Fehler.
Ich hatte vorhin in der Aufzählung vergessen zu erwähnen, daß Gedanken von mir
auch ins Koma fallen lassen und lähmen können… hiermit möchte ich die Liste
vervollständigen…«
●
Kunaritschew, alias X-RAY-7, war nicht imstande, auch nur ein Wort
darauf zu erwidern.
Er war dem seltsamen Fremden ausgeliefert wie ein hilfloses
Neugeborenes.
Der andere schob die ebenfalls bewegungsunfähige Chase, die den
Mund zum Schrei geöffnet hatte, auf die Seite und wuchtete dann Kunaritschews
schweren Körper neben sie.
»Ein bißchen eng, ich weiß. Mit einem Doppelbett kann ich euch
leider nicht dienen. Brächte auch nicht viel, da ihr stumm wie die Fische
nebeneinander liegen müßtet…« Er lachte, als wäre ihm ein besonders guter Witz
gelungen. »Auf diese Situation war ich nicht eingerichtet, das muß ich ehrlich
zugeben. Erst zu erfahren, daß Tanner ins Gras gebissen hat, dann einen unerwarteten
Gast in Empfang zu nehmen… Das alles paßt nicht fugenlos in meine Überlegungen
und Pläne…«
Noch während er sprach, rückte er einen runden Tisch aus der Ecke
direkt vor die Couch, auf der Chase Meggan und Iwan Kunaritschew lagen.
Bill löste den flachen, schwarzen Knopf von seinem
Jackett-Kragen und legte ihn mitten auf den Tisch. Dann nahm er aus seiner
Innentasche eine flache, milchig-weiße Schale, von der er den Deckel abnahm.
Vorsichtig näherte er sich damit den beiden auf der Couch
liegenden Menschen und hielt ihnen die Schale vor die Augen. Chase und X-RAY-7
erblickten darin ein Gewimmel dunkler Punkte, die die Größe von
Stecknadelköpfen hatten.
»CXP-19«, erklärte Bill . »Damit ging Tanner einen neuen
Weg. Der Versuch mit dieser Bezeichnung ist der erste X-Versuch . Bis
dahin waren alle anderen nur CP-Experimente . Tanner fügte die Komponente
des PSI hinzu.
Er beeinflußte Leben und Gene der Viren, veränderte zum erstenmal
ihre äußere Form und vor allem ihre Größe. Makro-Viren… die erste Generation.
Sie haben eigenartige und völlig veränderte Lebensgewohnheiten. Der sie
einsetzt, ist vor ihnen gefeit. Deshalb kann ich sie bedenkenlos mit mir
herumtragen. Alle anderen aber sind auf tödliche Weise bedroht. Leben ist
Bewegung, und auf alles,
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