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0216 - Der Pharaonenfluch

0216 - Der Pharaonenfluch

Titel: 0216 - Der Pharaonenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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Stern schien zu wissen, daß sein Besitzer ihn jetzt so dringend benötigte.
    Michael Ullich lief und lief …
    ***
    Es war ein fürchterlicher Anblick. Die ohnehin häßlich aussehende, spindeldürre Mumie war nun ohne Hände und ohne Schädel. Aber auf unerklärliche Weise wohnte noch Leben in ihr.
    »Ihr könnt mich nicht töten!« hörten alle drei Menschen die Stimme des Ramose. »Ihr könnt meinen Leib zerstören, aber mit diesen Waffen könnt ihr mich nicht töten. Ihr seid in meiner Gewalt. Und nun sterben zu Ehren der Götter dreie. Nicht durch den Stahl, aber«, hier erschütterte die Grabkammer ein meckerndes Lachen, »durch einen Hauch des Giftes. Des Giftes, das in meinem Leibe ist. Atmet nur, ihr Menschen. Atmet. Und saugt damit den Tod in euch ein. Das ist das Opfer für die Götter, das Opfer des Ramose, das …«
    »Luft anhalten!« kommandierte Professor Zamorra, als er sah, wie schwefelgelbe Wolken aus der Mumie hervorquollen. Wie Bodennebel zog der Gifthauch vorerst über den Boden der Grabkammer … Aber er wurde immer intensiver, immer dichter. Und er stieg, er kroch förmlich an den drei Menschen empor. Er umspielte ihre Füße, zog sich langsam an den Beinen empor, umschmeichelte ihre Hüfte, umwallte ihre Brust. Nur noch wenige Herzschläge und er mußte ihre Atmungsorgane erreicht haben.
    Das aber war das Ende.
    ***
    » Platz! Platz dem Landvogt!« Carsten Möbius fühlte sich beiseite gedrängt. Hinter dem melancholischen Gesicht mit dem langen, dunklen Haar kam Michael Ullichs Blondschopf zum Vorschein.
    »Hier, Zamorra! Fang!« rief er. Etwas Silbernes wirbelte durch die Luft und wurde von der emporgehaltenen Hand des Parapsychologen angezogen wie von einem Magnet.
    Professor Zamorra hätte mit seinem Sprung einen Leoparden beschämt. Der Todesschrei des Ramose durchzitterte den Raum, als der Meister des Übersinnlichen die Mumie mit dem Amulett, das ihm Michael zugeworfen hatte, berührte. Der Leib des Anubis-Priesters zerbarst. Er fiel zusammen und wurde zu dem, was er nach dem Gesetz der Natur seit Tausenden von Jahren hätte sein müssen – Staub .
    Der Terror des Mumienschädels hatte sein Ende gefunden. Zamorra sah, wie die Schatten der Götter Altägyptens wankten, schwankten und verblaßten.
    »Wir gehen – aber wir leben!« hörte Zamorra wie aus weiter Ferne noch einmal ihre Stimmen. »Wir gehen – aber wir kommen wieder. Und dann ist die Stunde da, Zamorra. Dann werden wir doch noch deine Seele trinken. Irgendwann … bald … Zamorra … bald …« verklang es in der Unendlichkeit.
    »Wie im Film«, unterbrach Carsten Möbius die Stille. »Der Held erscheint erst in letzter Sekunde!«
    »Bei deinem gefährlichen Leben solltest du eine Versicherung bei mir abschließen!« knurrte Ullich. »Ich kann ja nicht immer auf dich aufpassen.«
    Alle lachten befreit auf. Aber, obwohl der Todesnebel mit der Auflösung der Mumie verschwunden war, beeilten sie sich doch, die Pyramide zu verlassen.
    Ibrahim Hamada pries Allah und den Propheten, als er sie alle wieder heil und munter erblickte. Sicher, das waren mächtige Emire wie in den Märchen, die er von den Basaren kannte.
    Langsam wurde der leuchtende Vollmond blaß. Am Rande des östlichen Horizonts flammte es rot auf. Bald würde die Sonne als Glutball emporsteigen und Kairo in ihrem Licht baden.
    Arm in Arm gingen Professor Zamorra und Nicole Duval über das Gräberfeld von Gizeh. Überwältigt betrachteten sie das sich ihnen bietende Naturschauspiel. Ibrahim Hamada aber breitete seinen Kaftan auf dem Wüstenboden aus, wandte sich gen Osten, dem Sonnenaufgang zu und betete die Fathia-Sure und die anderen vorgeschriebenen Gebete des Islams.
    Etwas abseits davon standen Michael Ullich und Carsten Möbius. Der blonde Mann mit dem jungenhaften Lächeln blickte interessiert auf die Uhr. Carsten Möbius stutzte.
    »Ist was besonderes, Micha!« fragte er besorgt.
    »Achtunddreißig Minuten!« sagte Michael Ullich nachdenkend, »und das bei der schweren Strecke, der ungewohnten Umgebung und der Strapazen vorher … ich glaube, ich werde Björn Reise, meinen großen Konkurrenten, beim nächsten Volkslauf schlagen …«
    ENDE

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