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0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß

Titel: 0210 - Der Magier aus dem Drachenschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aufgeladen…
    Aber gerade das war es, was er nicht begriff. Warum wurde das Feuer durch schwarze Magie gelöscht? Rain konnte doch nichts Besseres passieren, als daß er, Zamorra, in den Flammen umkam.
    »Rätsel, wie die Verwandlung von Hellebern in Kleine Riesen«, murmelte er und hustete, weil Rauch immer noch in seiner Kehle biß. Aber allmählich kam klare Luft durch das Fenster herein, das seit Sir Henrys Einzug wohl nicht mehr geöffnet worden war. Zamorra hielt Nicole auf den Armen und wankte zur Tür.
    Ein Kleiner Riese wankte ihm entgegen, den er bislang nur immer flüchtig gesehen hatte: Thor vom Hügenstein. Der massige Mann nahm ihm seine Last ab, klemmte sich auch Zamorra unter den Arm und trug ihn über die verkohlten Reste der beiden Riesenspinnen hinaus auf die Treppe, wo bessere Luft war.
    Zamorra sah die anderen nur durch Schleier.
    »Wein!« befahl Wilhelm. »Oder Cervisia! Der olle Vampir muß doch was im Geheimfach haben…«
    Eriks und Anselms Suche blieb vergebens. Sämtliche Gefäße, in denen sich einmal trinkbare Flüssigkeiten befunden hatten, waren in der mörderischen Hitze geplatzt.
    Thali, die Löwin, holte per Zeitsprung einen ganzen Krug Cervisia aus der Vergangenheit - einen, der fünf Liter faßte und gerade einem Kleinen Riesen oder einem trinkfesten Helleber angemessen sein mochte. Zamorra konnte ihn kaum heben. Ragnar und Gunnar halfen ihm beim Stemmen, und dann spülte das erfrischende Gebräu seine Kehle wieder frei.
    »Nicole«, krächzte er.
    »Der geht es prächtig«, stellte Thali fest. »Sie hat rechtzeitig das Atmen eingestellt, aber gleich haben wir sie wieder wach!«
    Zamorra verfolgte dankbar die Bemühungen der Helleber, Nicole wieder aufzuwecken. Ihre rußgeschwärzte Gestalt bot einen befremdlichen Anblick, aber Zamorra war sicher, daß er selbst auch nicht besser aussah.
    Nicole erwachte mit einem Schrei und schlug um sich, bis die anderen sie beruhigt hatten. Hastig sah sie sich um. »Wo sind die Spinnen?« stieß sie hervor.
    »Drei haben wir auf der Treppe ein wenig gekitzelt«, verriet Thali lächelnd. »Die anderen werden wohl in Sir Henrys Wohnung untergegangen sein.«
    »Es muß ein Mordanschlag Rains gewesen sein«, flüsterte Nicole. »Er hat unsere Anwesenheit gespürt und wollte uns mit diesen Bestien vernichten… aber woher kamen sie?«
    »Hier gibt’s nur kleine Spinnen, die gerade zwei Zentimeter lang sind, wenn sie sich ausstrecken«, verkündete Anselm.
    »Er wird sie mit seiner Magie zum Wachsen gebracht haben«, vermutete Wilhelm. »Etwa so, wie er auch uns verformt. Bei Crom, wenn ich diesen Burschen vor meine Klinge bekomme… noch einmal wird er uns nicht besiegen. Nicole, Zamorra… seid Ihr wieder klar?«
    Zamorra sah seine Gefährtin fragend an. Nicole nickte zögernd. »Wenn wir nicht wieder von Spinnen oder ähnlichem Getier überfallen werden…«
    »Wohl kaum«, verkündete Wilhelm sicher. »Wo sind eigentlich Erlik und Sir Henry?«
    »Geflohen«, berichtete Zamorra. »Der Vampir verschwand durchs Fenster und nahm Erlik mit… ich schätze, daß sie außer Gefahr sind.«
    »Genau das«, warf Gregor ein, »schätze ich nicht. Ich spüre etwas, das von oben kommt… Rain und… Ritter Erlik… sie wollen gegeneinander kämpfen…«
    Wilhelm wurde blaß.
    »Wir dürfen ihn nicht allein kämpfen lassen, sonst ist er verloren!« schrie er. »Mir nach!«
    Wieder stürmten sie Treppenstufen empor, der Spitze des Turms entgegen.
    Und nichts konnte sie aufhalten…
    ***
    Erlik verständigte sich durch einen schnellen Blick mit dem Vampir. Sir Henry nickte. Alles Schrullige war von ihm abgefallen. In diesem Moment wurde er zum gefürchteten, mächtigen Jäger - nur daß er auf der Seite der weißen Magie, auf der des Guten, stand.
    Ein »weißer« Vampir…
    Es gab nur eine Person, die Sir Henry Harpuloon in dieser Hinsicht nahekam: Tanja Semjonowa, die ehemalige KGB-Agentin, die sich vom Vampir zum Menschen zurückverwandelt hatte. Doch dabei hatte sie die meisten ihrer Fähigkeiten verloren, nur ein geringer Teil dessen, was ein Vampir zustandebringt, war ihr erhalten geblieben.
    Sir Henry dagegen war im Vollbesitz all seiner magischen Künste.
    Langsam breitete er die Arme aus und spreizte die Finger, an denen sich plötzlich Krallen bildeten, die Eckzähne wuchsen und schoben sich über die Unterlippe herab.
    Der Vampir bewegte sich nach links, der Helleber nach rechts. Sie nahmen Rain in die Zange.
    Der Zauberer kicherte höhnisch.

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