021 - Super-Virus aus der Hölle
vollkommen…«
»Das ist ein Widerspruch«, murmelte Stenko, und er wußte noch
immer nicht, ob er wachte oder träumte. »Die Hölle kann nichts Vollkommenes
schaffen…«
»Doch! Den vollkommenen Untergang, die vollkommene Angst, den
vollkommenen Schrecken… Wie würden Sie reagieren, wenn Ihnen ein Geschöpf
dieser Art nachts auf der Straße begegnen würden? Würden Sie es vielleicht
streicheln?«
»Ich würde mich ernsthaft fragen, ob ich meine fünf Sinne noch
beisammen habe…«
Garner lachte rauh. »Diese Überlegung wäre schon zu lange.
Erkennen und handeln, ist die Stärke des Virus, der in überdimensionaler Größe
erscheint und in großer Zahl auftritt. In dieser Nacht, Stenko, wird der
Grundstein gelegt. Und es ist eine Fügung des Schicksals, daß Sie der erste
sind, der der neuen Gattung begegnet und ihr vorgestellt wird. Und es wird zum
letzten und erregendsten Einruck Ihres Lebens zählen…«
»Warum wollen Sie alles allein für sich, Tanner?« Er fuhr
zusammen, als er merkte, daß er den Fremden mit diesem Namen anredete. »Warum?
Ziehen wir nicht am gleichen Strang? Wollen wir nicht beide dasselbe? Die Macht
über andere, Tanner, das macht uns beide doch glücklich, nicht wahr? Teilen wir
uns doch diese Macht, nein, führen wir sie gemeinsam aus.
Nichts kann uns noch aufhalten. Wir werden dem Bösen dienen, in
seiner reinsten Form… wir werden die Welt beherrschen…« Stenko glaubte selbst
nicht an das, was er sagte, doch er glaubte zu wissen, wie man mit Verrückten
umging.
Wenn es ihm nur gelang, eine Gnadenfrist herauszuschinden. Wenn
der andere unsicher wurde, zögerte, dann kam seine Stunde. Tanner überrumpeln
und das Heft in die Hand nehmen…
»Teilen? Gemeinsamkeit? Wozu, Stenko?« es klang beinahe höhnisch
aus dem Mund des anderen. »Mir allein steht die Ernte zu. Ich habe auch allein
gesät. Ich werde bestimmen, ganz allein. Ich allein habe auch den Weg gefunden…«
Fehlschlag.
Stenko zerdrückte einen Fluch zwischen den Lippen. Gewißheit
erfüllte ihn mit einem Mal.
Dieses Haus war eine Todesfalle. Er hätte nicht hierher kommen
dürfen. Es waren Dinge im Werden, die er nicht hatte vorausahnen können.
Das Böse, das in diesen Mauern gedacht, gefühlt, mit jeder Faser
empfunden und gewollt worden war, es hatte seinen Niederschlag gefunden in
Tanners Arbeit. Sein Geist hatte seinen körperlichen Tod überdauert, und wirkte
nun aus dem Totenreich weiter, um zum Ziel zu gelangen.
Er wurde zum Satan auf der Erde, der sie und die Menschen
vernichten wollte. Er war Satan und Diener, denn er erfüllte den Willen des
Herrn der Hölle bedenkenlos und ohne Skrupel. Was zu Lebzeiten Tanners begonnen
hatte, nun nahm es seine letzte und reifste Form an.
Der Super-Virus aus der Hölle kam. Es bedurfte keiner Ankündigung,
keines besonderen Wortes seines Gegenüber.
Lupco Stenko wußte es einfach und wandte den Kopf auf das größte
Gefäß mit der Aufschrift CXP-23. Es war ein Gefäß, dessen Vorderwand fehlte!
Das Rascheln erfüllte die Luft.
In der Helligkeit des riesigen Labors, das die gesamte Bildfläche
des Hauses einnahm, zeigte sich ein bizarrer Schatten.
Er erstand zwischen den Glaswänden des leeren Behältnisses, das
größer war als ein Mensch, in dem bequem zwei erwachsene Menschen übereinander
und drei nebeneinander hätten stehen können.
Stenko stand da wie zur Salzsäule erstarrt.
Er wußte, daß der Tod kam.
Aus dem Nichts kam ein Schatten, und aus dem Schatten wurde die
Gestalt.
»PSI-Kräfte, psychische Fähigkeiten, sind das Lebens-Elixier der
neuen Gattung, Stenko«, vernahm er wie aus weiter Ferne. »Das Madson-House ist
der Ort der Einkehr. Hier kommen sie nach und nach an. Aber es ist nur eine
Zwischenstation. Sie erfüllen ihren Zweck nur mitten unter den Menschen. Die
Nächte werden voller Angst, Grauen und Tod sein. Solange Madson-House besteht,
kann keine Macht der Welt die Gefahr eindämmen. Es werden viele sein, die
Tanner schaffen und rufen kann… Nur eine Glaswand war abzunehmen, um das Tor zu
öffnen, dessen Vorhandensein er nicht sah, solange er lebte… wie gefällt dir
CXP-23, Stenko?«
Lupco Stenko atmete stoßweise. Die Luft schien ihm mit einem Mal
knapp zu werden. Er griff sich an den Kragen und öffnete den obersten Knopf.
Das Monster stand vor ihm. Groß wie ein Berg, es schimmerte
stählern, und sein riesiger ballonförmiger Leib war durchsichtig.
Der Rüssel schnellte auf ihn zu.
Lupco Stenko erwachte in diesem Moment
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