0210 - Drei Leichen im Garten
Gewißheit besaß, blieb er vorerst in seiner Stellung.
Das war gut so, denn eine Knochenhand besaß der Geisterjäger nicht.
Es sei denn, er hätte sich verändert. Die Hand umfaßte den Deckel und drückte ihn nach unten.
Er schwappte zu.
Suko hielt die Luft an, denn er sah den unheimlichen Gast sehr deutlich.
Es war das Skelett.
Ein abgebrühtes Wesen, dem es tatsächlich nichts ausmachte, bei hellem Tageslicht sein Versteck zu verlassen. Allerdings wurde die Straße hier auch nur wenig befahren. In der Zeit, in der Suko sich vor dem Haus aufhielt, war kein Wagen vorbeigekommen.
Das Skelett hatte freie Bahn.
Es schaute sich auch gar nicht groß um, sondern strebte dem Hauseingang zu.
Suko hinterher.
Im Entengang bewegte er sich um den Bentley herum, lief parallel zur breiten Seite des Kofferraums entlang und schlich hinter dem Knöchernen her.
Der merkte nichts.
Suko wollte es kurz machen. Er ließ die Beretta stecken und zog seine Dämonenpeitsche.. Während er ging, schlug er einmal einen Kreis über den Boden, und aus dem Griff rutschten die drei Riemen.
Sie bestanden aus einem besonderen Material. Aus der Haut eines Dämons waren sie gefertigt worden. Welcher Dämon das gewesen war, wußte Suko allerdings nicht. Er hoffte jedoch, es irgendwann einmal herauszubekommen.
Das Skelett hatte jetzt die einzige Treppenstufe erreicht. Es hob das rechte Knochenbein, setzte es auf die Platte und wollte das linke nachziehen, als Suko einen Zischlaut ausstieß.
Der Knöcherne schien zu vereisen. Dann jedoch drehte er sich herum.
Suko starrte in einen Totenschädel mit leeren Augenhöhlen, einem offenen Schlund als Mund und in zwei Löcher, wo einmal die Nase gewesen war.
Breitbeinig stand der Chinese vor dem Monstrum, die Peitsche ausgefahren, den rechten Arm dabei ein wenig vom Körper abgespreizt und jederzeit schlagbereit.
Inspektor Suko wußte nicht, daß er ein Wesen vor sich hatte, wie er es mit anderen lebenden Skeletten nicht vergleichen konnte. Dieses hier wollte nichts von ihm. Ein Rest des unsichtbaren, menschlichen Geistes steckte noch in ihm.
Der Knöcherne hob die Klaue.
Suko verstand die Bewegung falsch. Er deutete sie als einen Angriff auf seine Person und reagierte.
Eine kaum zu verfolgende Bewegung mit der rechten Hand. Waagerecht schnitten die drei Riemen durch die Luft und wickelten sich in Taillenhöhe um die gelbweiß schimmernden Knochen.
Das Skelett wurde nach vorn gerissen und flog auf Suko zu, der zur Seite sprang und die Peitsche in Gegenrichtung bewegte, so daß sich die Riemen wieder lösten.
Das brauchten sie nicht, denn ihre magische Kraft hatte das Skelett in der Mitte geteilt. Zwei Hälften lagen auf dem Boden. Ein Teil der Knochen auf der Treppe, der zweite Teil davor.
Suko sah, wie sich die Farbe veränderte, wie die Knochen grau und unansehnlich wurden und von der Dichte her auch nicht mehr so stark waren, denn sie fielen zusammen und blieben nur als mehliger Staub liegen.
Bis auf den Kopf.
Der hielt sich länger, wobei Suko eine Idee kam, als er ihn anschaute. Er bückte sich, hob den Kopf an, behielt ihn in der linken Hand und steckte die Dämonenpeitsche weg. Der blanke Schädel fühlte sich kalt und irgendwie seifig an. Wahrscheinlich würde er sich auch verändern und zu Staub werden.
Mit einem Sprung stand Suko vor der Tür. Ein hartes Lächeln hatte sich in seine Mundwinkel gegraben. Er würde es den anderen schon zeigen, denn hier war er an der richtigen Adresse. Nicht allein daß Johns und sein Koffer im Wagen lagen, auch das Skelett war Beweis genug.
Er schellte.
Ein schrilles Geräusch hallte durch das Haus. Es mußte auch oben zu hören sein.
Suko vernahm Schritte, die sich näherten. Dann wurde die Tür aufgezogen. Eine ältere Frau mit rötlichen Haaren und lauerndem Blick starrte den Chinesen an.
»Was wollen Sie?«
»Gehört der Ihnen?« erkundigte sich der Chinese freundlich und hob seine Hand mit dem Totenschädel an…
***
Die Frau zuckte nicht einmal zusammen. Sie bewahrte ihre Fassung, was Suko mißtrauisch machte, denn jeder Mensch hätte sich beim Anblick eines Totenschädels erschreckt. Die Rothaarige jedoch nahm es gelassen hin. Nur ihre Mundwinkel verzogen sich spöttisch, als sie fragte: »Soll das ein Scherz sein?«
»Leider nicht«, erwiderte Suko. »Dieser Schädel gehört gewissermaßen zu Ihrem Hausstand.«
»Was erlauben Sie sich?«
»Ich wollte Ihnen wirklich nur das bringen, was Ihnen auch gehört«, klärte der
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