021 - Super-Virus aus der Hölle
Haus, nicht wahr?«
»Ja«, antwortete sie zögernd, aus Angst, vielleicht zuviel zu
sagen. »Aber aus rein beruflichem Interesse…«
»Nun«, grinste der andere, »sagen wir, auch aus beruflichem
Interesse. Und das allein interessiert mich auch. Sie haben mit ihm
zusammengearbeitet.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Demnach hatten Sie
Einblick in seine Arbeit. Und das ist der Punkt, für den wir uns interessieren.«
»W-i-r?« dehnte Chase Meggan das Wort.
»Ja, ich bin nicht der einzige. Ich habe Freunde, die wie ich
Näheres über Tanners Arbeit erfahren möchten.«
»Die Arbeit war streng geheim.«
»Auch das wissen wir. Aber Ihnen wird er das eine oder andere
gesagt haben. Tanner war auf einem völlig neuen Weg. Wir wissen nicht, wie er
es geschafft hat, aber er muß eine Substanz entdeckt haben, die bei Viren zum
Beispiel das Größenwachstum anregt.«
»Davon weiß ich nichts.«
Er schubste sie auf die Couch. Seine Miene war wie aus Stein
gemeißelt, hart und kantig, und seine Augen blickten kalt wie Eiskristalle.
»Strapazieren Sie meine Geduld nicht übermäßig«, sagte er scharf. »Sie
haben Zugang zu Tanner. Das bedeutet, daß Sie auch wissen, welche Unterlagen es
gibt und wo er sie aufbewahrt. Ich will Kopien dieser Unterlagen haben. Und
zwar innerhalb von vierundzwanzig Stunden. Aus diesen Unterlagen muß
hervorgehen, wie weit ihn die letzten Versuche gebracht haben. Er arbeitete an
einer neuen Waffe, einer Waffe, die lautlos wirkt und der man ihre
Gefährlichkeit nicht ansieht.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen…«
»Sie weigern sich also nach wie vor?«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen soll.«
»Nun, vielleicht fällt Ihnen etwas ein, wenn Sie merken, was ich
mit Ihnen anstellen kann. Sehen Sie den schwarzen Knopf an meinem Jackett?«
Sie hatte ihn bisher nicht bemerkt. Aber nun war es ihr, als würde
das flache, münzgroße Gebilde ihr ganzes Blickfeld ausfüllen. Für nichts
anderes mehr hatte sie Augen…
Die Prophezeiung der Zigeunerin! Darin spielte ein Knopf eine
Rolle… Und sie hatte noch Witze darüber gemacht. Der sich Bill nannte,
beugte sich über sie.
»Als Sie heute abend nach Hause fuhren, Chase, ist Ihnen da nichts
Besonderes an Ihnen aufgefallen?«
»Ich war auffallend müde…«
»Richtig. Haben Sie sich denn gar nicht gefragt, woher diese
Müdigkeit stammt?«
»Doch, aber schließlich kann man mal müde werden.«
»Kann… für Sie ist das um diese Zeit aber doch etwas recht
Ungewöhnliches. Sie sind ein Nachtmensch… ich wollte aber, daß Sie müde sind.
Wenn man müde ist, ist man auch weniger aufmerksam. Sie merkten zum Beispiel
nicht, daß ich seit Ihrem Weggehen aus dem Chinarestaurant hinter Ihnen herfuhr…
ich kann Ihnen noch mehr schicken als nur Müdigkeit.
Zum Beispiel einen Hautausschlag… eine schwere Krankheit… Fieber…
Herzrhythmusstörungen. Sie haben die Auswahl…«
Spätestens in diesem Augenblick wußte Chase Meggan, daß sie es mit
einem Wahnsinnigen zu tun hatte.
Er war zu allem fähig.
In ihrem fiebernden Hirn arbeitete es.
Sie mußte sich etwas einfallen lassen. Auf keinen Fall durfte sie
heftig reagieren. Den anderen auf Abstand halten, sanft mit ihm reden und Zeit
gewinnen. Vielleicht kam der Moment, wo sie einen Ausfallversuch unternehmen
konnte.
»Ich will dir meine Macht beweisen. Sicher hast du schon mal etwas
von PSI-Kräften gehört… Damit hat es zu tun. Der Knopf an meinem Revers
verstärkt bestimmte Gedanken, die ein Mensch haben kann. Mit ihm lassen sich
Einflüsse bewirken, wie ich sie dir eben schilderte. Überall in der Welt,
besonders aber bei den Großmächten, wird mit diesen Dingen seit Jahren gezielt
gearbeitet… was bisher erreicht wurde, ist in der breiten Öffentlichkeit kaum
bekannt. Die Menschen würden erschrecken, wenn sie wüßten, welche Gefahren und
Probleme auf sie zukommen. Auch Tanner wußte das. Und er ist den gleichen Weg
gegangen. Was er tat, war nicht nur ein Triumph der Chemie, sondern auch des
Geistes, ein Triumph von PSI-Kräften, die er einsetzte, um Materie zu
beeinflussen… Schauen Sie sich Ihre Hände an, Miß Chase! Die Haut ist glatt und
zart… In einer Minute wird das nicht mehr der Fall sein… Rot, rissig und voll
kleiner Geschwüre wird sie sein, die sich über Ihren gesamten Körper ausbreiten…
Kein Medikament, keine Salbe kann Ihnen helfen… nur meine Gedanken können das
Geschehen zurücknehmen… Gedanken, die auf einer bestimmten Frequenz über
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